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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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wusste sie, dass sie stark sein konnte. Noch nie hatte sie erlebt, dass ein Mann sie so ansah, als würde seine Welt untergehen, weil sie Schmerzen litt. Sie konnte fühlen, wie sehr er sich bemühte, ihr die Qualen abzunehmen, und dafür liebte sie ihn nur umso mehr. Er war so stark und unerschütterlich, aber angesichts ihrer Schmerzen war es um seine Ruhe und Gelassenheit geschehen.
    Als der Schmerz wieder nachließ, strich sie mit den Fingerspitzen über sein Gesicht, um die Falten zu glätten. »Ich habe keine Angst vor dem, was hier passiert, Vikirnoff. Wirklich nicht.«
    Er fluchte wieder. Sie hatte ihn in der ganzen Zeit, die sie zusammen waren, nicht so oft fluchen hören wie jetzt. »Ich schon. Ich wusste, dass es schlimm ist, aber nicht, wie schlimm.« Er legte seine Stirn an ihre. »Es muss bald vorbei sein.«
    »Ganz bestimmt.« Sie war jetzt imstande, die Schmerzen ruhig und gefasst über sich ergehen zu lassen, weil sie für einen kurzen Zeitraum praktisch alles aushalten konnte und Vikirnoff hier bei ihr war und so mitgenommen und verstört aussah, dass sie es ihm nicht noch schwerer machen wollte.
    Vikirnoff hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Die Zeit schleppte sich dahin, jede Sekunde eine quälend langsame, endlose Folter, die ihn veranlasste zu beten, obwohl er seit Jahrhunderten nicht mehr gebetet hatte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos – oder nutzlos – gefühlt. Seine tapfere Natalya musste sich so furchtbar quälen, und zwar für ihn. Als er schließlich der Meinung war, dass es möglich wäre, sie in Schlaf zu versetzen, lächelte sie ihn an. Sie lächelte!
    Vikirnoff hätte beinahe geweint. Die Art, wie sie ihn anschaute, mit so viel Liebe in den Augen, erfüllte ihn mit Demut. Er konnte nicht fassen, wie es ihr möglich war, ihn nach diesen Qualen so anzuschauen. In ihrem Blick lag nicht nur Liebe, sondern eine Wärme, die bis in die Kälte seiner Knochen drang und ihn ins Leben zurückholte.
    Du bist wirklich ein Baby, weißt du. Ihre Stimme klang sehr erschöpft. Sie war furchtbar müde, aber sie konnte einfach nicht anders, als ihm die blutroten Tränen abzuwischen.
    Nur wenn es um dich geht. Ich werde dich für mindestens hundert Jahre in einen Turm sperren und nicht mehr rauslassen.
    So lange wird es mindestens dauern, über diese Nacht hinwegzukommen.
    Ich gebe es wirklich nur ungern zu, weil ich das Gegenmittel für das bindende Ritual so gut wie ausgearbeitet habe, aber ich habe mich bis über beide Ohren in dich verliebt. Natalya stieß einen gespielt gereizten Seufzer aus, als wäre sie über diese Tatsache sehr verärgert.
    Vikirnoffs brennende Lungen bekamen wieder Luft. Dieser kleine Seufzer reichte aus, um ihm zu sagen, dass sie immer noch Natalya, seine Kriegerin, war, und nicht klein beigeben würde. Und ich widerspreche dir nur ungern, wenn du offensichtlich nicht in der Lage bist, deinen Standpunkt zu verteidigen, aber die rituellen Worte der Bindung waren kein Zauber. Du kannst unsere Verbindung nicht aufheben.
    Sie schloss die Augen, doch auf ihren Lippen lag ein schwaches Lächeln. Dann muss ich mich wohl in mein Schicksal fügen.
    Obwohl er immer noch Tränen in den Augen hatte, brach er in Lachen aus, eine Mischung aus Erleichterung und Freude, und nahm Natalya in seine Arme, während er den Boden öffnete und die heilende, mineralienreiche Erde freilegte. »Ich bringe dich zu Bett, damit du mich nicht länger ärgern kannst. Nach dieser Heimsuchung brauche ich Zeit zum Erholen.«
    Ihre Augenbrauen fuhren hoch. Du brauchst Zeit zum Erholen?
    Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen.
    Wieder stieg der Schmerz in ihr auf, befiel ihre Organe und hielt sie mit eisernem Griff fest. Natalya hatte das Gefühl, dass sie einen Herzinfarkt bekommen könnte. Hör auf zu reden und tu etwas !
    Vikirnoff versetzte sie mit einem starken Befehl, der wahrscheinlich unnötig war, sofort in Schlaf. Er wollte kein Risiko eingehen. Lange Zeit saß er mit Natalya auf seinem Schoß da und wiegte sie sanft in den Armen, mehr um sich selbst als sie zu beruhigen. Er starrte in ihr schönes Gesicht. Wann war er so besessen von ihr geworden? Er konnte sich ein Leben ohne Natalya nicht mehr vorstellen. Ihre dichten schwarzen Wimpern bildeten Halbmonde unter ihren Augen, und ihm fielen dunkle Ringe auf, die vorher nicht da gewesen waren.
    Vikirnoff hatte sich selbst nie als gewalttätig empfunden. Er lebte in einer Welt der Gewalt und tat, was er tun musste. Die Jagd

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