Schatten des Schicksals
schlafen. Sie glauben, das würde sie verunreinigen. Falls mir etwas zustößt muss t du jemanden finden, der dich zu Crazy Horse bringt. Zu Ehren seiner Freundschaft mit mir wird er. dich schützen.«
»O Gott, Sloan, bitte ... «
Schmerzhaft gruben sich seine Finger in ihre Schultern. »Zum Teufel, was machst du eigentlich hier draußen? Habe ich dir nicht verboten, das Fort ohne mich zu verlassen?«
»Ich wollte dich suchen - weil ein Crow-Spion einem Soldaten im Fort erzählte, du wärst nicht mehr sicher vor den Sioux. Wenn sie sich bedroht fühlen, würden sie dich töten. Und da du dich zwischen zwei Welten bewegst trauen sie dir nicht mehr. Ich muss te dich finden ... «
»Warum?«
Sie hatte sich ausgemalt wie sie ihm alles erklären würde. Aber nicht in einer so grauenvollen, gefährlichen Situation - während er sie so wütend und vorwurfsvoll anstarrte ...
»Warum?« wiederholte er. Sie spürte die Anspannung in seinen Muskeln, die Hitze seines Körpers. »In diesem letzten Jahr hast du immer wieder gehofft, einen Sioux-Pfeil in meiner Brust zu sehen.«
»Sloan, ich wollte dir sagen ... «
Abrupt ließ er sie los, als die beiden Wachtposten ins Zelt traten. »Ich muss gehen, Liebste. Wenn ich zurückkomme, werde ich dir bereitwillig zuhören.«
Wenn er zurückkam ...
Einer der Krieger ergriff seinen Arm. Aber Sloan schüttelte ihn ab, zog Sabrina ein letztes Mal an sich, und sein fordernder Kuß weckte eine süße Sehnsucht.
Irgendwo in der Nacht dröhnten Trommeln. Sloan ließ seine Arme sinken, ergriff Sabrinas Hand und küss te die Fingerspitzen. »Bis später«, flüsterte er, wandte sich ab und folgte den Indianern aus dem Zelt.
»Sloan!« schrie sie, rannte ihm nach, und er drehte sich um. Verwirrt sah er die Tränen auf ihren Wangen. Sie warf sich an seine Brust versuchte verzweifelt diesen Augenblick festzuhalten. »Bitte, du darfst nicht sterben! Es gibt noch einen Grund, warum ich dich unbedingt finden muss te. An jenem Morgen - danach ... Ich erwachte, und ich hatte nicht gewuss t, dass du fortgehen würdest. Damals wollte ich's noch nicht erwähnen - und erst einmal abwarten, bis ich mir ganz sicher war, bis der Zeitpunkt verstreichen würde, den die Hebamme immer gefährlich nennt. Du solltest keine neue Enttäuschung erleben ... «
Behutsam strich er ihr das Haar aus der Stirn. Im Flammenschein schimmerten seine Augen schwarz wie Ebenholz. »Was versuchst du mir zu sagen, Sabrina?«
»Du darfst nicht sterben, weil wir wieder ein Kind erwarten, Sloan.«
Plötzlich zeriss ein schriller Kriegsruf die nächtliche Stille. Einer der Krieger umklammerte Sloans Arm und sprach auf ihn ein. Doch er achtete nicht darauf. Unverwandt starrte er Sabrina an. Der zweite Indianer zerrte sie von ihm weg. Vergeblich versuchte sie sich zu befreien.
»Wirklich?« fragte Sloan leise.
»Ja.«
»Wann wird das Baby geboren?«
»Ende November.«
»Nun, bis dahin komme ich ganz sicher zurück. Geh wieder ins Zelt. Und um Gottes willen - paß auf dich auf!« Er schüttelte die Hand des Krieger ab und ging zum Feuer, eine schwarze Silhouette, von blutroten Flammen umrahmt.
»Sloan!« rief sie.
Langsam drehte er sich um. »Glaub mir, meine Liebste, ich komme zurück.«
Dann kehrte er ihr wieder den Rücken, ging weiter, und das Feuer schien ihn zu verschlingen.
»Ja, er wird zurückkommen«, flüsterte sie dem Krieger zu, der sie ins Zelt schob und allein ließ.
Sie setzte sich wieder auf die Decke, starrte in die Nacht ins flackernde rote Licht, und bekämpfte ihre Furcht.
Aber die tanzenden Flammen schienen sie zu verspotten. In wachsender Verzweiflung begann sie zu beten, und sie gestand sich endlich ein, dass sie ohne Sloan nicht leben konnte. Sie liebte ihn - über alles.
Wann hatte sie begonnen, ihn zu lieben? Vielleicht in jener Nacht im Fort, wo sich Captain Jenkins so gräss lich benommen hatte.
Oder nach dem Verlust ihres Babys.
Nein, schon vorher. Schon bei der Hochzeit. Vor langer Zeit. In einem anderen Leben.
Im einzigen Leben, das ihnen geblieben war?
Einsam und verlassen saß sie im dunklen Zelt. Nur die Angst leistete ihr Gesellschaft, während ihre Gedanken in die Vergangenheit wanderten.
Kapitel 1
Schottisches Hochland,
Spätherbst 1875
»Sabrina, du hörst mir nicht zu! Wie ist das passiert? Wieso bist du ... «
Während sie vor dem Stall eine der jungen Douglas Stuten namens Aurora striegelte, betrachtete sie die märchenhafte schottische Landschaft.
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