Schatten Der Versuchung
über die Schulter einen strengen Blick zu, aber er schien es nicht zu bemerken.
Raven lachte. »So sind sie alle. Ich denke, es liegt an ihrem Alter. Sie sind vor so langer Zeit zur Welt gekommen und haben es einfach noch nicht aus der Höhle heraus geschafft.«
»Was weißt du über das Gift, von dem Manolito uns erzählt hat?«, fragte Mikhail Natalya. »Hast du es schon einmal gesehen?«
Sofort herrschte Schweigen. Die Männer hatten zusammen in einer Ecke gestanden und sich unterhalten, aber jetzt galt ihre Aufmerksamkeit ausschließlich Natalya. Sie blieb unbewegt stehen und ließ ihre Finger am Heft ihres Messers auf und ab gleiten.
Mikhail legte einen Arm um Raven, zog sie an sich und strich mit seinen Lippen kurz über ihr Haar. Es war eine kurze, innige Geste, die Natalya sehr liebenswert fand. Ein Mann, der seine Gefährtin liebte, konnte nicht so schlecht sein. Sie spähte verstohlen zu Vikirnoff Er vertraute dem Prinzen viel mehr, als sie es tat. »Ich müsste die Zusammensetzung sehen.«
Mikhail übertrug die Bilder und Informationen mühelos in Natalyas Kopf. Er ging dabei schnell vor, ohne Vorankündigung oder höfliches Bitten. Offensichtlich hatte er trotz ihrer Schutzbarrieren einen Pfad zu ihrem Bewusstsein, und das verunsicherte sie sehr.
Er kann das nur über mich, beruhigte Vikirnoff sie.
Natalya nahm sich Zeit, um die Zusammensetzung des Giftes zu untersuchen, und ignorierte die Gespräche, die um sie herum stattfanden.
Normalerweise war Natalya in Gesellschaft anderer nicht nervös, weil sie nie etwas zu verlieren hatte. Aber jetzt wurde ihr bewusst, wie eng Vikirnoff mit diesen Leuten verbunden war. Er hatte sie seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen, doch er dachte an sie, kämpfte für sie und identifizierte sich mit ihnen, ob es ihm bewusst war oder nicht. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, indem sie etwas Falsches sagte oder tat. Sie hatte eine ziemlich freche Klappe, und sie angesichts einer so geballten Ladung Testosteron im Zaum zu halten, würde nicht ganz leicht sein.
Sofort überflutete Vikirnoff ihr Inneres mit stillem Lachen und Wärme. Ich freue mich schon auf die Show.
Ha, ha, ha. Freut mich, dass du auf Feuerwerke stehst. Sie warf ihm ein kurzes Grinsen zu.
Ich mag Feuerwerke sogar sehr.
»Ich erkenne Teile dieses Giftes wieder, aber es ist nicht ganz wie meines. Einige meiner früheren Experimente wurden hierbei mit berücksichtigt.«
Mikhail nickte. »Gary Jansen entwickelte vor einiger Zeit ein Gift gegen uns, und Teile seiner Rezeptur wurden mit den neueren Chemikalien gemischt.«
»Die Vampire haben sich eindeutig gegen uns verschworen«, sagte Falcon. »Und offensichtlich schon seit einer ganzen Weile.«
»Xavier ist ebenfalls daran beteiligt«, verkündete Vikirnoff und griff nach Natalyas Hand. »Er lebt, und er hat sich mit den Brüdern Malinov verbündet.«
Noch während Vikirnoff sprach, betrat ein weiterer Mann das Zimmer. Er war groß und breitschultrig und hatte dichtes schwarzes Haar und auffallend grüne Augen. »Dass Xavier lebt, überrascht mich nicht im Geringsten.« Sein Blick wanderte an Vikirnoff vorbei und blieb an Natalya hängen. Der Mann erstarrte. Einen Moment lang sah es so aus, als hätte er aufgehört zu atmen. »Du bist Rhiannons Ebenbild.«
Sein durchdringender Blick schien bis in ihr Innerstes zu schauen und jede dunkle Tat zu sehen, die sie je begangen hatte. »Rhiannon war meine Großmutter«, sagte Natalya.
»War?«
Normalerweise hätte sein herrischer Unterton sie irritiert. Vikirnoff schob sich schon zwischen sie und den Fremden, aber ob zu ihrem Schutz oder dem des Fremden, wusste sie nicht. Irgendetwas an dem Mann stimmte sie traurig. Wer er auch war, er hatte eine geradezu unheimliche Ähnlichkeit mit ihrem Vater. »Xavier hat Rhiannon vor langer Zeit getötet«, antwortete sie.
»Sie ist tot?« Obwohl das Gesicht des Mannes unbewegt blieb, war sie überzeugt, dass ihn die Neuigkeit schwer traf. »Bist du sicher?«
»Ich habe Zugang zu den Erinnerungen von Gegenständen, insbesondere, wenn sie mit Gewalttaten verbunden sind. Xavier benutzte sein bevorzugtes Zeremonienmesser, um sie zu töten. Über das Messer konnte ich sehen, wie es geschah. Auch Vikirnoff war Zeuge.« Der Mann schloss die Augen, als hätte er Schmerzen. »Es tut mir leid«, fügte Natalya hinzu. »Hast du sie gekannt?«
»Verzeih mir, kleine Schwester. Ich hätte mich vorstellen sollen. Ich bin Rhiannons Bruder Dominic. Ich habe lange
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