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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Vikirnoffs Augen stand Panik, etwas, das Natalya noch nie bei ihm gesehen hatte, genauso wenig, wie sie jemals diesen bestimmten Ton in seiner Stimme gehört hatte.
    Sie langte nach seiner Hand und schlang ihre Finger in seine. »Ich bin nicht die erste Frau, die das durchmacht, weißt du. Wir schaffen das schon.« Als der Schmerz mit der Intensität eines Feuerstrahls durch sie hindurchschoss, war sie sich nicht mehr so sicher, ob das stimmte. Die Schmerzen nahmen ihr den Atem, und sie schnappte keuchend nach Luft.
    Vikirnoff wurde blass. »Verdammt, ich hätte das verhindern müssen!«
    Sein Fluchen brachte sie aus der Fassung. Er gebrauchte oft Worte seiner alten Muttersprache, fluchte aber nur selten. Sein krasser Mangel an Selbstbeherrschung bewirkte, dass sie sich mehr auf ihn als auf die Schmerzen, die sie innerlich zerrissen, konzentrierte. Vikirnoff schwitzte vor Nervosität, und sein Blick verriet nur Angst um sie.
    Als die erste Welle genügend abgeflaut war, um ihr zu erlauben, wieder zu atmen, fuhr sie zärtlich mit einer Hand durch sein Haar. »Du bist so ein Baby. Das ist mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen.«
    Ein Baby? Ihm war danach zumute, jemanden mit bloßen Händen umzubringen. Wie ein Baby fühlte er sich nicht. Er fühlte sich wie ein Berserker, ein wilder, außer Kontrolle geratener Dämon, der bereit war, alles und jeden in Stücke zu reißen. Er konnte nicht fassen, dass die Umwandlung so aussah und die Schmerzen mit der Kraft einer Sturmflut durch Natalyas Körper peitschten. Angesichts dieser Qualen war seine ungeheure Macht völlig nutzlos. »Das ist...« Mit leiser, wütender Stimme spie er eine ganze Reihe von Wörtern aus.
    »Ich will gar nicht wissen, was das bedeutet«, sagte Natalya und versuchte zu lächeln. Ihr Lächeln erstarb schnell, als die Schmerzen erneut einsetzten und sie so sehr erschütterten, dass ihr Körper zitterte. Lodernde Flammen jagten durch ihr Inneres. Sie unterdrückte einen Schrei, um das Ausmaß ihrer Qualen vor Vikirnoff zu verbergen.
    Kleine Blutstropfen traten auf Natalyas Stirn. Vikirnoff strich ihr die wirre Masse feuchter, rotbrauner Haare aus dem Gesicht. Schmale Streifen erschienen auf ihrer Haut, Schattierungen von Orange, Weiß und Schwarz, daneben dünne Blutspuren. Heller Zorn flammte in ihm auf, und er verfluchte, was und wer er war. Dass Natalya tapfer versuchte, ihn zu schonen, zerriss ihm das Herz. Er richtete sich auf, tauchte sein Hemd in das kühlste Wasserbecken der Höhle und tupfte ihr so behutsam, wie er konnte, den Schweiß vom Gesicht.
    Plötzlich stieß Natalya ihn weg und versuchte, sich aus seinem Bewusstsein zurückzuziehen, indem sie das Gesicht von ihm abwandte, aber er blieb unerschütterlich mit ihr verbunden. Das Blut rauschte laut in seinen Adern. Das hier waren Gefühle der schlimmsten Art. Er ritt mit Natalya auf einer Woge von Schmerzen und bemühte sich, ihr irgendwie zu helfen und gleichzeitig Ruhe zu bewahren. Jahrhundertelang war seine Welt ohne jede Gefühlsregung gewesen, und jetzt, als er es am nötigsten hatte, konnte er das innere Gleichgewicht, das er brauchte, um ihr zu helfen, nicht finden.
    Sie wurde weiß im Gesicht und so blass, dass ihre Haut fast grau wirkte. Die bläuliche Verfärbung ihrer Lippen ließ sein Herz vor Angst schneller schlagen, aber seine Hände waren sanft, als er ihr Gesicht und ihren Hals abtupfte.
    Sie packte ihn am Arm. »Bleib bei mir.«
    »Ich gehe nirgendwohin.«
    »Du kannst doch nicht zu einem Vampir werden, oder, Vikirnoff?«
    Er wusste, dass ihr Bruder der Grund für ihre Ängste war. Sie hatte Razvan verloren, die einzige Person in ihrem Leben, die sie wirklich geliebt hatte, und jetzt befürchtete sie, dasselbe könnte ihr mit Vikirnoff passieren. Er zog ihre Hand an seinen Mund, küsste ihre Knöchel, öffnete ihre geballte Faust und presste einen zweiten Kuss auf ihre Handfläche. »Dank dir nicht, nein. Niemals.«
    Sie versuchte zu lächeln, einen Scherz zu machen, um ihn zu beruhigen. »Dann schuldest du mir etwas. Und zwar einiges.« Es fing wieder an, dieses Brennen in ihrem Magen, das sich durch Herz und Lungen und jedes andere Organ fraß. Natalya rang verzweifelt um Atem, um eine Möglichkeit, den Schmerz nur einen Moment lang auszublenden, damit sie wieder zu sich kam. Tränen brannten in ihren Augen, und Blut lief in schmalen Bahnen über ihr Gesicht, »Tut mir leid«, wisperte sie und klammerte sich krampfhaft an seine Hand. »Ich glaube, mir wird

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