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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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weiß nicht... «
    »Vertrau deiner Tante Lexa. Das ist wahrscheinlich deine letzte Chance.«
    Eine unbehagliche Stille senkte sich über den Tisch. Lexa hatte etwas angesprochen, um das sie die ganze Zeit einen Bogen gemacht hatten. Ab morgen würde es zwischen ihnen nie wieder so unbeschwert sein wie früher. Der Rangunterschied war so groß nicht. Aber er würde ständig zwischen ihnen stehen und ihre Beziehung mit Verpflichtungen auf Wills Seite färben, die seine beiden Begleiter nicht hatten.
    Er wünschte sich, dass auch sie befördert wurden, um dieses ungewünschte Gefälle zu mindern, aber er konnte gewisse Zweifel nicht leugnen. Jock Gordon war solide wie Granit, jedoch kein sonderlich schneller oder fantasievoller Denker. Lexa Mclntosh dagegen war schnell und fantasievoll - und eine erstklassige Schützin mit Schusswaffen aller Art. Doch sie hatte die wilde Ader, die sie überhaupt erst ins Regiment gebracht hatte, noch immer nicht ganz verloren.
    Mit einem innerlichen Seufzer gab Will den Gedankengang auf. Er war es nicht gewohnt, auf diese Weise über seine Freunde nachzudenken. Bis jetzt waren andere dafür zuständig gewesen. Er fühlte ein leichtes Schuldgefühl. Um es zu überspielen, griff er sich eine Handvoll Quallenhäute und schob sie sich in den Mund. Sie schmeckten überraschend gut.
    »Ich gebe auf«, sagte er. »Du hattest Recht.«
    »Natürlich habe ich Recht. Du bist dran, Jock. Probier.«
    Jock schüttelte nachdenklich den Kopf. Er hatte sich noch nie durch übermäßigen Enthusiasmus für neue Erfahrungen hervorgetan. »Ich weiß nicht...«
    »Willst du, dass dich alle für einen Touristen halten?«, drängte Lexa.
    »Ich bin ein Tourist.«
    »Du bist kein Tourist«, erklärte Will. »Du bist ein hier stationierter Soldat, das ist etwas völlig anderes.« Will schaute sich in der Bar um, musterte die wenigen übrigen Gäste und fand, wonach er suchte. »Das ist ein Tourist.«
    Jock und Lexa folgten seinem Finger. Ein junger Mann saß allein an einem Tisch und trank ein Bier. Er trug Wanderkleidung und neben ihm an der Wand stand ein Rucksack. Er war nicht allein ins >Riggers' Rest< gekommen. Ein zweiter Rucksack und ein Wanderstock standen neben dem ersten.
    »Woher weißt du, dass er ein Tourist ist?«, fragte Lexa.
    Jock nickte zustimmend. »Eine Menge Leute wandern.«
    »Das ist ein Tourist«, stellte Will entschieden fest. »Ich habe mit Touristen gearbeitet, ich weiß, wovon ich rede.« Langsam erwärmte er sich für das Thema. »Der Typ kommt von nirgendwo hier in der Gegend.«
    »Wetten wir?«, wollte Lexa wissen.
    »Gern.« Will war kein Spieler, aber das war auch kein Glücksspiel, ebenso wenig, wie es ein Glücksspiel gewesen wäre, darauf zu wetten, dass der Knochenbrecherpass irgendwann im Winter unpassierbar wurde. »Fünf Stones, dass er nicht einmal aus Kearny ist.«
    Lexa nahm die Wette an.
    »Und woher bekommen wir unsere Antwort?«, fragte Jock.
    »Von ihm.« Will schaute zu Lexa. »Willst du ihn fragen, oder soll ich es tun?«
    »Besser du tust es. Er hatte vorhin noch ein Mädchen dabei, sie muss jeden Augenblick zurückkommen.«
    »Bist du sicher?«
    »Du weißt, was du weißt, und ich weiß, was ich weiß. Er sieht nicht aus wie jemand, der gerade den Laufpass bekommen hat.«
    Will stand auf und ging an den anderen Tisch hinüber. Unterwegs dachte er kurz darüber nach, wie er die Sache angehen sollte, und entschied, dass die direkte Art die beste war. Es ergab keinen Sinn, sich eine großartige Entschuldigung auszudenken, wenn eine einfache Frage genügte.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich störe«, sprach er den jungen Mann höflich an. »Aber es wäre nett, wenn Sie mir und meinen Freunden helfen könnten, eine Meinungsverschiedenheit zu klären.«
    Der Mann schaute zweifelnd, aber zugleich neugierig. »Eine Meinungsverschiedenheit?«
    »Na ja«, korrigierte sich Will verlegen. »Genau genommen geht es um eine Wette.«
    Der Mann schaute an Will vorbei zu Jock und Lexa. »Eine Wette?!«
    »Aye.«
    »Und wie könnte ich Ihnen dabei helfen?«
    »Sagen Sie uns einfach, woher Sie kommen, und falls ich richtig geraten habe, bekomme ich je fünf Stones von den beiden.«
    Der Mann schmunzelte. »Ich habe schon dümmere Wetten gehört - und sogar abgeschlossen. Hier... Ich schreibe es Ihnen auf die Serviette, damit Ihre Freunde nicht behaupten können, Sie hätten gemo-gelt.«
    Er kritzelte mit einem Stift, den er aus der Hemdtasche zog, etwas auf die Serviette. Will nahm

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