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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Stachelmann.
    »Gut«, wiederholte sie, als würde sie es sonst nicht glauben. »War eine gute Zeit. Und Ossi hab ich gemocht.«
    »Es gibt Leute, die behaupten, Ossi habe diese Thingstättensache auf dem Gewissen.«
    Sie prustete. Speichel tropfen trafen ihn im Gesicht. »Niemals!«
    »Ich will Ossi da raushauen, ihn entlasten.«
    »Das ist gut«, sagte sie.
    »Aber Sie müssen mir helfen. Sonst kann das keiner.«
    »Ich sag doch, er war es nicht. Ist das nicht Hilfe genug?«
    »Und wer war es?«
    Sie schaute ihn durch Augenschlitze an. »Weiß ich nicht. Und wenn ich es wüsste, ich würde es nicht sagen.«
    »Und Ossi hängen lassen?«
    Sie setzte beide Ellbogen auf den Tisch und stützte ihr Gesicht mit den Händen. »Hängen lassen?« Dann trank sie. »Ich lasse niemanden hängen, ich nicht. Hab ich noch nie. Dem Detlef habe ich auch geholfen, helfe ich immer noch.«
    »Das ist gut«, sagte Stachelmann. »Solidarität.«
    »Solidarität«, nuschelte sie. »Hoch die internationale Solidarität!« Sie ballte eine Faust zum Kommunistengruß. Dann lachte sie, aber ihr Lachen erstarb gleich in einem Brabbeln, das Stachelmann nicht verstand. »Zum Bumsen war ich gut genug.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ach, der Dings, wie hieß er noch, also der Detlef, der hat mal Andeutungen gemacht. Er war wohl dabei, hat aber nicht geschossen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, war er dagegen gewesen. Aber mitgefangen, mitgehangen.«
    »Und wo lebt der nun?«
    »Was weiß ich? Ist einfach abgehauen, hat mir eine Kiste ins Zimmer gestellt. Hat er nicht mehr geschafft zu verbrennen. Der kam angehetzt, die Bullen sind hinter mir her, hier pass drauf auf, lass niemanden ran. Versprichst du mir das? Nur du darfst wissen, was drin ist. Wär aber besser, du weißt es nicht. Ein Scheiß ist drin.« Sie trank wieder einen Schluck Kaffee.
    »Und wo steht die Kiste jetzt?«
    »Nee, nee«, sagte sie.
    »Ein Blick nur. Ich bezahl was dafür.«
    Sie tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Einen Scheiß wirst du. Glaubst, weil ich manchmal einen saufe, kannst du mich kaufen? Irrtum, großer Irrtum. Ich hab's versprochen.«
    »Wie heißt der Detlef mit vollem Namen?«
    Sie schaute ihn böse an. »Der heißt nicht mal Detlef«, sagte sie.
    Stachelmann glaubte ihr nicht. Er musste diese Kiste sehen. »Gut, kann ich verstehen, du hast Prinzipien. Ich auch, mir geht's um Ossi. Und wenn in der Kiste was ist, das Ossi hilft?«
    »Ist nicht«, sagte sie. »Das wüsste ich.« Sie war ein wenig nüchterner geworden.
    »Entschuldigung, ich will nicht aufdringlich sein, aber wovon lebst du?«
    »ALG zwo, schon mal gehört?«
    »Arbeitslosengeld 2«, sagte Stachelmann.
    »Und ab und zu geh ich putzen bei Leuten in Steinklingen, morgen früh wieder.«
    Stachelmann staunte, dass sie überhaupt jemanden gefunden hatte, der ihr Arbeit gab.
    Er überlegte, ob er sie erpressen sollte als Mitwisserin des Mordes. Aber betrunken, wie sie war, wusste er nicht, wie sie reagieren würde. Wenn sie ihn hinauswarf, war alles umsonst gewesen. Er spürte, in dieser Kiste würde er etwas entdecken, das ihm weiterhalf.
    »Hoffentlich lagerst du die Kiste trocken. Der Schimmel zerstört alles.«
    »Mein Keller ist trocken«, sagte sie. »In dem könnte man Wäsche aufhängen.«
    »Dann ist ja gut«, sagte er. »Ich werde jetzt gehen.«
    Sie blieb sitzen, während er aufstand und zur Wohnungstür ging. Er saß eine Zeit lang im Auto und überlegte. Der Plan war einfach, er drängte sich geradezu auf. Er startete und fuhr zurück zur Gaststätte. Der Gastraum war jetzt gut besetzt, Stachelmann fand noch einen freien Tisch am Fenster. Er studierte die Karte, bestellte Rehrücken und ein Glas Württemberger Rotwein. Stachelmann schauderte es immer noch. Hatte der Irrsinn schon immer in dieser Frau gesteckt? Hatte sie in ihrem Leben nur verwirklicht, was in ihr angelegt war? Oder hatte sie Pech gehabt, war sie auf die schiefe Bahn gekommen und rutschte immer tiefer nach unten, ohne einen Haltegriff zu finden? Wie viele von den ehemaligen Kommilitonen waren gescheitert? Ossi gehörte eigentlich dazu. Und er auch, wenn er diese Arbeit nicht fertig stellte. Jetzt merkte er, er war traurig. Irgendwann hatten sie aufgegeben, sich selbst und davor schon alles andere. Einige waren ganz nach unten durchgerutscht, andere hatten unterwegs einen Ausstieg gefunden. Hatte Regine einen Ausweg gefunden, oder war sie auf dem Weg, den Angelika fast bis zum Ende gegangen war? Wenn er die Zeit

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