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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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genauer zu sein, sehr früh an diesem Morgen) noch nie gesehen hatte - sie konnte es nicht.
    Ja, er roch nach Zorn, aber er roch auch nach Frühling, Regen, Wolf und Mann. Sie schloss die Augen und hörte auf zu kämpfen, ließ die Süße und Schärfe seines Geruchs die Angst und den Zorn wegwaschen, die geweckt worden waren, indem sie diesem Mann von dem Schlimmsten erzählt hatte, das ihr je zugestoßen war.
    Sobald sie sich entspannte, tat er das auch. Seine angespannten Muskeln wurden lockerer, und seine Arme, die für sie wie ein Gefängnis gewesen waren, glitten an der Wand nach unten und ruhten dann leicht auf ihren Schultern.
    Nach einer Weile zog er sich langsam zurück, blieb aber in der Hocke, so dass sein Kopf nur geringfügig höher war als der ihre. Sanft legte er ihr den Daumen unters Kinn und hob ihren Kopf, bis sie in seine dunklen Augen blickte. Sie hatte plötzlich das Gefühl, den Rest ihres Lebens in diese Augen schauen zu können und dabei glücklich zu sein. Das machte ihr mehr Angst als sein vorheriger Zorn.
    »Tust du etwas, damit ich dieses Gefühl habe?« Sie fragte, bevor sie Zeit hatte, sich zu überlegen, dass es klüger wäre, sich zurückzuhalten.
    Er fragte nicht, wie sie sich denn fühlte. Stattdessen legte er in einer wolfshaften Geste den Kopf schief, behielt aber Augenkontakt, obwohl keine Herausforderung in seinem
Geruch lag. Offenbar war er ebenso verwirrt wie sie. »Ich glaube nicht. Und sicherlich nicht mit Absicht.«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. Es waren große, schwielige Hände, und sie zitterten ein wenig. Er beugte sich vor, bis sein Kinn auf ihrem Kopf ruhte. »Ich habe mich zuvor auch noch nie so gefühlt.«
     
    Er hätte für immer dort bleiben können, obwohl es unbequem war, auf den Holzdielen zu knien. Er hatte nie etwas wie das hier empfunden - und sicher nicht bei einer Frau, die er weniger als vierundzwanzig Stunden kannte. Er wusste nicht, wie man damit umging, wollte nicht damit umgehen und - was ihm wirklich nicht ähnlich sah - wollte es unendlich weit verschieben, damit umzugehen, solange er nur Zeit verbringen konnte, in der sie sich an ihn schmiegte.
    Selbstverständlich gab es etwas, was er noch lieber tun würde, aber wenn er sich nicht irrte, kam jemand anderes die Treppe hinauf. Vier Stockwerke waren offensichtlich nicht genug, um Eindringlinge fern zu halten. Er schloss die Augen, ließ seinen Wolfsbruder die Gerüche durchgehen und ihre neueste Besucherin identifizieren.
    Es klopfte an der Tür.
    Anna zuckte aus seiner Umarmung zurück und holte erschrocken Luft. Ein Teil von ihm freute sich, dass es ihm gelungen war, sie so sehr abzulenken, dass sie die Bewegung an der Tür erst jetzt bemerkte.
    Zögernd stand er auf und brachte ein wenig Abstand zwischen sie. »Komm herein, Isabelle.«
    Die Tür ging auf und Leos Gefährtin steckte den Kopf herein. Sie sah Anna gründlich an und grinste dann schelmisch. »Unterbreche ich hier etwas Interessantes?«

    Er hatte Isabelle immer gemocht, obwohl er sich angestrengt hatte, das nicht zu zeigen. Als Scharfrichter seines Vaters hatte er schon vor langer Zeit gelernt, jemandem nicht zu nahe zu kommen, den er vielleicht eines Tages würde töten müssen - was bedeutete, dass sein Freundeskreis sehr klein war, sich tatsächlich überwiegend auf seinen Vater und seinen Bruder beschränkte.
    Anna stand auf und erwiderte Isabelles Lächeln mit ihrer eigenen, schüchternen Freundlichkeit. Aber zu seiner Überraschung sagte sie: »Ja. Hier ist etwas sehr Interessantes passiert. Aber komm trotzdem rein.«
    Sobald die Einladung erfolgt war, wehte Isabelle herein wie ein Märzwind, so, wie sie es immer tat. Sie schloss gleichzeitig die Tür und hielt Charles die Hand hin. »Charles, es ist so schön, dich zu sehen!«
    Er nahm ihre Hand, beugte sich darüber und küsste sie leicht. Sie roch nach Zimt und Nelken. Das hatte er vergessen: Isabelle benutzte immer Parfum, stets mit dem Gedanken an die scharfen Werwolf-Sinne. Gerade genug, um einigen Schutz vor den scharfen Nasen ihrer Mitwölfe zu bieten. Wenn sie nicht wirklich aufgeregt war, konnte man aus ihrem Duft nicht schließen, wie ihr zumute war.
    »Du siehst hinreißend aus«, sagte er, denn er wusste, dass sie das erwartete. Aber es entsprach auch durchaus der Wahrheit.
    »Ich sollte aussehen wie ein nervöses Wrack«, sagte sie und fuhr mit der Hand, die Charles gerade geküsst hatte, durch ihr luftiges, fedrig geschnittenes Haar, das sie, verbunden

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