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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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ausgetreten und knarrte, oben las er den Namen Stolpe, Kugelschreiber auf Klebeband, an der Wohnungstür. Er drückte auf den Klingelknopf neben der Tür und erschrak, die Klingel war schrill. Hinter der Tür gegenüber schrien die Kinder. Sonst rührte sich nichts. Er klingelte noch einmal, die Klingel schrillte gleichtonig, solange er sie drückte. Als sich nach einigen Sekunden Wartezeit wieder nur die Kinder hören ließen, klingelte er noch länger und schlug mit der Faust gegen die Tür. Ob ihr etwas passiert war? Als er die Klingel losließ, hörte er es schlurfen. Dann stand jemand hinter der Tür, Stachelmann glaubte, es atmen zu hören. Dann wurde drinnen die Klinke gedrückt. Die Tür öffnete sich, blutunterlaufene Augen starrten ihn an. Sie hatte ein feistes Gesicht mit Pickeln und fett glänzende Haare.
    »Was wollen Sie?«, nuschelte die Frau.
    »Sind Sie Angelika Stolpe?«
    »Ja.«
    »Ich würde Sie gerne etwas fragen, wenn Sie ein paar Minuten Zeit hätten.«
    »Ich kaufe nichts!«, kreischte sie. Sie knallte die Tür zu. »Von was auch?«, fluchte sie drinnen.
    Stachelmann klopfte an die Tür, nicht aufdringlich, nur dass sie ihn hörte.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie sie.
    Stachelmann drückte lange die Klingel, sie dröhnte fast schmerzhaft in den Ohren. Unten öffnete sich eine Tür. Stachelmann sah eine alte Frau am Treppenfuß. »Na endlich, die Polizei! Sorgen Sie da mal für Ordnung. Die Schlampe muss hier raus. Fast jeden Tag beschwere ich mich, aber nichts passiert.«
    Die Wohnungstür öffnete sich wieder einen Spalt. »Wenn Sie wollen, dass ich mit der Polizei wiederkomme ...«
    Angelika schloss die Tür, löste die Sicherheitskette und öffnete die Tür wieder. Sie sagte kein Wort, sondern ging voraus. Er trat ein und schloss die Tür von innen. Es roch nach Schimmel. Sie trug fleckige Leggins, die ihr fettes Gesäß unterstrichen. Darüber ein T-Shirt, das vielleicht einmal weiß gewesen war, an den Füßen verschiedenfarbige Socken. Sie führte ihn in die Küche. Im Spülbecken häufte sich schmutziges Geschirr, Stachelmann entdeckte eine von Schimmel überwachsene Pfanne auf dem Herd daneben.
    Stachelmanns Hand zuckte zurück, als er die Lehne eines Küchenstuhl ergriff, um ihn zurückzuziehen. Die Lehne klebte. Dann tat er es doch und setzte sich. Auf dem Küchentisch stand eine halb geleerte Flasche Billigschnaps. Sie nahm die Flasche, trank einen kräftigen Schluck, stellte die Flasche hart auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber.
    Er überlegte, wie er mit ihr reden könnte, ohne sie zu verschrecken.
    »Vielleicht kennen Sie mich ja?«
    Sie stierte ihn an, riss für zwei Sekunden die Augen auf, sodass die Augäpfel hervorquollen. »Nee.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie haben in Heidelberg studiert?«
    Sie schaute ihn an, wölbte die Unterlippe nach vorn und nickte. Dann griff sie nach der Flasche, aber Stachelmann, der das erwartet hatte, war schneller. »Später«, sagte er.
    Sie schien aufstehen zu wollen, um sich die Flasche zu holen, aber dann sackte sie etwas zusammen. »Später«, wiederholte sie.
    »Ich überlege mir die ganze Zeit, wie ich Sie aus dem Fall heraushalten kann.«
    Sie glubschte über den Tisch, dann fragte sie: »Fall?«
    »Ein Mordfall.«
    »Ein Mordfall?«, wiederholte sie verständnislos.
    »Wollen Sie nicht einen Kaffee trinken?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nein, ja, vielleicht.« Aber sie stand nicht auf. Stachelmann erhob sich, die Flasche in der Hand. Er stellte sie neben das Spülbecken. In einem Wandschrank fand er Pulverkaffee. Der Kessel stand auf dem Herd. Er füllte ihn und stellte ihn auf eine Elektro-platte. Dann schaltete er sie an. Er fand eine Tasse, spülte sie unterm Wasserhahn, trocknete sie ab und stellte sie auf den Tisch. Dann füllte er eine reichliche Portion Kaffeepulver hinein. Sie beobachtete, was er tat, und brabbelte vor sich hin. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie früher ausgesehen hatte.
    Ungeduldig wartete er darauf, dass das Wasser kochte. Endlich konnte er es in die Tasse gießen. Er stellte den Kessel auf eine kalte Platte des Herds und schob Angelika die Tasse zu. Dampf zog ihr ins Gesicht.
    Sie nippte an der Tasse und verzog das Gesicht. »Heiß«, sagte sie. »Sie sind von der Polizei?«
    »Nein. Ich bin ein Freund von Ossi Winter.« Er verschluckte den Nachsatz, dass Ossi tot sei.
    »Ach, Ossi«, sagte sie fast stimmlos. »War ein lustiger Vogel. Wie geht es ihm?«
    »Gut«, sagte

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