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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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ich meinen Boss um das hier gebeten.«
    Sie zog eine Diskette aus dem Jackett und schob sie in den schäbigen Trivid-Betrachter des Zimmers. Auf dem Bildschirm war mehrere Sekunden lang weißes Rauschen zu sehen, dann formte sich das Bild Bannsons. Die kräftigen Gesichtszüge und der orangerote Vollbart waren unverwechselbar. Er wirkte wie ein antiker Wikinger in einem Maßanzug. Nicht zum ersten Mal vermutete Anastasia, dass er dieses Image bewusst erweckte.
    Bannson sprach. »Die Trägerin dieser Diskette handelt meinen Wünschen entsprechend und ist berechtigt, in meinem Namen in Verhandlungen zu treten. Zum Zweck der Identifikation sehen Sie als Nächstes ihr Bild.«
    Das Bild auf dem Trividschirm verwandelte sich in das Gesicht der anderen Frau. Anastasia studierte es und musste gestehen, dass es übereinstimmte.
    »Sie sind also tatsächlich, wer Sie zu sein behaupten.« Sie streckte die Hand aus und schaltete das Tri-vid ab. »Was will Ihr Auftraggeber von mir?«
    »Von Ihnen?«, fragte die Frau. »Nichts. Tatsächlich möchte mein Auftraggeber Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen.«
    »Wie?«
    »Indem er Ihnen die Hilfe einer oder mehrerer Einheiten zuverlässiger Söldner anbietet, einschließlich Artillerie, Kröten und Mechs.«
    Anastasia erstarrte. »Bitte richten Sie Ihrem Auftraggeber meinen Dank aus und teilen Sie ihm mit, dass ich und meine Wölfe derzeit kein Interesse an Söldnerunterstützung haben.«
    »Ist das Ihr letztes Wort zu diesem Thema?«
    »Es ist mein einziges Wort.«
    Die andere Frau zuckte die Achseln. »Wenn Sie es sagen. Aber das Angebot bleibt bestehen.« Sie zog die Diskette aus dem Betrachter und steckte sie wieder ein. Dann schaute sie Anastasia in die Augen. »Und noch ein Ratschlag von mir persönlich, aus der Güte meines Herzens...«
    Anastasia war noch immer beleidigt. »Ja?«
    »Bringen Sie Ihr Haus in Ordnung, bevor es jemand anders für Sie tut. Was glauben Sie, woher wir Ihre Geheimfrequenz haben?«
    November 3133, Trockenzeit
    Will, Jock und Lexa feierten im >Riggers' Rest< Wills bevorstehende Beförderung. Das Lokal war keine Gastwirtschaft, in der drei Infanteristen damit rechnen mussten, hinausgeworfen zu werden, wenn sie sich an die Theke setzten. »Wir haben kein Interesse an Etablissements, in denen unsere Uniform nicht der Kleiderordnung entspricht«, hatte Lexa zu Beginn des Abends entschieden.
    Andererseits lag das Lokal nahe genug an den Wohnvierteln, um anständiges Essen und ebensolche Getränke zu servieren, und als nach zwanzig Dienstjahren ausgemusterter Veteran, der die Wirtschaft mit seiner Abfindung gekauft hatte, hatte der Besitzer etwas für die Northwind Highlanders übrig. Kurz gesagt, das >Riggers' Rest< war der ideale Ort, um eine Beförderung zu feiern.
    Es war später Nachmittag, oder vielleicht auch schon früher Abend, gerade zu der Zeit des Tages, zu der man das nicht genau sagen konnte, und die Bar des > Riggers' Rest< war so gut wie ausgestorben. Die Stammkundschaft aus örtlichen Arbeitern war gerade auf dem Heimweg, als Will und seine beiden Freunde eintrafen. Die Abendkundschaft des Restaurants ließ noch auf sich warten.
    Jock und Lexa hatten ein Besäufnis der Extraklasse vor. Und wenn sie sich schon nicht völlig zuschütteten, dann wollten sie doch gehörig einen über den Durst trinken. Sehr zu Wills Ärger: Es war seine Feier, doch es sah ganz danach aus, dass er heute Abend wieder einmal derjenige sein würde, der nüchtern bleiben musste.
    Genauso war es nach der Schlacht im Tiefland bei der Siegesfeier im >Weißes Ross< in Tara gewesen. Es war wohl ein Erbe seiner Zivilzeit, als er noch als Bergführer gearbeitet und Gruppen von Fremdwelt-lertouristen durch die Rockspire Mountains gelotst hatte. In der Gesellschaft von Leuten, die entschlossen waren, sich zum Narren zu machen, fühlte er sich einfach verantwortlich dafür, dass sie alle nach Hause kamen.
    Falls ihm das Soldatenleben diesen Instinkt nicht ausgetrieben hatte, würde er ihn wohl nie loswerden. Für Lance-Sergeant-in-spe Will Elliott würde es keinen Rausch geben. Er fand sich damit ab, dass er sich einen Krug Bier und einen Teller Meeresfrüchte vom Grill schmecken ließe.
    »Probier die Quallenhaut«, forderte ihn Lexa während der Hors d'œuvres auf.
    Will starrte auf die Schale mit halbtransparenten salzverkrusteten Chips. »Die was?«
    Lexa grinste. »Quallenhaut. Frisch bekommst du sie nur hier an der Küste. Kein Vergleich zu blitzbestrahlt.«
    »Ich

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