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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Nullpunkt. Was, verflucht, sollte er in Volterra anfangen? Immer steiler, immer höher. Im Scheinwerferlicht erkannte er weiße Figuren, Alabaster im fahlen Licht des Mondes.
    Dann, in einer steilen Spitzkehre, warfen die Lampen silbriges Licht zurück, daneben eine Gestalt am Straßenrand, liegend oder sitzend, das war schlecht zu erkennen. Stachelmann trat auf die Bremse, dann ließ er den Wagen ein paar Meter zurückrollen und stieg aus. Ein Motorrad lag am Straßenrand, daneben hockte ein Mann mit Helm. Stachelmann näherte sich dem Mann und sprach ihn an.
    »Hallo!«
    Der Mann hob den Kopf wie in Zeitlupe.
    »Can I help you?«, fragte Stachelmann.
    Der Mann schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
    Stachelmann zeigte mit den Händen an, der Mann möge den Helm absetzen. Tatsächlich löste der den Kinnriemen und zog den Helm vom Kopf. Ein schwarzer Lockenkopf mit einem kindlichen Gesicht. Der Mann passte nicht zu dem schweren Motorrad. Ein Auto fuhr vorbei, im Licht der Scheinwerfer sah Stachelmann, dass die Lederhose des Motorradfahrers an mehreren Stellen aufgerissen war und dass er blutete.
    »Wait!«, sagte Stachelmann zu dem Motorradfahrer. Dann ging er zu seinem Auto, rollte ein Stück zurück, schaltete das Warnblinklicht und die Scheinwerfer ein, sodass der Motorradfahrer und seine Maschine beleuchtet waren, stieg aus, holte aus dem Kofferraum den Verbandskasten und kniete sich vor dem Motorradfahrer auf den Schotter des Straßenrands. Der Mann blinzelte im Scheinwerferlicht. Sein Gesicht war weiß wie die Alabasterfiguren. Stachelmann fragte den Mann auf Englisch, ob etwas gebrochen sei. Der Mann bewegte vorsichtig Arme und Beine, er verzog das Gesicht, aber es schien nichts gebrochen zu sein. Er hatte wohl die Spitzkehre zu schnell genommen, war aber nicht schnell genug gewesen, um sich ernsthaft zu verletzen. Stachelmann mühte sich, die Schürfwunden am Bein zu verbinden, aber über der Hose erschien es ihm wenig sinnvoll. Trotzdem begann er zu wickeln, und der Motorradfahrer ließ es geschehen. Nachdem er den Mann eher schlecht verbunden hatte, stand Stachelmann auf und reichte ihm die Hand. Der Mann nahm sie und zog sich vorsichtig hoch. Als er stand, bewegte er die Beine, um zu prüfen, ob sie noch funktionierten. Dann ging er langsam zu seiner Maschine, versuchte den Schaden zu ermessen, schüttelte den Kopf, als könnte er nicht verstehen, was geschehen war. Er drehte sich um, ging auf die Straße und stieß mit dem Fuß an einer Stelle auf den Boden. »Olio!«, sagte er. Dann noch einmal, wütend: »Olio!«
    Er stützte sich mit der Hand auf Stachelmanns Schulter, als sie zum Auto gingen, und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Volterra?«, fragte Stachelmann.
    »Volterra«, sagte der Motorradfahrer.
    »Josef«, sagte Stachelmann und zeigte mit dem Daumen auf seine Brust.
    »Tonio«, sagte der Motorradfahrer. »Tedesco?«
    Stachelmann nickte.
    Tonio schwieg.
    Stachelmann fuhr Kurve um Kurve, bis die Straße unter einer lang gezogenen mächtigen Mauer auf eine Kreuzung führte. »Dove?«, fragte er. »Wohin?«
    Tonio zeigte geradeaus. Stachelmann fuhr weiter, bis Tonio nach links winkte. Eine schmale Straße, am Rand machten parkende Autos es fast unmöglich durchzukommen. Plötzlich winkte der Motorradfahrer hektisch und zeigte an, dass Stachelmann parken solle. Der steuerte den Wagen möglichst nah an eine Hausmauer auf der Fahrerseite, sodass Tonio leicht aussteigen konnte. Als der draußen war, quetschte sich Stachelmann auf den Beifahrersitz, stöhnte einmal halblaut auf und zog sich dann aus dem Auto hinaus. Tonio beobachtete, wie Stachelmann erst stakste, dann den Rücken in allen Richtungen bewegte, um schließlich den anderen fragend anzuschauen. Was nun?
    Tonio mit den weißen Verbänden auf der schwarzen Montur zeigte Stachelmann an, der möge ihm folgen. Er ging zu dem Haus auf der anderen Straßenseite, er stützte sich nicht ab, es ging ihm wohl schon besser. Die Tür war nicht abgeschlossen, Tonio öffnete sie. Sie betraten einen dunklen Hausflur, ein Fernsehgerät dröhnte, hektische Stimmen, irgendeine Show. Tonio öffnete eine Tür, Licht fiel in den Flur und das Flackern des Fernsehers. Der war jetzt laut.
    Ein Schrei: »Tonio!« Eine Frau sprang auf aus einem Sessel und stürzte sich auf Tonio. Sie redete auf ihn ein, schlug die Hände zusammen und beruhigte sich erst allmählich. Tonio sprach mit betont ruhiger Stimme, deutete auch auf Stachelmann, und der las im Blick der

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