Schatten Der Versuchung
davon war gut. In dieser Gegend wimmelt es von Vampiren.«
»Das liegt daran, dass ich hier bin. Sie folgen mir jetzt ständig, und zwar schon eine ganze Weile. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, dass sie mich vorher jahrelang in Ruhe gelassen haben.«
»Was erklären würde, warum du nicht wusstest, dass man das Herz verbrennen muss.«
»Es war ziemlich lästig.«
»Das kann ich mir vorstellen. Hast du eine Ahnung, warum sie hinter dir her sind?«
Natalya zog ein enges T-Shirt über ihren Kopf und kam heraus. Vikirnoff war bereits vollständig bekleidet, und im Vergleich zu ihm fühlte sie sich sofort schlampig. Selbst sein Haar war glatt und ordentlich, und auf seinem Hemd war weder Blut oder auch nur eine Falte zu entdecken. Er hielt sich ein bisschen gebeugt, aber seine Kleidung war perfekt. Sie schob ihre Füße in dicke Socken und feste Schuhe und legte das Schulterhalfter für ihre Pistolen und zusätzliche Munition um. »Arturo hat gesagt, dass ich eine Kleinigkeit für ihn erledigen soll.« Mehr als alles andere wünschte sie sich für Vikirnoff einen Ort, wo er sich ausruhen und seine Verletzungen auskurieren konnte. Da sie wusste, dass es zwecklos wäre, mit ihm darüber zu reden, versuchte sie es gar nicht erst.
Vikirnoff beobachtete, wie sie verschiedene Waffen in die Schlingen und Fächer ihrer Kleidung steckte, und bewunderte unwillkürlich, wie routiniert sie mit den Waffen umging. Sie wusste, was sie tat, und war offensichtlich im Gebrauch jeder einzelnen Waffe, die sie bei sich trug, geschult, vor allem mit dem Schwert wirkte sie sehr sicher. »Und du hast keine Ahnung, was das sein könnte?«
Natalya schüttelte den Kopf. »Aber in letzter Zeit verspüre ich das zwanghafte Bedürfnis, in die Berge zu gehen und eine ganz bestimmte Höhle zu suchen.« Sie sagte es so beiläufig, wie sie konnte, ohne das lähmende Grauen zu erwähnen, das sie häufig empfand.
Sein Blick fixierte sie, dunkel, eindringlich und abschätzend. ›»Zwanghaft‹ ist ein starkes Wort.«
»Es ist auch ein sehr starker Zwang.« Sie hatte es niemandem außer Razvan erzählt, und auch das nur in ihren Träumen. Von dem Moment an, als ihr klar geworden war, dass sie unter einem äußeren Zwang handelte, verspürte sie Angst bei der Frage, wer oder was es geschafft hatte, ihre Schutzbarrieren zu überwinden und Macht über sie zu gewinnen. Sie betrachtete Vikirnoffs Gesicht. Er war oft in ihrem Bewusstsein, trotzdem nahm sie es kaum wahr, und das war beunruhigend. Sie war mächtig, und sie hatte ihre Barrieren. Was hatte ihre übernatürlichen Fähigkeiten so sehr eingeschläfert, dass Vikirnoff in der Lage gewesen war, ihre Schutzschilde zu überwinden und in ihr Bewusstsein einzudringen? Das war eine Frage, mit der sie sich beschäftigen musste, sowie die Vampire nicht mehr Jagd auf sie machten.
Er schüttelte den Kopf. »Ich war es nicht. Erlaube mir, nach unsichtbaren Fäden zu suchen. Es gibt immer einen Pfad, der zum Urheber zurückführt.«
Sie schnappte nach Luft und trat einen Schritt zurück. »Nein. Ich habe schon gesucht und nichts gefunden. Ich will nicht, dass du durch meinen Kopf geisterst.«
Seine Miene verhärtete sich. »Ich habe aus Höflichkeit um deine Erlaubnis gebeten.«
Sie knirschte mit den Zähnen. »Machst du das mit Absicht?«
»Was?«
Sie griff nach ihrem Rucksack und packte zwei Wasserflaschen ein. »Mich zur Weißglut zu bringen.«
»Vielleicht ist es eine Gabe.«
Sie unterdrückte ein Lächeln, als sie den Rucksack schulterte und aufstand. Sein Ton war spöttisch und hatte einen rauchigen und sehr sinnlichen Klang, der einen durchaus schwach werden lassen konnte, aber die Tatsache, dass er versuchte, sie zum Lachen zu bringen, war es, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
»Ich gehe in die Berge. Sie werden mir folgen und Slavica und ihre Familie in Ruhe lassen.« Sie sah ihn an. »Kommst du mit?«
»Natürlich.«
»Bist du kräftig genug, um mich hier heil herauszubringen?« Ihr Kinn war herausfordernd gereckt, aber in ihren Augen spiegelte sich Unsicherheit wider. Mehr als das. Erwartung und Hoffnung lagen darin.
Endlich. Endlich konnte er ihr etwas geben. Er stählte sich für die bevorstehenden Qualen und warf ihr ein träges Grinsen zu. »Du willst fliegen.«
»Wenn du schon vorhast, wie eine Klette an mir zu hängen, kann ich wenigstens ein bisschen Spaß dabei haben.« Natalya zuckte die Schultern und versuchte, unbeteiligt auszusehen, obwohl sie insgeheim so sehr
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