Schatten der Zitadelle (German Edition)
reden.“
Besorgt wandte Broxx ein: "Draußen vor dem Eingang liegt mein Gefährte, ein Rakatosch… er wurde bei unserem Sturz in eure Gänge verletzt."
"Ich werde alles veranlassen, damit euer Freund versorgt ist, Broxx. Aber gehen wir nun, es gibt viel zu besprechen.“
***
Der Raum, in dem Broxx, Margha, Be'Nurion und der oberste General Skirym aßen und redeten, war nur geringfügig luxuriöser eingerichtet als der Rest der unterirdischen Stadt. An den Wänden hingen einige wenige Schlachtengemälde, deren Detail Broxx überraschte. Tausende Krieger führten faszinierende Manöver aus, kämpften mit dem Tod und brüllten Befehle.
In der Mitte einer großen, runden Tafel war eine militärische Karte des Leg Annuí platziert, die feindliche Truppen in Rot und eigene Verbände in einem simplen Braun darstellte. Zu Broxx' Bedauern schien der Osten des Waldes regelrecht von Feinden überflutet, während die Elfen sich an wenigen Stellen verschanzt hatten. Und die Schatten drangen weiter nach Westen vor.
"Es wird sie nur wenige Wochen kosten, alle Elfenstädte unter ihre Kontrolle zu bringen", kommentierte Skirym, besorgt über die Karte gebeugt. "Unser einziger Vorteil ist das Überraschungsmoment. Sie wissen nicht, dass wir noch immer einige starke Verbände vor ihnen versteckt halten. Wir lassen sie glauben, dass sie den Großteil unserer Streitkräfte getötet oder gefangen genommen haben."
"Wie viele Krieger habt ihr noch zur Verfügung?"
"Über alle unsere unterirdischen Anlagen verteilt belaufen sich die Schätzungen auf etwa dreitausendzweihundert Soldaten. Die Truppen der Schatten übertreffen uns um das achtfache…"
"Verdammt… das sind zu wenige, um es mit diesen Missgeburten aufzunehmen… wie viele von der normalen Bevölkerung sind denn hier verschanzt?"
"Rund achttausend Mütter, Kinder, Alte und Kranke… es ist unmöglich, sie alle hier raus zu schaffen."
Broxx' Gedanken ratterten durch seinen Kopf wie Zahnräder in einer Maschine. Die Lage schien aussichtslos: die Schatten in unbesiegbarer Überzahl, Elfen verschanzt in unterirdischen Tunneln und marodierende feindliche Truppen über all.
Vor Unbehagen schmeckte ihm das Essen nicht und er schob den Teller von sich weg - es war ohnehin inzwischen kalt geworden.
"Was ist, Drachentöter? Sind die Speisen nicht nach deinem Geschmack?"
"Hmm... es gefällt mir nicht, in welcher Situation wir uns befinden. Mir kommt keine Lösung in den Sinn, bei der nicht Tausende ihr Leben lassen müssen. Wenn wir fliehen, töten uns die Schatten und wenn wir bleiben, verhungern wir."
In einem plötzlichen Wutausbruch rammte Be'Nurion sein Messer in den Tisch.
"Und das ist es, was mich zur Verzweiflung treibt.“
Kleine schwarze Adern durchzogen nun seine dunkle Haut und blanker Hass loderte in seinen stahlgrauen Augen. Feuer, das alles zu verschlingen drohte. "Diese Unfähigkeit, etwas von selbst ändern zu können, treibt mich in den Wahnsinn."
Still aßen sie in einer gedrückten Atmosphäre weiter, bis Broxx es nicht mehr unhöflich fand, sich zu verabschieden. Er konnte den Fürsten nur zu gut verstehen.
***
Rastlos durchstreifte Broxx die notdürftig gegrabenen Tunnel der Elfen. Behelfsmäßige Konstruktionen aus dicken Ästen stützten die Decke, obwohl er an einigen Stellen dennoch fürchtete, dass das Erdreich über ihm zusammenstürzen könnte.
Genauso provisorisch wie der gesamte Aufbau der Stadt schien das Leben im Untergrund zu sein.
Der Mor'grosh musste mit ansehen, wie bereits die Jüngsten für kommende Schlachten vorbereitet wurden. Sie übten mit einigen Kriegern den Schwertkampf mit Stöcken, Bogenschießen und auch, sich richtig zu verstecken, wobei die Ausbilder keinerlei Schwächen duldeten.
Was ist das nur für eine Welt, in der schon diese kleinen Kinder das Kriegshandwerk lernen müssen…
Weite Felder. Strohpuppen. Ein Junge, der mit einem metallenen Prügel akribisch in immer gleicher Abfolge auf sie einschlug. Dabei eine Bärin, die hier und da eine der Attrapen angreift. Die Sonne verschwindet hinterm Horizont, doch der Junge trainiert solange weiter, bis er vor Müdigkeit einfach kraftlos ins feuchte Gras fällt und einschläft.
Ein lang verdrängter Schmerz versuchte sich in Broxx Herz zu drücken und erneut auf zu begraben, doch schnell entledigte er sich des Gefühls, indem er den Blick abwandte und sich wieder der Problematik widmete.
Allerdings hielten die Überlegungen nicht lange an, denn
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