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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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nach ihm suchte. Aber würde er von Italien nach Hamburg reisen, um Ossi zu töten auf den mehr als vagen Verdacht hin, der sei ihm auf der Spur?
    Stachelmann lehnte sich zurück auf dem Schreibtischstuhl und schloss die Augen. Er hoffte, sich so besser konzentrieren zu können. Wenn Detlef Ossis Mörder war, dann war seine Reise nach Italien gefährlich. Er musste jemandem hinterlassen, wo er warum hinreiste, sonst konnte es geschehen, dass er in Italien verschwand. Für ein paar Sekunden überlegte er, wie das die Hinterbliebenen aufnehmen würden. Was würde Anne sagen? Endlich frei von ihm?
    Kipper und Detmold hatten Ossi nicht ermordet, und wenn dieser Detlef es doch nicht getan haben sollte, dann sprach alles für Suizid. Gut, ein Beweis wäre es nicht, aber alle Gegenthesen wären widerlegt. Er würde sich verrennen, endgültig verrennen, wenn er dann nicht aufgab und sich mit der offiziellen Version abfand. Es hatte also doch einen Sinn, nach Italien zu fliegen. Um Zweifel auszuräumen, um so viel Gewissheit zu finden, dass er wieder gut schlafen konnte und seine Pflicht getan hatte für seinen Freund, wenn der auch nur kurze Zeit wirklich sein Freund gewesen war.
    Er nahm ein Blatt Papier und schrieb:
    Ich bin nach Volterra gefahren, um einen Detlef Köhler zu finden, der beim Thingstättenmord dabei war. Sollte ich nicht zurückkehren aus Italien, sucht mich in Volterra.
    Er betrachtete das Papier und fand sich albern. Bläst dich auf wie ein Ochsenfrosch. Er knüllte das Blatt zusammen und warf es in den Papierkorb. Dort mochten gründliche Polizisten es dann finden im Fall des Falles.
    Stachelmann stellte sich vor, er sei schon in Volterra. Wie sollte er suchen? Nach Detlef fragen? Lächerlich. Seine Italienischkenntnisse waren erbärmlich bis nicht vorhanden. Er erinnerte sich der Broschüre von Lotta Continua, das war eine linksradikale Gruppe gewesen, die auch in Westdeutschland gearbeitet hatte, vor allem unter italienischen Arbeitern. Er suchte im Internet und fand gleich heraus, dass die letzten Aktivisten 1976 in den Untergrund abgetaucht waren. Als Köhler nach Volterra kam, gab es Lotta Continua nicht mehr als legale Gruppe. Aber der Spinner hatte es womöglich nicht mitgekriegt, und Zastrow auch nicht. Oder hatten sie sich dem Untergrund angeschlossen? War Zastrow vorausgefahren, um den Kontakt herzustellen, damit die beiden abtauchen konnten? Und wenn sie abgetaucht waren, wie sollte er sie dann finden? Je länger er nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit umsonst nach Italien fliegen würde. Mach ich mal eine kleine Urlaubsreise, dachte er. Ich habe ja sonst nichts zu tun. Er lachte kurz und bitter. Hätte er nachgedacht, bevor er wie ein Verrückter den Flug gebucht hatte, er wäre zu Hause geblieben. Dann spielte er mit dem Gedanken, die Flüge verfallen zu lassen. Nein, nun hatte er gebucht, Volterra hatte er nie gesehen, die Stadt war berühmt wegen ihrer Alabasterherstellung.
    Er lief in die Königstraße zur großen Buchhandlung und fand einen Stadtplan von Volterra. Dazu kaufte er einen Reiseführer für die Toskana. Er sah die Menge von Büchern, es deprimierte ihn. Sollte er jemals fertig werden mit seiner Arbeit, als Buch würde sie untergehen, niemand würde auch nur nach ihr fragen in so einer Buchhandlung. Wer wollte es schon so genau wissen. KZs, wie furchtbar. Diese Kenntnis genügte in der Plappergesellschaft.
    Zu Hause packte er Stadtplan und Karte in die Reisetasche. Er wischte den Einband von Köhlers Tagebuch feucht ab, trocknete ihn gleich. Das würde er Köhler unter die Nase halten, wenn er ihn finden sollte.
    Da steht alles drin, Köhler. Auch dass du auf der Thingstätte mitgemacht hast. Du bist ein Mörder.
    Nein, bin ich nicht. Lies genau. Ich habe es nicht gewollt. Maximal Beihilfe zum Mord, und die wäre längst verjährt. Vergiss es, Alter. Damit kannst du mir gar nichts.
    Er spielte andere Varianten des Dialogs durch. Immer das gleiche Ergebnis, er würde Köhler damit vielleicht für eine kurze Zeit beeindrucken können, aber mehr nicht. Besser als nichts, dachte Stachelmann. Vielleicht gelingt es mir, ihn in diesen ersten Sekunden unseres Zusammentreffens so zu überraschen, dass er auf die Frage nach Hamburg und Ossi etwas herauslässt.
    Er setzte noch einmal an. Stachelmann zeigte dem imaginären Köhler das Tagebuch. Du hast Lehmann ermordet, wenigstens warst du dabei und hast Zastrow gedeckt, der geschossen hat. War es

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