Schatten Der Versuchung
sein Körper litt. Sie spürte, wie er hart wurde, und hörte, wie sein Atem mit einem Zischen entwich. Er schmeckte anders als alles, was sie je gekostet hatte, und sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Sie wollte alles. Sie fuhr mit ihrer Zunge über die kleinen Bisswunden, trat zurück und hob ihre Arme, um ihr Hemd auszuziehen.
Hinter Vikirnoff bebte der Boden, und irgendetwas unter der Erde bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit in ihre Richtung. Natalyas Knöchel brannten, als hätte das Wesen, das sie im Wald unter die Erde gezerrt hatte, sie wieder gepackt.
Kapitel 7
U nter der Erde hat sich etwas bewegt!« Natalya fuhr zurück und bückte sich, um sich ihre schmerzenden Knöchel zu reiben. »Glaubst du, es ist dasselbe Vieh, das mich letzte Nacht gepackt hat?« Sie schauderte und wich noch einen Schritt zurück. »Der Boden hat sich bewegt, Vikirnoff, ich habe es gesehen. Sei vorsichtig! Es könnte hinter dir her sein. Das haben wir wirklich verdient ! Warum haben wir uns auch wie sexhungrige Teenager in einem Horrorfilm aufgeführt?«
Vikirnoff hob sie auf und setzte sie auf den Felsvorsprung, durch dessen Oberfläche sich ein zentimeterbreiter gezackter Spalt zog. »Mir passiert schon nichts. Du bist ja richtig besessen von deinen Filmen, Natalya. Ich glaube, diese Machwerke haben keinen guten Einfluss auf dich.«
»Aber ich hätte es besser wissen müssen, statt herumzu-knutschen, wenn in der Nähe eine tödliche Gefahr lauert. Pass bitte auf! Der Trollkönig könnte jeden Moment aus der Erde bersten und dich in eine garstige Höhle verschleppen. Ich müsste dich wieder mal retten und ... «
Er schüttelte den Kopf und warf ihr ein faszinierendes kleines Lächeln zu, das sofort ihre Aufmerksamkeit fesselte und jeden zusammenhängenden Gedanken verscheuchte, bevor sie ausreden konnte. »Deine Fantasie geht mit dir durch. Sag mir, was du tun willst.«
»Ich will so schnell wie möglich weg von hier, aber ich kann es nicht. Ich muss in die Höhle gehen und mich endlich von diesem Zwang befreien.« Sie packte Vikirnoff am Hemd. »Ich weiß, dass du daran denkst, mich wegzubringen, doch ich müsste auf jeden Fall wieder herkommen und würde dann ohne dich suchen. Tu das bitte nicht, Vikirnoff.«
Er sah die Verzweiflung in ihren Augen. »Ich weiß, dass du es tun musst, Natalya. Ich gehe diesen Weg mit dir. Wenn Freddie oder der Trollkönig dich ärgern wollen, halte ich sie dir vom Hals, bis wir hier fertig sind.«
Natalya ließ langsam den Atem entweichen, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Vikirnoffs Lippen. »Komm zu mir auf den Felsen, bevor dich dieses Ding bei lebendigem Leib verschlingt.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Einer von uns muss auf dem Boden bleiben, um die Öffnung zu finden. Ich weiß, dass sie irgendwo hier bei dem Felsen ist. Wir müssen gut auf Fallen achtgeben. Die Höhle will nicht, dass wir sie betreten.«
»Dann mal viel Glück.«
Er lachte leise. »Hab ich mir gedacht, dass du das sagen würdest.«
»Na ja, ich bin der praktische Typ.«
Vikirnoff sondierte das Terrain, indem er mehrmals die Front und die Seiten des Felsvorsprungs abging. Natalya hatte recht. Nicht nur, dass sich etwas unter der Erde bewegte, es folgte jedem seiner Schritte. Der Boden wölbte sich leicht, als versuchte irgendetwas Großes, sich in Schlangenlinien parallel zu ihm zu bewegen. Ihm fiel außerdem auf, dass das Wesen jedes Mal, wenn er stehen blieb, zu dem Felsen raste, auf dem Natalya kauerte, und sich so still verhielt, als würde es mit der Erde verschmelzen. Der Nebel ringsum wurde dichter und trieb mit kalten Windstößen auf sie zu, legte sich aber um den kleinen Gipfel, statt einfach über den Berg hinwegzuwehen. Stimmen heulten und stöhnten, und etwas Dunkles und Schemenhaftes bewegte sich in den Nebelschwaden.
»Okay, jetzt wird es echt gruselig«, stellte Natalya fest. »Und ich denke nicht daran, meine Füße auf den Boden zu setzen, solange auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass diese behaarte Kreatur mit Eispickeln statt Fingern irgendwo in der Nähe lauert.« Sie schaute sich um und musterte eingehend den Boden und die Felsen. »Es muss hier einen Eingang geben. Warum sollte es so gut bewacht sein, wenn es nicht die richtige Stelle wäre?«
»Der Eingang ist hier«, stimmte Vikirnoff ihr zu, ohne den Blick von dem schwankenden Boden zu wenden. Kleine Pflanzen krümmten sich wie Würmer, als das unbekannte Wesen unter der Erde sie aufstörte.
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