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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Gewissen. Seit dem Tod des Vaters hatte er seine Mutter noch einmal besucht. Und das war nun fast ein Jahr her. Der zweite Anrufer hatte nur ein Piepen und Rauschen hinterlassen, der dritte auch. Nummer vier war Anne, die nur sagte, sie habe angerufen. Offenbar ärgerte sie sich. Fünf bis sieben hatten nicht aufs Band gesprochen.
    Da klingelte es an der Haustür. Nicht aufmachen, du erwartest niemanden. Aber dann siegte die Neugier, und er drückte den Summer. Tapsige Schritte im Treppenhaus, dann schweres Atmen, das Stachelmann durch den offenen Türspalt hörte. Irgendetwas kam ihm bekannt vor an diesen Geräuschen. Dann tauchte der Kopf über dem Treppenabsatz auf und kam immer näher. Stachelmann erschrak, dann fluchte er leise.
    »Du kennst mich wohl nicht mehr«, sagte der Mann. Er war klein und fett. »Ich habe dauernd versucht, dich anzurufen, aber du gehst ja nicht ans Telefon, nich?«
    Stachelmann war wie erstarrt.
    »Freust dich wohl so sehr, dass du keinen Ton rauskriegst, nich?«
    Es war Olaf, sein Zellenkumpan aus dem Gefängnis Lauerhof, in dem er in Untersuchungshaft gesessen hatte. Den hatte er verdrängt, aber nun tauchte er auf wie ein böser Traum.
    »Aber nicht, dass du nun wieder anfängst zu flennen, weil du dich so freust.« Er schob Stachelmann vorsichtig zur Seite. »Ich muss mal pinkeln, wo ist das Klo?«
    Stachelmann deutete mechanisch in die Richtung.
    »Bin gleich wieder da!« Es klang wie eine Verheißung.
    Stachelmann stand wie erstarrt in der Wohnungstür, im Bad rauschte es. Den Wasserhahn hörte er nicht. Olaf öffnete die Badezimmertür und nestelte am Reißverschluss seiner Hose. Dann stellte er sich vor Stachelmann auf und schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. »Hätteste nicht gedacht, nich? Hast du was zu trinken? Keine Milch. Die vertrag ich nicht, nich.«
    Stachelmann ging in die Küche, Olaf folgte und setzte sich an den Tisch. Stachelmann kramte in den Küchen-schränken, dann ging er ins Wohnzimmer, wo er im Schrank eine Flasche Weinbrand fand, die ihm vor ewiger Zeit jemand geschenkt hatte. Die Flasche war noch nicht geöffnet. Er ging zurück in die Küche, stellte ein Schnapsglas auf den Tisch und goss Olaf ein.
    Der nahm die Flasche, betrachtete sie genießerisch und sagte: »Nicht schlecht. Und du trinkst nichts? Nicht mal zur Freude des Tages, nich?«
    Stachelmann schüttelte nur den Kopf. Wie kann ich den Kerl loswerden?
    »Aber dass du dich freust, sehe ich. Du gehörst zu den Typen, die das nicht so richtig zeigen können, nich? Verklemmt nennt man das, glaub ich, nich?«
    Stachelmann saß starr am Tisch, während Olaf redete.
    »Also, mich mussten sie rauslassen. Mangel an Beweisen. Zweiter Instant, nich?«
    »Instanz«, rutsche es Stachelmann heraus. »Zweite Instanz.«
    »Sag ich doch. Zweiter Instant.«
    Stachelmann erinnerte sich. Der Staatsanwalt hatte Olaf angeklagt, eine Bank in Norderstedt überfallen zu haben. Als Beweis dienten Videoaufnahmen. Völlig unscharf seien die, hatte Olaf behauptet. Offenbar hatte er Recht gehabt.
    »Und warst du es denn?« Stachelmann fragte es, um etwas zu sagen. Es war ihm gleichgültig, wahrscheinlich war Olaf zu dumm, eine Bank zu überfallen.
    »So was kann nur ein Geschichtenerzähler fragen.« Er zwinkerte mit den Augen. »Ich bin ein ehrlicher Bürger.« Er zwinkerte wieder. »Meistens jedenfalls, nich? Wenn ich mir diese Wirtschaftsleute anschaue. Die fahren eine Firma an die Wand und kassieren Millionen als Abfindung. Die sperrt keiner in den Knast, aber unsereinen, nich? Ist das gerecht?«
    Er trank in einem Zug das Glas leer und schob es Stachelmann hin. Der schenkte nach. Olaf kippte auch den zweiten Weinbrand hinunter.
    »Komm, wir gehen auf Tour«, sagte er. »Und ich hab auch einen Grund, warum ich herkomme, nich. Ich will ja nicht nur über die schöne Zeit im Knast mit dir quatschen. Ich hätte da was, nich. Scheißheiße Sache, fast ohne Risiko.«
    Stachelmann packte das Entsetzen. »Nein, nein«, sagte er. Sein Hirn versuchte eine Methode zu finden, wie er den Kerl loswerden könnte. »Ich krieg gleich Besuch«, sagte er.
    Olaf grinste. »Ist doch toll. Wen?«
    Stachelmann wischte sich Schweiß von der Stirn.
    »Ah, jetzt weiß ich's, nich?« Olaf formte Daumen und Zeigefinger zu einem O und steckte seinen anderen Zeigefinger ein paar Mal hinein. Dann schaute er Stachelmann grinsend an.
    Der nickte. »Du musst jetzt gehen«, sagte er.
    »Dann bequatschen wir die Sache später. Ich melde mich bald,

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