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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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dann ergoss sich ein Wolkenbruch über das Auto. Hagel trommelte auf Scheiben und Dach. Der Scheibenwischer lief auf schnellster Stufe, aber er schaffte die Wassermassen kaum weg. Der Taxifahrer hatte sich nach vorne gebeugt und starrte in den Regen. Wenn die Wischer gerade vor dem Auge gewesen waren, sah man die Rückleuchten des BMW. Auch der fuhr langsam. Dann hielt er. Der Taxifahrer bremste und schaltete die Scheinwerfer aus. Eine Weile sah Stachelmann nichts, dann leuchtete eine Lampe neben einer Tür auf. Durch das Glas einer Haustür flammte Licht. Detmold ging hinein, dann wurde die Tür geschlossen, das Licht blieb an.
    »Warten Sie«, sagte Stachelmann. Er stieg aus und war gleich durchnässt. Er rannte zur Haustür und suchte. Endlich fand er ein Klingelschild, es war weiß mit schwarzer Schrift. Kipper stand darauf, sonst nichts.
    Zurück im Hotel, zog er sich aus und duschte lang und heiß. Er stützte sich mit beiden Händen an die Wandkacheln, verharrte so reglos und ließ das Wasser mit größtem Druck laufen. Noch einmal ging er im Kopf durch, was er wusste. Adi hatte auf den Fotos Kipper und Detmold erkannt. Detmold wusste, dass Tramal und Insulinspray eine tödliche Mischung waren, und er kam an das Spray heran. Detmold und Kipper hatten zugegeben, wenn auch nach einigem Zögern, dass sie Lehmann gekannt hatten. Lehmann galt ihnen als Spitzel, er habe Kontakt zum Verfassungsschutz gehabt. Detmold, Kipper und vermutlich ein Dritter hatten Ossi ins Visier genommen, weil er bei seinem letzten Aufenthalt in Heidelberg etwas herausgefunden oder vielleicht auch nur die richtigen Fragen gestellt hatte. Aber Ossi war selbst Mitglied der Gruppe gewesen. Das war kein Widerspruch, vermutlich hatte Ossi schon damals eine Ahnung gehabt, wie der Mord geschehen war. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht der Polizei offenbart hatte? Vielleicht war er Polizist geworden, um es wieder gutzumachen. Wie immer es gewesen war, die Puzzleteile passten perfekt zusammen. Nur, er hatte keinen Beweis. Wie kam er weiter? Er musste weitermachen, obwohl ihm seine Angst verriet, es könnte ihm ergehen wie Ossi, wenn die Mörder wussten, dass er ihnen auf der Spur war. Er schwitzte unter dem strömenden Wasser. Stachelmann drehte den Warmwasserhahn fast zu, jetzt wurde es kalt.
    Nach der Dusche versuchte er zu schlafen. Er döste dem Morgen entgegen, manchmal fiel ihn ein schlechter Traum an, aber gleich war er wieder wach. Am Morgen fühlte er sich elend, doch dann überfiel ihn eine Idee, die er so gut fand, dass er sich gleich beschimpfte, weil sie ihm nicht früher gekommen war. Obwohl sie so nahe lag. Er griff zum Zimmertelefon und rief die Polizeidirektion an. Er verlangte nach den Kommissaren Fath und Schmidt. Fath meldete sich.
    »Herr Fath, wer hat damals die Ermittlungen geleitet beim Thingstättenmord?«
    Der Polizist schnaufte. »Sie haben Fragen.« Eine Pause, dann sagte er: »Rufen Sie in zehn Minuten nochmal an, dann weiß ich es.«
    Stachelmann dankte und legte auf. Mehrfach schaute er auf die Uhr. Dann rief er wieder an. »Das war der Hauptkommissar Gerhard Wolf«, sagte Fath. »Und jetzt wollen Sie noch wissen, ob der noch im Dienst ist, ob er noch lebt und wo er wohnt, wenn er noch lebt.« Fath wartete Stachelmanns Antwort nicht ab, und der hörte heraus, dass der Polizist sich amüsierte. »Also, erstens, der gute Mann ist längst im Ruhestand, ob wohlverdient, wie es immer heißt, das weiß ich nicht. Fragen Sie den mal, was er vor 45 gemacht hat, da war er auch schon Polizist. Nun wissen Sie schon, der lebt noch. Solche Leute werden uralt. Und dann kann ich Ihnen, drittens, verraten, er wohnt in der Südstadt, Harbigweg 16. Der zweigt ab vom Kirchheimer Weg, den kennen Sie vielleicht. Seine Telefonnummer habe ich hier auch noch.« Er nannte sie zweimal, damit Stachelmann mitschreiben konnte. »Und grüßen Sie den Herrn bitte nicht von uns.«
    Gleich wählte Stachelmann Wolfs Nummer.
    »Ja?«
    »Dr. Stachelmann. Spreche ich mit Herrn Gerhard Wolf?«
    »Ja.«
    »Herr Wolf, ich recherchiere im Fall Thingstättenmord.«
    »Haben Sie da etwas herausgefunden?« Er klang misstrauisch.
    »Ja, ich glaube schon. Darf ich Sie besuchen?«
    »Kommen Sie am Nachmittag, ab drei Uhr. Und kommen Sie allein.«

    In der Zwischenzeit mühte sich Stachelmann mit seiner Arbeit. Als es Zeit war, in die Südstadt zu fahren, wusste er aber, dass er alles, was er bearbeitet hatte, noch einmal würde

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