Schatten des Imperiums
einer winzigen Spinne konnte einen ebenso sicher töten wie die armlangen Fänge eines riesigen Raubtiers. Und der Kuß der Schlange bedeutete einen langsameren und auch schmerzhafteren Tod.
»Beeilen Sie sich, Captain. Ich werde keine Verzögerung dulden.«
»Jawohl, mein Lord.«
Leia zog einen schwarzen Bodysuit an, bevor sie in das fast durchsichtige grüne Kleid schlüpfte. Es war vermutlich nicht im Sinne des Modeschöpfers, daß die Wahl ihrer Unterwäsche den Transparenzeffekt des Stoffes neutralisierte, aber sie wollte Xizor schließlich nicht so viel von sich zeigen.
Sie kam sich in dem mehrere tausend Kredits teuren Kleid ein wenig dekadent vor. Seit ihrer Kindheit auf Alderaan hatte sie nicht mehr etwas so Wertvolles getragen.
Sie ging in die Erfrischungszelle und sah in den Spiegel. Sie hatte die Schminkkommode neben dem Spiegel benutzt, einen Hauch Make-up aufgetragen, ihr Haar zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt, damit es nicht wie das Nest einer verrückten Schiffsratte aussah. Zumindest war es gewaschen. Sie rang sich ein Lächeln ab.
Chewie hätte schon längst kommen müssen.
Sie ging zur Zimmertür. Runzelte die Stirn, als sie sich nicht automatisch öffnete. Sie fand die manuelle Kontrolle, aber als sie sie betätigte, glitt die Tür immer noch nicht zur Seite.
Ah. Offenbar wollte Lord Xizor nicht, daß seine Gäste unbeaufsichtigt in seiner Burg herumspazierten.
Aber als sie sich abwandte, öffnete sich die Tür. Vor ihr stand Chewie; er hatte die Farben aus seinem Fell gewaschen. Sein Haarschnitt sah immer noch komisch aus, aber ohne die bunten Flecken wirkte der Wookiee viel vertrauter.
Howzmin stand hinter ihm.
Sie wollte Chewie sagen, daß sie Xizor allein sprechen mußte. »Können Sie uns bitte einen Moment allein lassen?« wandte sich Leia an Howzmin.
Der Diener nickte militärisch knapp.
Chewie betrat das Zimmer. Die Tür schloß sich.
Er starrte Leia an. Legte fragend den Kopf zur Seite.
»Warum starrst du mich so an? Ich habe mir ein paar saubere Sachen angezogen, das ist alles.«
Chewie sagte nichts.
Leia fühlte sich plötzlich schuldig. Chewie und Han waren wie Brüder. Sie hatte nichts Falsches gemacht, aber sie versuchte es trotzdem zu erklären. »Sieh mal, wir brauchen Xizors Hilfe. Warum soll ich mich nicht hübsch anziehen? Vielleicht kann ich ihn so ein wenig verwirren.«
Chewie schwieg weiter und hob eine Braue.
Leia spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Außerdem, wer ist hier der Diplomat? Ich schreibe dir nicht vor, wie du ein Raumschiff steuern sollst, also sage mir nicht, wie ich meine Verhandlungen zu führen habe.«
Schließlich sagte der Wookiee etwas. Er unterstrich seine Worte, indem er auf die Tür deutete, dann auf Leia. Sie ver- stand die Bemerkung nicht, aber sie hatte eine ziemlich klare Vorstellung vom Sinn seiner Worte: Chewie war nicht einverstanden. Und Han?
»Es geht dich nichts an, wie ich mich anziehe!« sagte sie. Vielleicht war ihr Tonfall etwas schnippischer als beabsichtigt. Sie wollte sich schon entschuldigen, überlegte es sich dann aber anders. Sie und Han waren schließlich nicht verheiratet; sie hatten nicht einmal Zeit gehabt, sich irgend etwas zu versprechen. Ja, sie liebte ihn und glaubte, daß auch er sie liebte, aber er hatte es nie gesagt. Als er die Chance dazu gehabt hatte, hatte er nur gesagt: »Ich weiß.« Was für eine Art Versprechen sollte das denn sein? »Ich weiß?« Zwei Worte statt drei? War es denn so schwer, ein weiteres kurzes kleines Wort zu sagen?
Es war doch kein Verbrechen, sich für einen gutaussehenden Mann hübsch zu machen, vor allem, wenn er helfen konnte, Lukes Leben zu retten. Schließlich hatten sie nicht vor, irgend etwas zu tun! Warum spielte sich Chewie eigentlich so auf? Es war nichts passiert, für das sie sich schämen mußte. Überhaupt nichts!
Aber warum fühlst du dich dann so schuldig, Schwester?
In der Abgeschiedenheit seines Privatquartiers saß Xizor allein auf einer Matte in einem ansonsten leeren Raum, hatte die Augen geschlossen und die Hände im Schoß gefaltet. Seine Atmung war tief und regelmäßig, sein Bewußtsein klar. Er konzentrierte sich auf seine speziellen hormonellen Fähigkeiten.
Die Lockstoffe begannen aus seinen Poren zu strömen. Seine Pheromone verbreiteten sich in der Luft, farblos, geruchlos, nur von den Rezeptoren humanoider Frauen wahrzunehmen. Für die Trägerinnen dieser kleinen Organellen, die in den olfaktori-schen Kanälen
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