Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
hatte einen gut ausgeprägten Sinn für Entfernungen. Er würde Spuren suchen müssen, sobald sie die Hütte erreicht hatten - oder was von ihr übrig war -, aber wenn Charles
schlau genug war, davonzufahren, würde die Suche der Hexe fruchtlos sein.
Wenn Charles allerdings herausfand, dass sein Vater ebenfalls hier war, würde der verdammte Narr wahrscheinlich direkt ins klaffende Maul der Gefahr zurückkehren; er war diese Art heldenhafter Idiot.
Dennoch, es würde eine Weile vergehen, bis sie die Hütte erreichten, also hatte Asil Charles so einen gewissen Vorsprung verschafft. Er wusste nicht, was er sonst tun, wie er sonst helfen könnte.
Außerdem wollte er Mariposas Gesichtsausdruck genießen, wenn sie den Schaden sah. Die Hütte zu zerstören war schlau gewesen, schlauer, als er es von Charles erwartet hätte. Vielleicht war er nicht fair gegenüber Brans Sohn gewesen.
Er hoffte, dass Charles den armen Kojoten getötet hatte, der so nah am Tod gefangen war, aber von Mariposas Willenskraft und Magie am Leben erhalten wurde. Er wollte nie wieder eine Nacht verbringen, in der er hörte, wie in dem Raum unter dem Boden eine arme gefolterte Kreatur mit letzter Kraft atmete. Er hatte den größten Teil der elend langen Nacht gebraucht, um herauszufinden, was es war. Lange Zeit hatte er befürchtet, es müsse sich um den Jäger handeln, der verschwunden war und wegen dem sie so ein Theater gemacht hatten.
Er wollte auch nie wieder zusehen müssen, wie jemand ein lebendes Tier zerstückelte. Wollte nie wieder sehen, wie sich Sarais geliebte Person mit einer Fremden füllte, welche die Hexe ansah, als wäre sie ihre Göttin und alles tat, was sie von ihr verlangte. Seine Sarai hätte nie ein Tier geopfert, damit Mariposa ihm wehtun konnte. Hätte nie Asil geopfert. Und jetzt hatte Sarai ihn sogar ohne
Anweisungen zu ihr gebracht. Mariposa hatte ihn nicht erwartet.
Man erwartete von Hütern, dass sie gehorsam waren, unfähig, selbst zu denken. Er glaubte, dass die Wölfin mehr an sich hatte, als nur Mariposas gedankenloser Hüter zu sein. Aber die gleiche dumme Hoffnung hatte ihn auch in diese elende Situation gebracht.
Wenn nur Charles’ Anna keine Omega gewesen wäre, hätte seine Wut die Verlockung von Sarais Erscheinen vielleicht nutzlos gemacht. Er spürte diesen Zorn jetzt, ein hilfloser, reißender Kummer, dass die Wölfin seiner Sarai gestohlen und in ein... ein Ding verwandelt worden war.
Wenn er bei Charles geblieben wäre, ihm geholfen hätte herauszufinden, was er gegen Mariposa tun konnte, hätten sie vielleicht eine Chance gehabt. Aber Annas Gegenwart hatte seinen Schmerz gedämpft und nur das Wissen zurückgelassen, dass seine Verbindung zu Sarai nicht gebrochen war - was immer ihr die Hexe auch angetan hatte. Als die Wölfin, die ausgesehen hatte wie seine Sarai, wieder gegangen war, hatte er ihr folgen müssen.
Nein, er war zu alt, um anderen die Schuld für seine Fehler zu geben. Es war nie Annas Schuld gewesen, sondern seine eigene. Er war zu alt, um an ein glückliches Ende zu glauben. Das Beste, was er für Sarai tun konnte, bestand darin, sicherzustellen, dass ihr Wolf diesmal starb.
Als Mariposa sich an diesem Morgen mit Hilfe des Wassers in der Schale umgesehen und erkannt hatte, dass ein neuer Wolf auf dem Weg war, hatte er gewusst, wer das war. Hatte gewusst, was für eine Katastrophe es sein würde, wenn sie Bran in die Hände bekäme. Als sie ihn also fragte, welchen anderen Wolf Bran wahrscheinlich hinter
Charles herschicken würde, hatte er gelogen. Und er hatte mit der Wahrheit gelogen. Der nächste Wolf, den Bran geschickt hätte, wäre Tag gewesen.
Asil sah Bran nicht an, als der mit der Wildheit eines Golden Retrievers neben der Hexe hertrabte. Bran war immer ein tückischer Mistkerl gewesen, sanft und freundlich bis direkt vor dem Moment, wo er einem die Kehle durchbiss. Er hatte vielleicht auch noch andere Qualitäten.
Asil war sicher gewesen, dass der alte Wolf sogar mit der Schwäche, die er selbst in Brans Verteidigung bewirkt hatte, irgendwie einen Ausweg finden würde. Wenn er ihn nur früher hätte warnen können! Wenn er Bran doch nur alles gesagt hätte, als er vor ein paar Jahren nach Aspen Creek gekommen war!
Zu spät, zu spät.
Bescheidenheit war nicht gerade Asils herausragendste Eigenschaft. Er kannte seine Stärken, und das waren viele - und er war ihr dennoch zum Opfer gefallen. Er wusste nicht, wieso er immer noch überzeugt davon gewesen war, dass Bran
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