Schatten Der Versuchung
Erniedrigung. Es kostete ihn seinen Stolz als karpatianischer Jäger, als Mann seiner Art, ihr sein dunkelstes Geheimnis anzuvertrauen, ihr zu gestehen, welche Wahl er getroffen hatte, obwohl er gewusst hatte, was unweigerlich passieren würde, und schlimmer noch, dass er nicht hatte verhindern können, unaufhaltsam auf das Böse zuzugehen.
»Razvan hatte nicht mein Wissen«, fuhr Vikirnoff fort. »Ihm wurde nicht von klein auf jahrhundertelang eingeprägt, was passieren könnte. Macht ihn das zu einem Schwächling? Ist es Verrat an allem, was wir lieben, oder wird uns die Wahl genommen und geht in dem Chaos in unserem Inneren unter, wenn alles zusammenfließt und es keine klar definierten Richtlinien mehr gibt, nur noch eine furchtbare, sinnlose Existenz?«
Sie fühlte sich wie betäubt, fast demütig, als sie in seine dunklen Augen blickte. Sie sah Schmerz, den Schmerz von Jahrhunderten der Leere und Einsamkeit. Und Furcht, sie könnte ihn von sich stoßen.
»Wie kannst du annehmen, ich würde dich zurückweisen? Warum sollte ich das tun? Doch nicht dafür, dass du deine Seele vor mir bloßgelegt hast, weil du mir sagen wolltest, dass Raz-van mich nicht bewusst verraten hat.« Sie übersäte sein Gesicht mit Küssen und ließ ihre Lippen zu seinem Mundwinkel wandern. Ihre Zunge zog verführerisch die Konturen seines Mundes nach.
»Razvan hatte vielleicht nie die Absicht, dich zu verraten. Möglicherweise ist es einfach passiert. Aber mein Verrat war bewusst, Natalya. Als dein Gefährte hätte ich deine Sicherheit über alles andere stellen und das Morgengrauen wählen sollen, als der Moment der Entscheidung kam.«
Sie küsste seinen Mund, immer wieder, bis sich seine Lippen teilten und sie sich in ihm verlieren konnte. In seiner bedingungslosen Aufrichtigkeit. In dem Opfer, das er ihr gebracht hatte. Fast hätte sie um sie beide geweint. »Das war kein Verrat, Vikirnoff«, sagte sie leise, »nur das Leben. Nur das Leben. Und es kann hart und grausam und beängstigend sein. Aber auch schön und berauschend und voller Leidenschaft, wenn man es nur will. Wir wollen es. Wir beide. Wir sind nicht bereit, es an uns vorbeiziehen zu lassen. Ich hätte mich genauso ans Leben geklammert wie du. Wie Razvan. Ich weiß nicht, ob er gerettet werden kann, doch zumindest habe ich jetzt das Gefühl, dass er sich nicht bewusst dafür entschieden hat, mich zu verraten. Dafür danke ich dir.«
Vikirnoff zog sie stürmisch an sich, strich ihr rotbraunes Haar zurück und nahm ihr Gesicht in beide Hände, um sie anzuschauen, ja mit Blicken zu verschlingen. Ungeheure Erleichterung vermischte sich mit heller Freude. Natalyas Schönheit war nicht nur eine äußerliche, sie reichte viel tiefer. Er küsste sie, als Ausdruck der Freude, dass ihr Herz so offen für ihn war.
Natalya schmiegte sich an ihn, schlang ein Bein um seinen Oberschenkel und rieb ihren feuchten, glatten Körper herausfordernd an seinem.
Vikirnoff hob sie mühelos auf und drängte sie, beide Beine um seine Hüften zu legen, damit sie offen für ihn war. Die einladenden Falten ihres Eingangs waren wie heißer Samt und köstlich eng und hielten ihn wie eine Faust umschlossen, als er tief in sie eindrang. Es war ein Wunder für ihn, wie ihr Körper seinen aufnahm. Ihre Haut war warm und weich und rieb sich bei jeder Bewegung an ihm.
Ihr Gesicht war schön im Licht der flackernden Kerzen, die weiche Schatten auf Natalyas sanfte Rundungen warfen. Beide Hände um seinen Nacken gelegt, lehnte sie sich zurück und begann einen langen, langsamen Ritt der Ekstase. Die Verzückung auf ihrem Gesicht steigerte ihre Schönheit. Vikirnoff überließ ihr die Führung, ließ sich von ihr mehrmals an den Rand eines Höhepunkts bringen, nur um zu spüren, wie sie immer wieder innehielt und seine Pulsader mit Zunge und Zähnen liebkoste. Wie sie wartete und die Erregung steigerte. Er fühlte, wie sich in ihm ein gewaltiger Orgasmus immer stärker aufbaute und sie schließlich beide mitriss.
Vikirnoff hörte seinen heiseren Schrei und Natalyas leises Stöhnen und fühlte das Zucken ihrer starken Muskeln, die ihn hielten, ebenso wie die blutroten Tränen auf seinem Gesicht.
Kapitel 16
N atalya kauerte auf den Knien vor dem Zeremoniendolch und starrte die Waffe, die zwischen ihnen auf einem kleinen Stück Stoff lag, wie gebannt an. Die Klinge war leicht gebogen, der Griff kunstvoll verziert und mit Edelsteinen besetzt. Statt wie eine tödliche Waffe zu wirken, schien der Dolch eher
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