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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Versager, komme nicht zurande mit den einfachsten Aufgaben, bin die enttäuschte Hoffnung unseres großen Meisters. Ausgerechnet mich, wer soll das glauben?
    Dann wartete sie nicht mehr und bekam ein Kind von einem Typen, mit dem sie es keine paar Monate aushielt. Er entsann sich dieser Monate der Niedergeschlagenheit, als er sich zurückgesetzt gefühlt hatte wie nie zuvor. Und dann die Sache mit Wolf Griesbach, den er tot im Kofferraum seines Autos gefunden hatte und mit dessen Frau er ins Bett ging. Mit der schon, mit Anne nicht. Damals nicht. Er mühte sich, Ines in sein Gedächtnis zurückzurufen, aber ihr Bild verschwamm. Anne bekam mit, was geschehen war, und doch half sie ihm mit einem falschen Alibi aus dem Gefängnis. Er dachte an Olaf. Wie konnte er den loswerden? Und als die Griesbach-Sache geklärt war, da nahm Anne ihn mit zu sich nach Hause und ließ ihn erst mal eine Weile nicht weg. Er dachte an die erste Nacht, die Erinnerung erregte ihn. Aber am Morgen weckte ihn Felix' Geschrei. Damals war er glücklich und glaubte, sich daran gewöhnen zu können. Aber dann spürte er Eifersucht, er brauchte lange, sich das einzugestehen. Und die stete Unruhe begann ihn zu nerven. Doch lebte er die meiste Zeit in ihrer Wohnung und quälte sich am Tag unausgeschlafen mit seiner Habilitationsarbeit. Der Entwurf war längst fertig, und er hatte angefangen, ihn zu überarbeiten. Aber jede Zeile, die er las, zeigte die Grenze seiner Fähigkeit, zu verstehen und zu beschreiben. Wie steht's? hatte Bohming vor kurzem gefragt. Und da schwang mit, dass es Schwierigkeiten geben könnte mit der Vertragsverlängerung, wenn Stachelmann nicht bald fertig würde. Diese verdammte Arbeit, flüsterte er. Sie raubt mir meine Kraft und meine Hoffnung. Und am Ende gehöre ich zu den Tausenden von arbeitslosen Historikern. Aber ich bin selbst schuld. Es liegt in meiner Hand. Vielleicht sollte ich besser sagen, es lag in meiner Hand.
    Schweden? Ich will da nicht hin. Da wird sie sich vor allem um Felix kümmern. Das ist nicht mein Kind. Aber sie will ein Kind von mir. Das würde heißen, wir ziehen endgültig zusammen. Ich müsste mein Leben aufgeben und Familienvater werden. Noch mehr Unruhe, noch mehr Geschrei. Und von Anne hätte ich noch weniger, obwohl wir jeden Tag zusammen wären.
    Die Gedanken verflochten Dinge miteinander, die nicht zueinander gehörten. Er versuchte sich Regine vorzustellen. Sie war mittelgroß und schlank, die engen Jeans standen ihr gut. Er hatte sie in einem Proseminar über den englischen Bauernkrieg zum ersten Mal gesehen. Sie saß ihm gegenüber, und irgendwann erwiderte sie seinen Blick. Natürlich dauerte es Monate, bis er sich traute, sich im Kakaobunker zwischen Hexenturm und Neuer Universität an ihren Tisch zu setzen. Er entsann sich ihres spöttischen Lächelns, als wüsste sie, welche Angst ihn umtrieb.
    Regine.
    Wie sollte er Olaf loswerden? So gut kannte er ihn, der würde nicht aufgeben, der merkte nicht, dass Stachelmann nichts zu tun haben wollte mit ihm. Stachelmann hatte sich nicht freiwillig zu diesem Primitivling in die Zelle sperren lassen, doch Olaf begriff es als Beginn einer Komplizenschaft. Sollte er die Polizei rufen? Er fand es übertrieben. Und er erinnerte sich dieser Lübecker Kriminalbeamten, die ihn eingesperrt hatten, statt ihm zu helfen. Daran wollte er nicht mehr rühren.
    Er stand auf und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Konzentrier dich, vielleicht findest du einen Hinweis in den Akten, der Ossis Tod erklären könnte. Warum hatte der vor seinem Tod in diese Mappe geschaut? Halt, hatte Ossi hineingesehen, oder lag die Mappe die ganze Zeit ungeöffnet vor ihm, als ihn etwas trieb, sich umzubringen? Wieder irrlichterte der Gedanke durch seinen Kopf, jemand wie Ossi hätte sich nicht getötet. Das wäre die große Niederlage gewesen, und nichts hasste Ossi mehr als Niederlagen. Der war doch so eitel, dass er sogar für einen heldenhaften Nachruf gesorgt hätte. Getötet in einer Schießerei mit Bankräubern. Besser: Um eine schöne weibliche Geisel zu retten, wirft er sich in die Maschinenpistolensalve von Deutschlands gefährlichstem Verbrecher, den er beim letzten Atemzug erschießt. Dann kniet die Geisel neben ihm, der schon das Leben ausgehaucht hat, und streicht ihm über das Haar. Nur widerwillig lässt sie sich von Polizisten fortbringen. Stachelmann lachte leise vor sich hin. Das wäre ein Tod à la Ossi gewesen.
    Aber vielleicht hatte er keinen

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