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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Beinen zu halten. Aber auch seine Kraft hatte Grenzen, und Natalya würde ihn in künftigen Kämpfen brauchen.
    »Geh jetzt, Vikirnoff. Ich meine es ernst.«
    »Zuerst möchte ich mich vergewissern, dass du hier in Sicherheit bist. Heb die Schutzschilde auf und geh in dein Zimmer.«
    Sie konnte nicht mehr klar denken. Ihr Blut kochte, und ihr Körper fühlte sich verspannt an und sehnte sich nach Erfüllung. Sie holte tief Luft und zwang ihren Verstand, wieder wie gewohnt zu funktionieren. Wenn sie sich auf die Schutzschilde konzentrierte und nicht mehr daran dachte, dass Vikirnoff fortging, würde sie bald wieder in Ordnung sein.
    Das Zimmer war genauso, wie sie es zurückgelassen hatten. Sie warf ihren Rucksack in eine Ecke und setzte sich auf den kleinen Sessel vor dem Fernseher, für den sie extra bezahlt hatte. Ebenso wie die Wände und das Bett war er mit bunten Stoffdecken behängt, und zwar so großzügig, dass sie kaum den Bildschirm sehen konnte. »Ich komme schon zurecht. Du siehst ja, dass niemand hier ist und auch in unserer Abwesenheit keiner hier drinnen war.«
    »Es wird nicht leicht werden. Von einem Gefährten getrennt zu sein, ist extrem problematisch. Ich habe es natürlich noch nicht selbst erlebt, habe aber gehört, dass der Trennungsschmerz überwältigend ist, weil wir ständigen Kontakt zum Bewusstsein des anderen brauchen. Ich werde schlafen und für dich unerreichbar sein.«
    »Bilde dir bloß nichts ein, Vik.« Sie verschränkte die Arme über ihrem schmerzenden Magen und brachte ein Lächeln zustande. »Immerhin bin ich ein, zwei Jahrhunderte ohne dich klargekommen. Ich denke, ich kann es schaffen.«
    »In dir werden sich Zweifel regen, Natalya. Du wirst befürchten, dass ich tot bin. Du hast gerade erst einen schweren Schock überstanden. Es wird dir schwerfallen, nicht in tiefen Gram zu verfallen.«
    Ihre Augenbrauen fuhren hoch. »Gram? Nicht nur Gram, sondern noch dazu tiefer Gram? Ich denke, ich werde es überleben. Die Sonne geht auf, und du verschwendest Zeit. Geh jetzt, bevor ... « Natalya verstummte. Sie wollte, dass er ging.
    »Versuch nicht, die Vergangenheit zu erreichen, indem du das Zeremonienmesser anfasst, Natalya«, ermahnte Vikirnoff sie.
    »Ich bin bei klarem Verstand und habe es bisher ganz gut geschafft, allein zurechtzukommen«, antwortete sie. »Du willst bloß Zeit schinden.«
    »Gib mir dein Wort.«
    Allmählich verlor sie die Nerven. »Ich gebe dir mein Wort, aber du sagst mir noch einmal den ersten Satz.«
    Jetzt zog er die Augenbrauen hoch. »Den ersten Satz?«
    »Des bindenden Zaubers. Ich will, dass du es noch mal in deiner Sprache sagst.« Sie hob ihr Kinn. »Du bist hier nicht der einzige Linguist. Ich spreche mehrere Sprachen und bin sehr gut darin, Sachen zu entschlüsseln.«
    »Du bist also immer noch entschlossen, das, was ich getan habe, aufzuheben?«
    »Ja.« Sie wusste nicht, inwieweit das noch zutraf, aber zum Teufel mit ihm, er wollte gehen, und schon benahm sie sich völlig untypisch: wie ein quengeliges Kleinkind, das demnächst zu heulen anfangen würde. Erst hatte sie ihn praktisch angefleht zu bleiben, und als das nichts half, versucht, ihn zu verführen. Anscheinend kannte sie keine Scham, wenn es um ihn ging, und das passte ihr ganz und gar nicht.
    Seine Augen wurden wieder hart. »Te avio päläfertiilam.«
    »Das ist nicht so schwer. Wenn Sprachen sich rückläufig entwickeln, werden häufig Wörter ausgelassen, zum Beispiel Verben. Wörtlich müsste es heißen ›du meine mir angetraute Frau‹.« Sie schaute ihn triumphierend an. »Du hast mich buchstäblich geheiratet, dich mit mir vereint, uns nach Art deines Volkes aneinander gebunden.«
    »So ist es.«
    »Ich bin bereit für den nächsten Satz, es sei denn, du hast Angst, ich könnte es tatsächlich rückgängig machen«, forderte sie ihn heraus.
    Er beugte sich unvermittelt vor und stützte seine Hände neben ihrem Kopf an die Wand, als wollte er sie gefangen halten. »Es wäre für mich ohne Bedeutung. Du bist die Gefährtin meines Lebens, ainaak enyém, für immer mein, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich gebe nicht her, was mir gehört. Brüte ruhig über einer Möglichkeit, wie du die rituellen Worte aufheben kannst. Vielleicht hilft es dir, dich abzulenken und die nächsten Tage und Nächte ohne mich leichter zu überstehen.« Er küsste sie hart und fordernd, als wollte er ihr sein Zeichen aufprägen und sie daran erinnern, dass sie tatsächlich ihm gehörte – und es

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