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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Kabel ein und stieg durch die Luke in den Kopf des Jupiter. Nachdem er mit Weste und Helm ausgestattet wieder auf der Pilotenliege saß und die Elektronik des Mechs hochgefahren hatte, rief er seine Kommstation am Boden an.
    »Irgendwo im Osten der Stadt ist eine HighlanderOffizierin auf Streife in einem Rudeljäger. Setzen Sie sich mit ihr in Verbindung.«
    »Das wird schwierig.«
    »Geht schon in Ordnung«, antwortete Farrell. »Ich verlass mich auf Sie.«
    Er fuhr den Reaktor hoch und setzte den Jupiter mit langsamen, entschiedenen Schritten nach Norden in Bewegung.
    Kapitänin Tara Bishop schaute auf den Sichtschirm des Rudeljäger und betrachtete den Mann vor ihr. Er trug eine Söldneruniform und hielt an einem Stock eine weiße Fahne in die Höhe. Sie vergrößerte das Bild und stellte fest, dass es sich um ein Unterhemd handelte. Zwei Highlander-Rekruten bewachten ihn, Gewehr im Anschlag. Sie hielten beide ausreichend Abstand von ihm und voneinander, um sich nicht gegenseitig ins eigene Schussfeld zu kommen.
    »Sie sagen, Sie haben eine Nachricht für mich?«, fragte sie. »Lassen Sie hören.«
    »Einhundertsechsunddreißig Komma zwo«, erklärte der Mann. Das Außenmikro des Mechs übertrug seine Worte ins Cockpit.
    »Was bedeutet das?«, fragte sie.
    Momentan hatte sie keine Geduld für kryptische Mitteilungen. Sie war müde und wütend. Der Tag hatte schlecht begonnen und war seither nicht besser geworden. Das Gespräch mit Anastasia Kerensky war ein beinahe vollständiger Reinfall gewesen. >Be-inahe< nur darum, weil es ihnen damit gelungen war, die Zeit der Stahlwölfe zu verschwenden. Trotzdem blieb es ein Reinfall. Die Countess of Northwind hatte kochend vor Wut die Verbindung unterbrochen, bleich bis zu den Lippen, und hatte Anastasia Kerensky mit Begriffen verflucht, von denen Bishop nicht erwartet hatte, dass Tara Campbell sie kannte.
    Der Mann zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht. Ich habe den Auftrag bekommen, Ihnen das zu überbringen. Das war alles.«
    »Bringen Sie ihn nach hinten«, befahl Bishop. Als die beiden Rekruten den Mann abführten, dachte sie kurz nach, dann stellte sie an ihrem Kommgerät eine Funkfrequenz ein: 136,2.
    »Funküberprüfung«, sagte sie ins Mikro.
    »Hallo«, antwortete eine Männerstimme. Sie hatte diese Stimme schon früher gehört, an einem Tisch neben der Straße, und noch früher auf dem Landungsschiff Pegasus: Jack Farrell.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Haben Sie Lust, abzuheben?«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie gegen mich«, erläuterte Farrell. »Ihr Mech gegen meinen.«
    »Einen Jupiter gegen einen Rudeljäger?« Kapitänin Bishop wankte zwischen Angst und Ungläubigkeit. Das war ein Duell geradewegs aus den Geschichten vergangener Zeiten, als Mechs das Schlachtfeld beherrschten und Krieger Herausforderungen aussprachen und eingingen, die über das
    Schicksal von Welten entschieden. Gleichzeitig war es ein so ungleiches Kräfteverhältnis, dass es an Selbstmord grenzte. Ein Jupiter hatte einem Rudeljäger siebzig Tonnen Masse voraus und war mit mehr und stärkeren Langstreckenwaffen bestückt. Der leichtere Mech war weder im Nahkampf noch bei einer Auseinandersetzung über größere Distanz sicher. Die einzigen Vorteile des Rudeljäger lagen in seiner Wärmeeffizienz und Geschwindigkeit. »Warum zum Teufel sollte ich mich darauf einlassen?«
    »Weil ich Sie am Leben lasse, wenn Sie gewinnen.«
    »Ich fühle mich momentan sehr lebendig.«
    »Ah ah ah«, verbesserte Farrell. »Sie, die Countess und all Ihre Soldaten. Vom Westen ist eine Entsatzkolonne auf dem Weg zu Ihnen. Ich kann sie durchlassen oder aufhalten. Ich kann Sie mit ihnen abziehen lassen. Eine Schlacht für Sie verloren, aber nicht der Krieg, Sie verstehen? Oder ich kann Sie alle zusammen als Wolfsfutter einpacken.«
    Das war jetzt allerdings wirklich verlockend. Selbst wenn es ihren Tod bedeutete. Aber wahrscheinlich würde sie ohnehin hier in der Stadt sterben, falls die Highlanders weiter zwischen den Söldnern und den Stahlwölfen in der Falle saßen. Das war eine Chance, ihnen allen die Sicherheit zu erkaufen, und nicht mit einem brutalen, blutigen Straßenkampf gegen Infanterie und dünn gepanzerte Fahrzeuge, sondern in einem Zweikampf gegen den größten und tödlichsten aller BattleMechs. Beinahe zu gut, um wahr zu sein...
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«, fragte sie.
    »Wir haben miteinander Karten gespielt. Mein Wort gilt.«
    »Das haben wir... « - Und wir haben beide

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