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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Hosen, kurzen oder langen Röcken.
    Dann schaute er wieder hinüber zu ihr, die ihm jetzt das Profil zeigte. Ihm schien es, dass sie seine Blicke wahrnahm und vielleicht sogar genoss. Einmal sah sie ihn freundlich an, widmete sich dann aber gleich wieder ihren Rosen. Nach einer Weile stand sie auf, streckte den Rücken, strich sich mit der Hand über die Lendenwirbel, und Stachelmann glaubte, ihren Schmerz zu spüren. Aber es war seiner, er schob das Gesäß an die Lehne und streckte auch den Rücken, als wollte er ihr etwas nachmachen.
    »Jetzt muss ich etwas trinken. Ein Glas Saft vielleicht für Sie?«
    Diesmal nahm er das Angebot an.
    Sie verschwand im Haus und kehrte bald zurück mit einer Karaffe, darin Saft und Eiswürfel, in der anderen Hand trug sie, ineinander gesteckt, zwei Gläser. Sie stellte sie auf den Tisch, goss ein, lächelte ihm zu. »Schön heute«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Sind Sie ein Freund meines Mannes?«
    »Wir haben zur selben Zeit hier studiert.«
    »Das ist interessant, ich auch. Was haben Sie studiert?«
    »Geschichte und zwangsweise ein wenig Germanistik, Magister.«
    »Prüfungsordnung«, sagte sie. »Die war bescheuert, verlangte auch von Leuten, die nicht Lehrer werden wollten, bestimmte Fächerkombinationen. Warum konnte man nicht Sinologie und Philosophie studieren? Ich weiß gar nicht, wie das heute ist.«
    »Ich auch nicht.« Er trank und schaute auf die Stadt. Dunst zog auf, wie ein Weichzeichner verwandelte er die Altstadt in Kitsch.
    Dann sagte sie: »Genug gefaulenzt« und machte sich wieder an die Arbeit. Er beneidete sie, sie war ausgeglichen und schien keine Sorgen zu haben. Aber gab es das?
    Er schaute ihr zu und hätte es gern noch Stunden getan. Aber dann hörte er ein Klacken und wusste, es kam von der Haustür. Sofort spannte sich alles in ihm, die Angst meldete sich. Du bist verrückt, dich hier einzuschleichen. Was würdest du tun, wenn jemand Anne die Hucke voll lügen würde, um in die Wohnung einzudringen? Er hätte Angst um Anne, es könnte ja auch ein Perverser sein, man sieht es den Leuten nicht an.
    Schritte. Dann Stille. Dann eine Tür, noch nicht im Wohnzimmer, das zur Terrasse hinausführte. Wieder Stille. Die Frau arbeitete mit einer Handschaufel. Dann das Geräusch einer Toilette. Eine Tür klackte, Schritte näherten sich, manche laut auf Steinboden, andere gedämpft durch Teppich. Dann stand der Arzt in der Terrassentür. Er rief »Hallo«, dann sah er Stachelmann, er stutzte, aber auch Stachelmann staunte.
    »Guten Tag«, sagte Stachelmann. Er erhob sich und reichte dem Mann die Hand.
    Der übersah sie. »Guten Tag.« Der Arzt zog die Worte misstrauisch in die Länge. »Von den Hämatomen sieht man ja kaum noch was. Ging schnell.«
    Inzwischen hatte sich die Frau genähert. »Was meinst du damit?«
    Detmold hatte nur Stachelmann im Auge. Er schaute ihn an durch seine Brille mit runden Gläsern. Natürlich waren sie nicht in Blech eingefasst, sondern in etwas viel Teureres, Titan vermutlich.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Stachelmann.
    »Bisher haben Patienten mich nicht bis nach Hause verfolgt.«
    »Ich verfolge Sie nicht als Patient. Ich suche einen Zeugen.«
    Der Arzt schüttelte kaum sichtbar den Kopf. »Was wird denn das?«
    »Thingstättenmord.«
    Detmold zögerte. »Ach das.«
    Die Frau warf Stachelmann einen bösen Blick zu. »Sie haben mich getäuscht. Gehen Sie! Sofort!«
    »Geben Sie mir zwei Minuten, dann entscheiden Sie, ob ich wirklich gehen soll.« Stachelmann eröffnete eine Runde Poker.
    Detmold schaute auf die Uhr.
    »Ich verfolge Spuren zur Aufklärung des Thingstättenmords. Sie kannten das Opfer, genauer, Sie waren mit ihm befreundet. Und Sie wissen, wer es getan hat. Sie sehen, ich brauche keine zwei Minuten.«
    Wenn Detmold ihn jetzt rausschmiss, musste er das Gefühl haben, Stachelmann Recht zu geben. »Na gut«, sagte er matt.
    Die Frau setzte sich an den Tisch und guckte Stachelmann neugierig an. »Sind Sie Polizist?«
    »Nein. Aber dieser Kriminalfall ist auch für einen Historiker eine Herausforderung. Zumal für einen, der hier studiert hat.«
    Es war schwül, Stachelmann schwitzte, auch wegen der Anspannung.
    Jetzt setzte sich auch der Arzt. Er goss sich ein, dann fragte er: »Woher wissen Sie das?«
    »Was?«
    »Nun, dass ich Lehmann kannte.«
    »Das war nicht schwer herauszufinden. Ich habe ein wenig gesucht, und dann habe ich gefunden.«
    »Wissen Sie denn auch schon, wer es war?« Detmolds Augen belauerten

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