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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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nur kurz dabei, ist dann in den Süden, Italien. Wollte zu den Anarchisten oder Lotta Continua, weiß nicht mehr.«
    »Das waren alle?«
    Der Arzt machte ein nachdenkliches Gesicht. »Noch einer, auch kurz dabei. Witziger Typ, große Klappe und feuerrote Haare. Ist aber bald wieder abgewandert. Er hieß Winter, Oskar Winter. Ja, Ossi nannten wir ihn.«
    * * *
    12. Februar 1979
    Ruhe herrscht im Land, jedenfalls an der Universität. Wir kriegen nicht einmal mehr eine anständige Demo auf die Beine. 80 Leutchen haben gegen die Verfolgung linker Studenten protestiert. 80! Die Niederlage ist offenkundig. Wir können nicht mehr drum herumreden. Zu uns will ja auch keiner mehr. Die Leute sind so krank, dass sie es nicht mehr merken. Doch wir müssen durchhalten, es bleibt uns keine Wahl. Die revolutionäre Bewegung ist immer in Wellen verlaufen, wir sind gerade im Tal. Das ist schmerzhaft. Aber ohne Tal kein Gipfel. Nur wenn wir durchhalten, werden wir am Ende siegen.
    Immerhin haben die Bullen mich in Ruhe gelassen. Sie werden nicht mehr kommen, hoffe ich.
    Angelika tut zurzeit so, als hätte sie mich nie gekannt. Auch das ist eine Niederlage. Beim letzten Zusammensein hatten wir uns gestritten. Ich sei vernagelt, ein Macho. Die Frauengruppe habe ihr die Augen geöffnet. Sie gehe zu den Grünen, Rudi Dutschke sei auch auf dem Weg dorthin. Solche Typen wie ich hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
    Die Zeichen der Zeit. Was weiß Angelika von den Zeichen der Zeit? Beherrscht sie die marxistische Analyse? Nicht eine einzige Schulung besucht, aber alles besser wissen. Lächerlich!
    R. hat gesagt, er habe ein mulmiges Gefühl. Er will untertauchen. Er ist in Panik, aber das wird vorbeigehen.

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    12
    Stachelmann versuchte sich zu beherrschen. Er trank einen Schluck, diesmal war es an ihm, Zeit zu gewinnen. Da war er wieder, der Zusammenhang zwischen Ossi und dem Thingstättenmord.
    Detmold schaute demonstrativ auf die Uhr. Stachelmann fürchtete, der würde das Gespräch abbrechen.
    »Dieser Winter, hat der was zu tun mit der Thingstättensache?«
    Detmold schaute ihn erstaunt an. Er hatte gemerkt, Stachelmann war nervös, seit dieser Name gefallen war. »Keine Ahnung.«
    »Aber Sie haben doch dazugehört. Da muss doch mal ein Wort gefallen sein. Versuchen Sie sich zu erinnern. Wenn jemand aus Lehmanns Bekanntenkreis mit dem Mord zu tun hat, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass der dem Druck immer standgehalten hat. Das ist unmöglich. Der hat mal was getrunken oder im Schlaf geredet. Oder er hat eine Andeutung gemacht, hat Lehmann geschmäht, ihm das Menschsein abgesprochen, weil man ja Tiere töten darf.«
    »Sie haben was mit diesem Winter zu tun«, sagte der Arzt. »Der war so gut und vor allem so schlecht wie wir anderen. Reden wir mal Klartext, der Lehmann war ein Verfassungsschutzspitzel. Ich habe es geglaubt und die anderen auch. Bevor Sie fragen, Ossi hat es auch geglaubt.«
    Stachelmann merkte, wie er die Pokerrunde verlor, seit er sich aufgeregt hatte wegen Ossi. Aber es war ihm egal, er erfuhr genug für weitere Ermittlungen. »Ich würde mal sagen, Lehmanns Mörder kam aus diesem Kreis: Sie, Kipper, Winter, Zastrow, Köhler.«
    »Vergessen Sie nicht Katharina Wiegand, auch wenn die nur manchmal mitgemacht hat und sonst die Primadonna gab. Und dann waren um den Kern herum weitere Leute, aber an die kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Da war ein Kommen und Gehen. Sie kennen das ja.«
    »Und Sie haben wirklich nichts zu tun mit dem Thingstättenmord? Darauf geben Sie mir Ihr Wort?«
    »So viel wie Sie, kein bisschen mehr.«
    Stachelmann lehnte sich zurück. Im Kopf klopfte es im Takt des Herzrhythmus. Das Gespräch hatte sich gewendet, der Arzt war ruhig geworden, als wüsste er endlich, wie er zu reagieren habe. Nichts von dem, was Stachelmann erfuhr, war beweiskräftig, nichts würde die Kripo dazu veranlassen, die Ermittlungen wieder aufzunehmen. Aber er war ein Stück weitergekommen.
    »Sie glauben, Lehmanns Mörder stamme aus seinem Bekanntenkreis?«, fragte Detmold.
    »Die eigenen Genossen haben Lehmann umgebracht, weil sie glaubten, er sei ein V-Mann. Das ist ein klassisches Motiv.«
    »Dann dürfte die Kriminalpolizei dem schon nachgegangen sein.«
    »Sie hat offenbar etwas übersehen.«
    »Und wenn es ganz anderes ist? Wenn es Nazis waren?«
    Stachelmann wollte den Gedanken nicht an sich heranlassen. Doch es gelang ihm nicht. Natürlich, das war möglich. Er wiederholte eine

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