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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sein Fleisch, an seine Knochen.
    Der Geruch ihres Blutes, der Klang des Lebens, das in ihren Adern pulsierte, rief nach ihm und lockte ihn. Hunger befiel seinen Körper ebenso wie seinen Geist, aber er bezwang ihn, indem er auf tausend Jahre der Selbstbeherrschung zurück-griff, sein Bewusstsein von allen erotischen Bildern reinigte und stattdessen die Gestalt eines riesigen Vogels heraufbeschwor.
    Ein kleiner Laut entschlüpfte Natalya, als seine Knochen knackten und sich streckten, um sich den Flügeln und dem Körper einer Eule anzugleichen, die groß genug war, mit einer Frau auf dem Rücken durch die Luft zu jagen. Schillerndes Gefieder bedeckte seinen Körper, und seine Hände wurden zu scharfen Krallen, die das Geländer des Balkons umklammerten. Jede Zelle seines Körpers litt Schmerzen, die alle anderen Empfindungen überschatteten, und Vikirnoff musste alles, was er sich im Lauf der Jahrhunderte an Disziplin angeeignet hatte, einsetzen, um die Gestalt der Eule aufrechtzuerhalten. Er zitterte vor Anstrengung am ganzen Leib, und seine Lungen brannten, als er sich bemühte, den Schmerz in den Griff zu bekommen.
    »Das ist fantastisch!«
    Die helle Freude in Natalyas Stimme wog die schrecklichen Qualen auf, die er litt, sämtliche Schmerzen seiner verletzten Muskeln und Organe. Er wusste nichts über Frauen und noch weniger über Gefährtinnen des Lebens. Ihm war klar, dass er praktisch jeden Fehler beging, den man nur begehen konnte, aber er wusste nicht, warum. Er hatte ein viel längeres Leben hinter sich als Natalya, bei Weitem mehr Erfahrungen und dazu den natürlichen Impuls, sie zu beschützen, und trotzdem schien es sie zu beleidigen, wenn er versuchte, sein Wissen an sie weiterzugeben oder sie vor Gefahren zu schützen. Aber jetzt gab er ihr das hier – diese ganz einfache Sache, und sie war hingerissen. Ihr Entzücken nahm ihm seine Schmerzen, wie es nichts anderes vermocht hätte.
    Lachen stieg in Natalya auf und sprudelte aus ihr hervor, als Vikirnoff sich mit einem Satz in die Luft warf und aufstieg, indem er mit seinen gewaltigen Flügeln schlug und sich über dem Gasthaus in die Höhe schraubte. Er umgab sie beide mit einer Tarnung, um zu verhindern, dass die Dorfbewohner sie entdeckten, aber er war sicher, dass die Leute Natalyas Lachen hören konnten, als der Vogel hoch in den Himmel stieg.
    Er flog über die sanften Hügelkuppen, auf denen einige Bauernhöfe verstreut lagen. Die scharfen Augen der Eule entdeckten eine Gruppe von Männern, die gerade zu einem Bauernhaus zurückgingen und dabei unsicher in Richtung Norden spähten. Wir brauchen Blut.
    Natalya hielt sich gut fest, als der große Vogel sich nach unten sinken ließ und von einer Heugarbe auf den Boden sprang. Als sie von seinem Rücken glitt, beobachtete sie fasziniert, wie Vikirnoff völlig mühelos seine Gestalt wechselte. Einen Moment lang erhaschte sie einen Ausdruck von Schmerz in seinen Augen, bevor er sich umdrehte und auf die Bauern zuging. Sie behielt den Himmel im Auge. Die dunklen Wolken türmten sich auf, blieben aber weit oben im Norden. Sie konnte spüren, wie die Berggipfel unablässig nach ihr riefen und sie anlockten. Sie konnte nicht zurück, egal, wie groß die Gefahr sein mochte. Es war fast, als wäre sie einer der unglaublich dämlichen Teenager aus einem Horrorfilm, die genau dorthin gingen, wo Freddie mit seinen stählernen Klauen wartete.
    Schon wieder dieser Freddie! Wie oft hast du dir die Filme eigentlich angeschaut? Vikirnoffs Stimme klang leicht belustigt.
    Natalya warf ihm ein schnelles Grinsen zu. »Das ging aber schnell. Hast du schon mal davon gehört, dass man seine Mahlzeiten genießen soll?«
    Er beugte sich zu ihr vor, bis sie nur noch ein Atemhauch trennte. »Das geht nur bei dir.«
    Natalya zeigte auf die Berge. »Ich muss da hin, Vikirnoff.« Sie würde jetzt nicht in seine Augen schauen und sich in ihren Tiefen verlieren.
    Vielleicht ist genau das schon passiert, und du weißt es nur nicht.
    »Träum weiter, Kumpel.« Sie schnippte mit den Fingern. »Wo bleibt mein Ritt?«
    Beim zweiten Mal war es leichter, vor allem, weil er jetzt seinen Hunger gestillt hatte. Sowie er in der Luft war, glitt Vikirnoff im Tiefflug über Hügel und Felder, sodass Natalya die Landschaft gut erkennen konnte. Sie war völlig furchtlos und im Fliegen ein Naturtalent. Ihr Körper war so sehr auf seinen abgestimmt, dass sie ihr Gewicht immer genau im richtigen Moment verlagerte.
    Vikirnoff entnahm die genauen

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