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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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würde sie neben dem Vater beerdigen müssen auf dem Reinbeker Waldfriedhof.
    Es klopfte, Anne kam, ihn zum Essen abzuholen. Fast wäre ihm herausgerutscht, er habe keinen Hunger. Sie gab sich fröhlich, lästerte über das Mensaessen, fragte, wie viele Jahre ihres Lebens sie der Bequemlichkeit opfere, das fertige Essen gereicht zu bekommen. Felix habe es besser, der bekomme bei der Tagesmutter immer nur das Feinste vom Feinen. Kleinkind müsste man sein. Sie lachte ihn an, während sie sich an einem Tisch gegenübersaßen. Ihre Fröhlichkeit versiegte, als er kurz von seiner Mutter erzählte. Danach sprachen sie nicht mehr viel.
    Am Nachmittag plagte sich Stachelmann mit seiner Arbeit. Er schaffte weniger, als er sich vorgenommen hatte, aber das konnte seine Laune auch nicht weiter verschlechtern. Missmutig fuhr er nach Hause und hoffte, dass Olaf ihn nicht abpasste. Aber der wartete in der Nähe seiner Tür und tat so, als komme er gerade zufällig vorbei. Hatte der Kerl nichts anderes zu tun, als ihm aufzulauern? Bevor Olaf ein Wort sagen konnte, schnauzte Stachelmann ihn an, nun war er fast froh, schlecht gelaunt zu sein. Das machte es ihm leichter. »Was willst du noch? Ich habe keine Zeit und keine Lust! Schon gar nicht, wieder in den Knast einzuziehen.«
    Olaf zeigte sich unbeeindruckt. »Ist ja gut. Lass mich rein, wir reden, dann gehe ich, nich.«
    Stachelmann witterte eine Gelegenheit, Olaf loszuwerden, wenn er noch einmal nachgab. »Aber es ist das letzte Mal«, sagte er.
    Olaf machte es sich in der Küche auf einem Stuhl bequem, als wäre er hier zu Hause. Er schaute sich demonstrativ um, was Stachelmann als Aufforderung begriff, irgendetwas Alkoholisches anzubieten. Er fand im Küchenschrank die angebrochene Flasche Weinbrand und stellte sie zusammen mit einem Wasserglas auf den Tisch. Olaf betrachtete das Etikett, nickte und schenkte das Glas voll. »Auf deines«, sagte er und nahm einen großen Schluck. Erst blubberte er mit den Lippen, dann schüttelte es ihn, schließlich atmete er scharf ein und stieß die Luft zischend aus. Er bohrte sich in der Nase, betrachtete den Ertrag auf der Fingerspitze und schnalzte ihn weg. »Wir brauchen einen, der was im Kopf hat. Und da dachte ich an dich, nich?«
    »Bevor du weiterredest, sage ich dir, ich gehe zur Polizei, wenn du eine Straftat planst.«
    Olaf schaute ihn aus großen Augen an. Dann grinste er. »Gehst wohl auf Nummer sicher, nich? Ist clever. So einen brauchen wir. Einen, der an alles denkt.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Stachelmann, der seinen Zorn unterdrückte. So weit ist es gekommen, dass dich ein Bekloppter zu einem Verbrechen überreden will. »Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt.«
    Olaf verzog die Miene. Dann hellte sich sein Gesicht wieder auf. »Du meinst, wir werden hier abgehört. Da war doch was, ich hab's in der Zeitung gelesen. Oder hat es mir ein Kumpel erzählt?«
    Stachelmann ärgerte sich jetzt noch, wenn er daran dachte, wie die Lübecker Nachrichten lang und breit über den Eindringling berichtet hatten, der mehrfach in seine Wohnung eingebrochen war. »Quatsch«, sagte er. »Niemand hört uns ab.«
    »Lass uns draußen weiterreden, nich?«
    »Nein«, sagte Stachelmann. Dann schrie er: »Nein! Raus!«
    Olaf erschrak. »Was ist denn los? Du steckst in der Scheiße, nich? Sag das doch gleich. Einem Kumpel helfe ich immer.«
    »Wenn du jetzt nicht abhaust, ruf ich die Polizei«, sagte Stachelmann. »Du hast zehn Sekunden Zeit.«
    Olaf legte den Kopf auf die Seite und blinzelte. »Nu reg dich wieder ab. Ich versteh, du bist schlecht drauf heute. Kann ja mal passieren, nich? Habe ich auch schon gehabt. So 'nen Tag sollte man ins Klo werfen, nich?« Er erhob sich und stellte sich vor Stachelmann. Ein scharfer Geruch zog ihm in die Nase. Olafs Lieblingsort war nicht die Dusche. Olaf klopfte Stachelmann auf die Schulter. »Das wird wieder, bestimmt. Und dann reden wir, in aller Ruhe, nich?«
    »Nein!«, brüllte Stachelmann ihm ins Gesicht. »Raus! Sofort!«
    »Ist ja gut.« Olaf ging gemächlich zur Wohnungstür und öffnete sie. Als Stachelmann schon glaubte, Olaf steige die Treppe hinunter, erschien dessen Gesicht in der Türspalte. »Das wird wieder, bestimmt. Ich hab so was auch schon erlebt. Am besten, du trinkst dir einen und haust dich auf die Matratze. Morgen ist alles gut, nich?« Fast lautlos zog er die Wohnungstür zu.
    Stachelmann blieb stehen im Flur und lauschte. Er hörte Schritte auf der Treppe, dann klackte

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