Schatten der Wahrheit
der zwischen den Rockspire Mountains und der planetaren Hauptstadt Tara gelegene Flughafen schien überfüllt. Überall formierten sich Soldaten zu marschbereiten Einheiten. Brigadegeneral Griffins Truppen trafen in New Lanark ein.
Das Flugfeld selbst machte einen in jeder Hinsicht überbeanspruchten und zertrampelten Eindruck. Die Soldaten hatten selbst alle Esswaren, Getränke und Zeitschriften aus den Kiosken abgeräumt. Es herrschte Chaos.
Sofern man überhaupt von irgendeiner Art von Organisation reden konnte, bestand sie in einer Art von eingeübtem Chaos, das ein gut ausgebildetes Militär so lange aufrechterhalten kann, wie es sein muss.
Überall waren Trupps ausgeschwärmt und requirierten alles, was Räder hatte und Soldaten oder Ausrüstung tragen konnte. Andere sicherten Straßensperren und Kommausrüstung. Über dem Tohuwabohu bellten die Stimmen von Truppführern mit Lungen aus Metall und Stimmbändern aus Leder Befehle: dorthin, mach das, fertig machen, warten, Ausrüstung überprüfen, ausrücken! Bewegung, Bewegung, Bewegung! Ihr werdet nicht nach Stunden bezahlt!
Brigadegeneral Griffin half mit seinem Battle-Mech, die angekommenen Flugzeuge von der Landebahn und aus dem Weg zu ziehen, damit die nächsten landen konnten. Der Koshi war einer von drei Mechs, über die sie verfügten. Die beiden anderen waren unbewaffnete BauMechs, die seine Leute nach dem Eintreffen augenblicklich beschlagnahmt hatten. Nur die Mechs hatten die nötige Kraft oder Geschwindigkeit für diese Arbeit. Und als kommandierender General hatte Griffin momentan nichts anderes zu tun. Vorerst gab es keine Entscheidungen zu treffen.
Sein Gefechtsplan glich, wie alle Gefechtspläne, einem aufziehbaren Blechspielzeug. Griffin hatte ihn in Bewegung gesetzt, und jetzt konnte man nur noch zusehen, wie er sich aus eigener Kraft vorwärtsbewegte. Da kein Plan den ersten Feindkontakt überlebte, würde er möglicherweise in naher Zukunft wieder die Wahl zwischen verschiedenen möglichen Vorgehensweisen haben. Aber bis dieser Punkt kam, konnte er ebenso gut als Hafenarbeiter schuften.
»General«, drang eine Stimme aus dem Lautsprecher des Neurohe lm s. »Erstes Bataillon ist formiert. Erbitte Erlaubnis... «
»Erlaubnis erteilt«, antwortete Griffin, ohne seine Anstrengung zu unterbrechen, einen Transporter vom Asphalt der Rollbahn zu ziehen. Der nächste, noch voll beladene Transporter setzte am anderen Ende der Bahn bereits zur Landung an. »Führen Sie Ihre Befehle aus.«
»Sir.«
Der Nachmittag verging. Der örtliche Wetterbericht bezeichnete das Wetter als klar und mild für die Jahreszeit, doch Griffin war klar: Viele seiner Soldaten, die an die Hitze Kearnys gewöhnt waren, würden sich mit der Kälte schwer tun. Er zumindest brauchte sich deswegen keine Sorgen zu machen, solange er in seinem Mech blieb. Endlich war auch das letzte Flugzeug am Boden.
»Was jetzt?«, fragte sein Adjutant.
»Sprengladungen ansetzen«, erwiderte Griffin. »Für uns gibt es keinen Rückzug. Und keine Beute für die Wölfe, falls sie gewinnen. Wir marschieren im Eiltempo nach Osten. Meldung beim ersten Kontakt. Alles andere ist unwichtig.«
Er steuerte den Koshi bereits mit schnellen Schritten ostwärts, nahe genug an der Überhitzung, um für jemanden Besorgnis erregend zu sein, der zur Besorgnis neigte. Er würde Gelegenheit haben, den Mech abkühlen zu lassen, wenn er die Spitze der Kolonne erst erreicht hatte. Bis dahin galt: Sein Platz war an der Spitze, und je schneller er dort war, desto besser.
»Vor uns sind nur noch Kundschafter und Plänkler«, meldete der kommandierende Oberst, als Grif-fin die Ansammlung von fahrbaren Untersätzen am angespitzten Ende des Speers erreichte.
Die vordersten Truppen waren in Busse gestopft worden, die sie zu diesem Zweck auf dem Flughafen requiriert hatten, und folgten einem Kipplaster, auf dessen Ladebett ein mit Ketten und Seilen festgezurrter schwerer Extremreichweiten-Laser stand. Der Oberst fuhr im Beifahrersitz einer Schweberlimousine aus dem Bestand einer Mietwagenfirma am Flughafen. Der breite Fond der Limousine wurde von einem Feldkommunikator mitsamt Tech mit Beschlag belegt.
»Wir erreichen Tara gegen Abend«, erklärte Griffin. »Wir rücken schnell vor. Brechen zur Countess durch und konsolidieren unsere Kräfte. Danach wird sich zeigen, was sie vorhat.«
»Haben Sie in dieser Hinsicht eine Vorstellung?«, fragte der Oberst.
»Kämpfen.«
»Da kann ich nicht widersprechen.«
»Es
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