Schatten Der Versuchung
schlecht.«
»Das ist gut.« Vikirnoff würgte mühsam den gallebitteren Geschmack in seinem eigenen Mund hinunter. Er wünschte sich, er könnte sie mit seinem Körper umschlingen und einen Weg finden, um sie zu beschützen und ihr jede Sekunde Schmerz zu nehmen. »Das ist gut. Es wird dir helfen, deinen Körper von Giften zu befreien.«
Sie versuchte wegzukriechen, um sich in irgendeine Ecke zurückzuziehen, aber ihr war zu elend, und sie brach zusammen, bevor sie den hinteren Bereich der Höhle erreicht hatte. Vikirnoff wollte sie anfassen, um ihr zu helfen, doch sie schüttelte den Kopf und stieß seine Hände weg. Ihre Haut war so empfindlich, dass sie keine Berührung ertragen konnte. Er ließ mit einer Handbewegung die Kerzen in ihrer Nähe erlöschen, um ihr zumindest einen Anschein von Privatsphäre zu geben, als sie sich immer wieder übergeben musste.
»Das ist ganz großer Mist«, verkündete sie, während sie sich auf den Rücken rollte, um ganz still dazuliegen und ihre Kräfte für die nächste Runde zu schonen. »Ich weiß, dass du das da« - sie zeigte auf ihr Erbrochenes – »verschwinden lassen kannst, und ich hasse es wirklich zu brechen. Also schaff es bitte weg.« Dankbar für seine Aufmerksamkeit, nahm sie die Wasserflasche, die er ihr reichte, und spülte sich den Mund aus.
Vikirnoff erfüllt ihren Wunsch und sorgte dafür, dass keine Hinweise auf ihre Übelkeit zurückblieben. »Ich möchte das gemeinsam mit dir durchstehen, Natalya. Du musst dich nicht vor mir verkriechen oder versuchen, mich zu schonen. Du bist mein Leben, und ich muss tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen. Lass meinen Herzschlag deinen bestimmen. Schöpfe mit meinem Atem Luft.« Vikirnoff konnte nicht tatenlos zuschauen, wenn sie so sehr litt. Er musste ihr irgendwie helfen.
Natalya nahm seine Hand in ihre. Es war beinahe komisch, ihn in dieser Verfassung zu sehen. Ihr großer, schlimmer Karpa-tianer zitterte tatsächlich am ganzen Leib. Noch dazu sah er so aus, als beginge er am liebsten einen Mord. Wer hätte gedacht, dass er so reagieren würde? »Was machst du, wenn ich einmal ein Baby bekomme?«
Sein Gesicht erbleichte sichtlich, und seine Augen wurden noch dunkler. »Daran will ich jetzt nicht denken. Noch lange nicht. In ein paar Jahrhunderten vielleicht. Vielleicht auch nie, wenn es so ähnlich wie das hier ist.«
Die nächste Welle begann sich aufzubauen, und Natalya warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Er strich ihr Haar zurück und bemerkte, dass sich auf ihrer Haut und ihren Haaren wieder die Streifen in Orange, Schwarz und Weiß abzeichneten und sich deutlich von der fahlen Blässe ihrer Haut abhoben. »Halte durch, Liebes, und atme mit mir. Ein langer, tiefer Atemzug wird dir über den Schmerz hinweghelfen.«
Ihr Blick hing an ihm, und ihre Hand klammerte sich so fest an seine, dass er glaubte, sie würde ihm die Knochen zerquetschen, aber sie passte sich seinen langen, tiefen Atemzügen an und kam so über die schlimmsten Schmerzen hinweg. Ihr Körper bebte, und die winzigen Blutstropfen, die aus ihren Poren sickerten, beunruhigten sie beide, doch sie schaffte es, die Welle ohne Krämpfe zu überstehen.
»Ich will meine Tigerin nicht verlieren.« Natalya hob den Kopf, als Vikirnoff einen Arm um ihre Schultern legte und sie stützte, damit sie sich wieder den Mund ausspülen konnte. »Meine Tigerin ist bedroht, und dagegen wehrt sie sich. Ich will sie nicht aufgeben. Sie ist ein Teil von mir wie die Luft, die ich atme.« Ihre Stimme klang ängstlich, und in ihren Augen lag eine stumme Bitte.
»Bei der Umwandlung werden Organe und Gewebe neu gebildet; im Grunde wirst du noch einmal geboren, und zwar als Karpatianerin. Aber ich kann deine Streifen immer noch sehen. Es entspricht deiner Natur, eine Tigerin zu sein, nicht deiner Spezies. Ich glaube nicht, dass du einen Teil deines Wesens verlieren wirst.« Er strich ihr die feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Du wirst immer Natalya sein, und die Tigerin ist Teil deiner Seele. Ich kann ihre Nähe fühlen. Du wirst sie nicht verlieren.« Er wiederholte die beruhigenden Worte gerade, als die nächste Schmerzwelle mit solcher Wucht einsetzte, dass Natalya in die Höhe schnellte und wieder auf den Boden prallte, so hart, dass ihre Knochen zu brechen drohten.
Ihr Blick war unverwandt auf Vikirnoff gerichtet. Er war ihr Rettungsanker. Als sie ihn anschaute und die Verzweiflung und die Sorge sah, die ihm ins Gesicht geschrieben standen,
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