Schatten der Zitadelle (German Edition)
sitzen hier, hilflos, machtlos, wie die Maus in der Falle und warten darauf, dass wir entweder verhungern oder der Feind uns findet.
Doch ich sage euch: es gibt einen Ausweg.
Wir haben die Wahl zwischen dem großen Übel und dem geringeren Übel.
Doch es gibt einen Ausweg.
Der Tod aller oder der Tod nur eines Teils von uns?
Brüder und Schwestern! Zieht mit mir in die Schlacht! Die Legionen des Todes marschieren! Doch wir werden sie aufhalten.
Wir werden unseren Familien, unseren Lieben die Zeit geben, aus der Mausefalle zu fliehen.
Am Pass von Kaska werden wir die Schatten abfangen. Einhundert unserer besten und treuesten Krieger werden mir folgen. Jeder weitere fähige Elf kann dazu beitragen, unseren Nächsten mehr Zeit zu geben.
Fasst allen Mut zusammen, Kameraden! Die Legionen des Todes marschieren!
Doch viel zu lange haben wir uns versteckt. Morgen marschieren wir gegen den Tod! Und wir lachen ihm ins Gesicht!"
Wie aus einem Mund brüllten die Krieger:
„Be'Nurion! Be'Nurion!“
Leiser, aber bestimmt fügte der König hinzu: "Wer mit mir marschieren will, kommt morgen Früh, drei Stunden vor Sonnenaufgang vor die Tore der Tunnel. Wir werden warten."
Dann verließ er reserviert den Saal.
***
"Lebt wohl!", sagte Broxx zu Skirym und Be'Nurion, als der Morgen gekommen war.
"Lebt wohl, Broxx Drachentöter und Erzschamanin Margha. Und natürlich leb auch du wohl, Valox." Er wuschelte durch dessen weiße Mähne.
Angst kennt er wirklich nicht.
Im schummrigen Licht des Morgengrauens marschierten die Zivilisten und der Großteil der Krieger gen Nordwesten, während die kleine Gruppe um den König nach Südwesten aufbrach, um den Pass zu blockieren.
Für ihre Freunde und Familien gehen Sie in den sicheren Untergang.
Sowohl bedauern als auch Bewunderung mischten sich in Marghas Herzen.
Mit einem letzten Händedruck verabschiedeten sich die Mor'grosh von den Elfen, dann trotteten sie ihren jeweiligen Abteilungen hinterher, Valox noch ein wenig humpelnd, die Halborks mit ihren festen Schritten und die beiden Elfen anmutig und stolz wie üblich.
***
Der Wind peitschte den strömenden Regen gegen die Mauer aus weiß glänzenden, spitzen Pfählen zwischen den Berghängen. Ansonsten herrschte völlige Stille.
Im sanften Mondschein offenbarte sich die schreckliche Natur der elfenbeinfarbenen in Blockade: dunkelviolette Fetzen hingen von Knochen unterschiedlichster Form und Größe herab, die wie Speere entgegen dem aufsteigenden Hang des Passes gesteckt waren.
Über allem prangte eine wehende Flagge mit einem silbernen Schwert über der Schwarzeiche auf dunkelgrünem Hintergrund: das Symbol des östlichen Throns.
Grimmig blickte König Be'Nurion in Richtung des wolkenumgarnten Mondes, an seiner Seite General Skirym, der besorgt wirkte.
"Sie stinken bis hierher", bemerkte der treue Gefährte.
Be'Nurion nickte. "Wie lange dienst du mir nun schon alter Freund?"
"187 Jahre und zwei Monate."
"Und in all der Zeit hast du meine Entscheidungen zwar oft infrage gestellt, aber immer respektiert." Er legte dem Befehlshaber die Hand auf die Schulter. "Ich danke dir, Skirym. Danke für deine Treue und deine Freundschaft."
Skirym schluckte gerührt, sagte aber nichts. Be'Nurion seufzte.
"Ich habe einen Befehl für dich… wirst du ihn in jedem Fall ausführen?"
"Was…?"
"Wirst du ihn ausführen?", fragte der König nachdrücklich.
"Das werde ich."
"Nimm meinen Gürtel als Zeichen meiner Königswürde. Hol dir eines der erbeuteten Schattenpferde und reite nach Zun Nadhâr. Sag Königin Sanguis, dass ich dir meinen Thron überlassen habe."
"Aber…!"
"Kein Aber! Das ist mein letzter Befehl an dich. Mach's gut, mein treuer Gefährte." Er umarmte den frisch ernannten König mit Tränen in den Augen. "Jetzt reite los und schau nicht zurück!"
Im prasselnden Regen preschte ein einsamer Reiter in die Dunkelheit davon.
Aschfahle Silhouetten zeichneten sich in dem schmalen Durchgang ab, den die Gebeinmauer offen ließ.
Zweihundertsiebenundachtzig wild entschlossene Soldaten standen tief gestaffelt zur Verteidigung aufgebaut, in Reihen zu je acht Mann.
Vor ihnen starrte der König gen Horizont. Trotzdem, dass nur wenige Bäume in der Nähe des Passes wuchsen, gewährten Regen und Dunkelheit selbst den scharfen Elfenaugen nur wenig Sicht.
Plötzlich ertönte in der Ferne ein tosendes Beben wie von Donner. Immer stärkere Erschütterungen ließen die Erde zittern.
Be'Nurion
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