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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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Rechtsanwalt, ein Organ der Rechtspflege. Wenn Sie herauskriegen wollen, wie tief die deutsche Justiz gesunken ist, brauchen Sie nur daran zu denken, dass erklärte Staatsfeinde wie unser Freund vor Gericht herumturnen dürfen.«
    »Zastrow, Reimund?«
    »Sie haben ja gründlich recherchiert. Den gab es auch. War so wild wie die anderen, aber vielleicht intelligenter. Jedenfalls konnte man mit dem reden. Nicht dass er etwas Vernünftiges ausgesagt hätte, aber er war nicht blöd. Die anderen hatten mehr Schaum vor dem Mund als Hirnmasse. Bei dem war es umgekehrt, aber ganz ohne ging es natürlich auch beim werten Reimund nicht.«
    Stachelmann stellte sich Wolf als Folterer vor, das fiel ihm nicht schwer. So, wie er die Verdächtigen beim Vornamen nannte, um eine Vertrautheit vorzutäuschen, die es ihm erlauben würde, den Männern mal am Ohr zu ziehen und sie zu schlagen, wenn es auf die freundliche Tour nicht klappte. Ich habe es im Guten versucht, aber ihr wollt es ja so.
    »Zastrow ist tot.«
    »Ja, aber zum Zeitpunkt des Mordes lebte er noch, er war genauso verdächtig wie die anderen.«
    »Was stand auf dem Totenschein?«
    »Weiß ich nicht mehr, irgendwas mit der Lunge, glaube ich. Oder Herz. Jedenfalls etwas, das bei einem so jungen Kerl nicht vorkommen sollte. Aber wenn man weiß, wie die gesoffen, geraucht, gekifft und gefickt haben, wundert einen nichts mehr.«
    »Köhler, Detlef.«
    »Der ist nach Italien. Unsere italienischen Kollegen hatten den eine Weile im Auge. Trieb sich bei Anarchisten herum und machte auf Dolce Vita. Aber straffällig wurde er nicht. Und wir konnten ihm vor seiner Abreise nichts beweisen. Das heißt, genauso wenig wie den anderen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir sie alle ins Loch gesteckt. Wer auch immer geschossen hat, eigentlich ist das egal. Schuldig sind sie alle.«
    »Winter, Oskar?«
    Wolf schüttelte den Kopf. »Der ist mir nicht untergekommen.«
    Stachelmann war erleichtert. Ossi hatte nichts zu tun mit dem Mord. Bestimmt nicht. Aber er kannte die Leute, die als Täter infrage kamen. Deshalb ist er noch einmal nach Heidelberg gekommen. Er hat etwas herausgefunden, und dann wurde er ermordet. Der Fall war sonnenklar.
    »Wie kann man veranlassen, dass die Alibis von zwei Leuten überprüft werden?« Stachelmann kam sich blöd vor bei dieser Frage.
    »Von damals? Vergessen Sie's.« Wolfs Stimme klang amüsiert.
    »Nein, es geht um die Nacht vom 3. zum 4. Juli 2005. Ich möchte wissen, ob Detmold oder Kipper in Hamburg waren.«
    »Und was ist in dieser Nacht in Hamburg passiert?«
    Warum soll ich es ihm nicht sagen? »Da wurde besagter Winter ermordet. Der war vor dem Thingstättenmord Mitglied in Lehmanns Gruppe. Vor kurzem ist er in Heidelberg aufgetaucht und hat offenbar recherchiert. Das sagen jedenfalls ein paar Leute, mit denen ich gesprochen habe. Danach fuhr er zurück nach Hamburg und wurde in dieser Nacht tot an seinem Schreibtisch aufgefunden. Vor sich eine Akte, in der er Dokumente aufbewahrte, unter anderem über den Thingstättenmord.«
    »Ach nee.«
    Soll ich ihm den Rest auch noch erzählen, dieser Gestapofresse? Auch das kann nicht schaden. Du hängst fest, vielleicht fällt Wolf was ein. »Aber die Polizei in Hamburg glaubt nicht, dass es Mord war.«
    »Suizid?«
    »Ja.«
    Wolf trank einen Schluck Kaffee. »Sie kannten diesen Winter recht gut, stimmt's?«
    »Er war eine Art Freund. Außerdem war er bei der Hamburger Kripo, Mordkommission.«
    »Das ist ja auch eine Karriere, vom Staatsfeind zum Staatsschützer. Die nehmen wirklich jeden.«
    Stachelmann hätte gern geantwortet, dass sie sogar Nazis genommen hätten, aber warum sollte er den Mann vergraulen? Er spielte mit dem Henkel der Kaffeetasse.
    »Ohne Verdacht fragt die Polizei niemanden nach seinem Alibi. Und auch nicht, wenn Sie den Kollegen auf die Pelle rücken. Was glauben Sie, wie viele Verrückte, ich meine nicht Sie, natürlich nicht, da auftauchen und Leute anschwärzen.«
    Wovon die Gestapo damals gelebt hat, dachte Stachelmann. »Ich weiß«, sagte er. »Wahrscheinlich fahre ich besser nach Hause und gebe die Sache auf.«
    »Nach Hause, das ist in Hamburg?«
    Stachelmann zögerte, was wollte der Mann? »Ja«, sagte er.
    »Nun, wenn Sie in Hamburg jemanden bei der Kripo kennen, da könnte was gehen. Sie müssen eine Straftat erfinden, Sie sind der Zeuge, und Sie haben Leute gesehen, die verblüffenderweise dem lieben Reiner und dem lieben Esau bis aufs Haar gleichen. Und Sie wissen

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