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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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sie, ohne hinzusehen.
    »Danke.«
    Er kehrte zu seinen Freunden zurück und reichte Lexa die Serviette. »Und? Was steht da?«
    »Ich bin beeindruckt... «
    »Er hat geschrieben, er ist beeindruckt?«
    »Nein, du aufgeblasener Klettermaxe. Er hat geschrieben, dass er von Thorin stammt.«
    »Der Welt?«, fragte Jock nach.
    Lexa nickte. »Es sei denn, irgendwo in Präfektur X gäbe es noch eine Stadt, die so heißt. Das hat er nämlich dazugeschrieben. Sieht aus, als müssten wir blechen, Jocko.«
    Will hielt die Hand auf und steckte seinen Gewinn ein, doch er runzelte die Stirn dabei. Lexa stellte eine Augenbraue schräg.
    »Stimmt was nicht?«
    »Thorin ist ziemlich weit entfernt.«
    »Du hast selbst gesagt, er sei ein Tourist.«
    »Ich weiß.« Will verzog das Gesicht. »Ich habe ein paar Touristen von Thorin getroffen, als ich noch Bergführer war. Er hört sich nicht an wie jemand von Thorin.«
    »Vielleicht stammt er ursprünglich von einem anderen Planeten«, gab Jock zu bedenken. »Es kommt vor, dass Leute umziehen.«
    Will dachte unwillkürlich an seine Mutter, die immer mehr den Eindruck machte, sich dauerhaft bei seiner Schwester in Kildare einzurichten, während das Haus in Liddisdale langsam verfiel. »Ich weiß. Es ist bloß...«
    »He«, unterbrach Lexa. »Ich habe doch gesagt, sein Mädchen kommt zurück.«
    Die Frau, die aus dem oberen Stockwerk die Treppe herabkam und sich zu dem Thorisen setzte, war ebenfalls wie eine Touristin gekleidet. Doch der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes, als sie sich zu ihm setzte, veranlasste Will, sie sich genauer anzusehen. Das praktisch geschnittene, mattbraune Haar u mrahm te ein bemerkenswertes Gesicht mit kräftigen Zügen. Die kurze Wanderhose und das weite Hemd verbargen einen nicht minder bemerkenswerten Körper nur ansatzweise.
    »Hör auf zu sabbern, Will«, ermahnte ihn Lexa.
    »Sie ist vergeben.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    Will schüttelte den Kopf. »Es ist... etwas anderes. Ich weiß nicht. Wahrscheinlich gar nichts.«
    Er verdrängte die nagenden Zweifel und konzentrierte sich auf sein Essen.
    Erst Stunden später, als er schon in seinem Bett im Fort lag, fiel ihm die Frau wieder ein. Und zugleich, als seine Erinnerung das Gesicht der Frau im >Rig-gers' Rest< neben ein anderes Gesicht stellte, traf ihn die Antwort wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Ein Gesicht, das er nach dem Ende der Kampfhandlungen im vergangenen Sommer wieder und wieder in den Trividnachrichten gesehen hatte:
    Das Gesicht der Anführerin der Stahlwölfe.
    Anastasia Kerensky.
    November 3133, Trockenzeit
    Der Walfänger der Balfour-Douglas-Bohrplattform 47 schnitt durch die Wellen. Nicholas Darwin saß am Ruder des Motorboots, das ihn und Galaxiscommander Anastasia Kerensky von der Oilfieldsküste zurück zur Bohrinsel brachte. Anastasia hatte keine Ahnung, warum die Inventarliste von B-D 47 das acht Meter lange offene Boot als Walfänger bezeich-nete. Soweit sie wusste, gab es auf Northwind keine einheimischen Meeressäuger, und selbst auf Terra hatte schon seit Jahrhunderten niemand mehr Jagd auf Wale gemacht. Sie hatte Ian Murchison gefragt, was es mit dem Namen auf sich hatte - in der Annahme, als ehemaliges Besatzungsmitglied der Station könnte er die Antwort wissen. Doch der Leibeigene hatte nur die Schultern gezuckt und geantwortet: »Das ist irgendein Marinebrauch.«
    »Es gibt auf Northwind auch keine Marine«, hatte sie erwidert.
    »Fragen Sie mich nicht, Galaxiscommander. Ich bin nur ein MedTech.«
    Hoffentlich sind wir bald wieder an Land, dachte
    Anastasia. Mit Land, Luft und Weltraum kannte sie sich aus. Vor allem an Land, wo die BattleMechs das Sagen hatten. Sie wollte endlich wieder in ihrem Sondermodell-Ryoken-II über offenes Gelände stampfen, um Tod und Vernichtung auszuteilen. Dieses Schaukeln auf bewegter See in einem kleinen, offenen Boot behagte ihr gar nicht, auch wenn es notwendig gewesen war, um sich mit Jacob Bann-sons Botin zu treffen.
    »Es schmeckt mir nicht.« Sie hatte eine ganze Weile nichts mehr gesagt, jetzt aber begann sie eine Unterhaltung, um sich von den wogenden Bewegungen des Motorboots abzulenken. Es war eine lange Bootsfahrt hinaus zur Bohrplattform, und B-D 47 war noch nicht einmal am Horizont zu sehen.
    Nicholas Darwin, der Teufel sollte ihn holen, schien die Bootsfahrt überhaupt nichts auszumachen. Er wusste sogar, wie man dieses Ding steuerte, und Anastasia fragte sich, was er auf Tigress getrieben hatte, bevor

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