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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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mit Mord schmücken wollen, ist unerträglich. Ich finde die fast schlimmer als die Mörder. Deren moralische Maßstäbe sind jedenfalls im Eimer.«
    Stachelmann nickte. Am schlimmsten finde ich es aber, wenn man einen Mörder deckt. Das dachte er, und er sagte: »Wo werden die Patienten der Notärzte hingebracht?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Also in die Notfallmedizin im Neuenheimer Feld?«
    »Meistens.«
    »Rufen Sie mir ein Taxi?«

    Im Hotel legte er sich gleich aufs Bett. Die Knie waren aus Gummi, der Kopf vernebelt, als hätte er gezecht. Er mühte sich zu ordnen, was er erfahren hatte. Wenn Lehmann Spitzel gewesen und er aus diesem Grund ermordet worden war, dann dürfte es einer aus seiner Gruppe gewesen sein. Die Namen hatte er. Einer tot, die anderen lebten noch.
    Er versuchte die neuen Tatsachen und Vermutungen mit dem zusammenzuführen, was er bereits wusste. Da fiel ihm wieder Ossi ein und wie der gestorben war. Tramal und Insulinspray. Letzteres gab es noch nicht zu kaufen. Da lag es auf der Hand zu vermuten, dass ein Arzt oder jemand, der mit Ärzten zu tun hatte, der Mörder war, wenn Ossi sich nicht selbst getötet hatte. Der einzige Arzt in diesem Fall war Rainer Detmold.
    Er schloss die Augen und schob die Indizien hin und her. Es war Detmold, wer sonst? Aber das setzte nicht nur voraus, dass Ossi ermordet worden war. Ossi musste auch irgendetwas getan haben, das Detmold so bedrohlich fand, dass er zum Mörder wurde. Ossi war vor einigen Wochen hier gewesen. Warum, verdammt, hatte Stachelmann Detmold nicht gefragt, ob Ossi ihn aufgesucht hatte? Wenn Ossi Detmold zu Unrecht des Thingstättenmords verdächtigte, dann hätte dieser keinen vernünftigen Grund, Ossi zu ermorden. Also war er es.
    Er schnaufte. Der Fall lag klar vor ihm. Nur fehlten die Beweise. Die erste Frage an Detmold musste sein, wo er in der Nacht gewesen war, als Ossi ermordet wurde. Wenn der lückenlos beweisen kann, dass er nicht in Hamburg war, dann habe ich mit Zitronen gehandelt. Er lachte trocken. Das habe ich aber nicht. Jede Wette, der hat kein Alibi. Aber wie soll ich es prüfen? Er wird nicht zugeben: Ja, ich war in Hamburg, hatte mir dieses Spray und Tramal eingepackt und habe einen alten Genossen ermordet. Warum? Weil er herausbekommen hatte, dass ich Lehmann auf dem Gewissen habe. Nicht allein, an so einem Mord sind wenigstens zwei beteiligt. Sie sind zur Thingstätte gefahren. Einer hat auf Lehmann aufgepasst, einer ist gefahren. Vielleicht haben auch zwei aufgepasst. Je mehr dabei sind, desto sicherer fühlt man sich. Stachelmann wollte sich die Situation vorstellen. Wenn es doch nur einer war, dann war es Detmold. Stachelmann überlegte sich, wie Detmold Lehmann verleitet haben konnte, ins Auto zu steigen. Er schüttelte den Kopf. Solche Nerven hatte nur ein Berufskiller, dass er einen Mann ins Auto lockte, sich neben ihn setzte, irgendetwas quatschte, während er die lange Strecke zur Thingstätte hochfuhr, dem anderen nach dem Aussteigen die Pistole in den Rücken drückte, ihn in diesen Raum zwang, den er zuvor aufgebrochen haben musste. Stachelmann erinnerte sich, gelesen zu haben, ein Vorhängeschloss sei geknackt worden. Das macht keiner allein, auch wenn er vielleicht das Schloss am Tag zuvor geöffnet hatte, was aber das Risiko bedeutete, dass schon ein neues angebracht worden sein konnte. Sie waren zu zweit oder zu dritt gewesen. Und einer von ihnen hieß Detmold. Stachelmann überlegte, ob auch Kipper dabei gewesen sein konnte. Womöglich sind sie sogar zu zweit nach Hamburg gefahren, um Ossi zu töten. Einer hat ihn festgehalten, der andere hat ihm das Zeug verpasst.
    Wo waren Sie am 7. April 1978, so gegen zwei oder drei Uhr in der Nacht? In der Nacht, in der Lehmann erschossen wurde. Dafür konnte es kein Alibi mehr geben. Wer wusste heute noch, was vor einem Vierteljahr hundert war? Außer den Mördern. Aber die würden es nicht zugeben. Aber ein Alibi für den 4. Juli 2005, das konnte es geben. Oder auch nicht.
    Er wählte ihre Nummer. Im Büro erreichte er sie nicht, aber auf dem Handy. Sie klang abgehetzt.
    »Störe ich?«, fragte er.
    »Ein bisschen«, sagte Carmen. »Ich stehe vor einer Leiche und warte auf den Rechtsmediziner.«
    »Kannst du ein Alibi prüfen? Oder besser zwei?«
    »Von wem?«
    Er berichtete kurz von Detmold und Kipper.
    »Puuh«, sagte sie. »Für Ermittlungen brauche ich einen Grund, vor allem dem Staatsanwalt gegenüber. Aber davor sitzt schon der Kollege Taut, ohne den gar

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