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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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er mir das erzählt hat, habe ich gleich an die alten Zeiten denken müssen. Ossi und Jossi.«
    »Ossi ist tot.«
    Schweigen.
    »Er hat sich umgebracht.«
    Er hörte sie atmen. »Das ist unmöglich«, sagte sie endlich.
    »Warum?«
    Sie schluckte. »Er war vor ein paar Wochen erst hier, wir haben richtig einen draufgemacht. Er war quietschfidel ... du machst einen schlechten Scherz.«
    »Nein, es ist, wie ich es sage.«
    »Rufst du deswegen an?«
    »Ja, nein. Ich sitze vor einer Mappe mit Flugblättern und Artikeln von damals. Und da fiel mir ein, dass du mit Ossi zusammen warst.«
    Sie sagte nichts. Er hörte sie atmen.
    »Da geht es auch um diesen Thingstättenmord, du erinnerst dich?«
    »Wie hat er es gemacht?«
    »Ein starkes Schmerzmittel, dazu ein Diabetikerspray, etwas ganz Neues.«
    »Er hatte Zucker?«
    »Nein.«
    »Ossi hat sich nicht umgebracht. Schon gar nicht mit so einem Spray. Ossi hätte sich aus dem dreißigsten Stock gestürzt oder sich in den Kopf geschossen. Aber mit einem Spray? Woher soll er denn gewusst haben, dass das tödlich ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber die Bullen glauben an Selbstmord?«
    »Sie haben keine Spuren gefunden, die dagegen sprechen. Und Ossi war Kriminalist, der sollte doch wissen, wie man sich schmerzfrei umbringt.«
    »Kein Abschiedsbrief?«
    »Nein.«
    »Glaubst du wirklich, der bringt sich um, ohne mindestens ein Manifest zu hinterlassen?«
    Stachelmann musste lachen. So war Ossi. »Mir kommt es auch komisch vor. Aber warum sollte die Polizei den Mord an einem Kollegen vertuschen wollen?« Er überlegte, ob er ihr von der Druckstelle an Ossis Kopf erzählen sollte, aber er wollte kein Lamentieren mehr hören.
    »Ja, warum?«, sagte sie. »Vielleicht ist er einer Bullenverschwörung auf die Spur gekommen. Du hast von einer Akte gesprochen über den Thingstättenmord. Wenn das damals ein Bulle war? Da ging doch ein Gerücht um, weißt du das nicht mehr?«
    Er erinnerte sich. »Aber damals wurden Bullen, Geheimdienste oder die Justiz immer verdächtigt, denk an die RAF-Selbstmorde, die als Morde verkauft wurden, und viele haben es geglaubt.«
    »So ganz sicher bin ich mir da bis heute nicht. Aber sei's drum. Es steckten oft genug Bullen oder Verfassungsschutzspitzel hinter Schweinereien, denk nur an Peter Urbach, der die ersten Mollies geliefert hat. Damals, bei der Springerblockade in Berlin, nach dem Attentat auf Dutschke. Und Steinmetz, Schmücker, Mousli, Schlickenrieder. Schon vergessen?«
    »Ja, ja, aber daraus kann man doch keine große Bullenverschwörung machen.«
    »Es gibt auch keinen Beweis, dass es die Verschwörung nicht gab.«
    »Es gibt auch keinen Beweis, dass die grünen Marsmännchen nicht vor hundert Jahren auf einen anderen Planeten gezogen sind, weil sie ihre Entdeckung befürchteten.«
    »Ach, wirklich?«
    Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, sie wolle ihn auf den Arm nehmen. Aber Kathrin war humorlos, und Menschen ändern sich nicht. »Hat Ossi was gesagt über den Thingstättenmord, als er in Heidelberg war?«
    »Ja, irgendwie kamen wir drauf. Wir saßen im Palme, so wie früher, weißt du noch? Den Weißen Bock kann man sich inzwischen nicht mehr leisten, die machen auf fein und teuer. Haben über alte Zeiten gesprochen. Der Manfred und die Uschi waren dabei, ach ja, die Regine auch.«
    Es war wie ein Stich ins Herz. »Regine auch?«
    »Sie ist Lehrerin, für Geschichte und Deutsch, glaube ich.«
    »Wo wohnt sie?«
    »In Neuenheim, wie früher, aber natürlich woanders. Sie heißt jetzt Ginelli mit Nachnamen, hat einen Italiener geheiratet, ist aber längst geschieden.«
    Stachelmann schrieb den Namen auf den Aktendeckel, dann erschrak er, die Akte war ein Beweismittel der Polizei.
    »Was ist?«, fragte Kathrin.
    »Nichts. Ich habe eben nur ein Beweismittel der Polizei verschönert. Was habt ihr geredet über den Thingstättenmord?«
    »Warum willst du das wissen? ... Also, irgendwer, ich weiß nicht mehr, wer es war, also irgendwer hat angefangen, von heroischen Vollversammlungen zu schwärmen. Doch, jetzt weiß ich's wieder, der Manfred war's. Wir kamen dann natürlich auf Ossi.« Sie schluckte. »Also, wie Ossi die DKPisten und Maoisten zur Schnecke gemacht hat. Du hast ihm da ja geholfen. Das war Ossis größter Auftritt. Darauf ist ... war er richtig stolz, immer noch. Er hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd.«
    Jetzt erinnerte sich Stachelmann. Er hörte das Gejohle und Gelächter, als Ossi die anderen fertig machte.
    »Und

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