Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
ihr widerstehen könnte, als er es selbst nicht gekonnt hatte.
Zumindest wusste sie nicht, wer Bran war. Noch nicht.
Er wünschte sich, Samuel wäre statt Charles in den Wald gegangen. Charles war ein Schurke, ein Killer. Er sagte nicht viel, sondern stand schweigend hinter seinem Vater, um den Schrecken zu erregen, den Bran selbst hätte erregen sollen, wenn es ihm nicht so wichtig wäre, wie ein harmloser Bursche auszusehen.
Asil hatte Charles ein oder zweimal in Aktion erlebt - und der Junge war beeindruckend, das musste Asil ihm lassen. Charles mochte stark und schnell sein, aber was
hier gebraucht wurde, war Subtilität, nicht Kraft. Samuel war alt und tückisch. Gebildet. Charles war ein Killer und auch noch halb abgelenkt von seiner neuen Gefährtin. Einer hilflosen und verletzlichen Gefährtin. Sie war seiner Sarai nicht sehr ähnlich, die eine Kriegerin aus eigener Kraft gewesen war.
Etwas streifte seine Hüfte.
Er schaute nach unten, sah aber nichts, selbst als es ihn wieder streifte. Unauffällig, um nicht die Aufmerksamkeit der Hexe zu erregen, ließ er die Hand sinken, und sie landete auf einem pelzigen Rücken - der für seine anderen Sinne nicht wahrzunehmen war. Dennoch wusste er, was er da berührte. Er war dumm genug, wieder Hoffnung zu schöpfen, als seine Finger sich durch ein seidiges Fell wühlten, mit dem er einmal sehr vertraut gewesen war.
Kann die Hexe ihre Gestalt verändern?
Brans Frage riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Leider bemerkte Mariposa sein Zögern.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
»Eine Menge Dinge«, sagte Asil. Ja, etwas stimmte nicht, und er war froh, sie so gut wie möglich mit Hilfe der Wahrheit in die Irre leiten zu können. Sie hatte nicht die Fähigkeit aller guten Alphas entwickelt, spezifische Fragen zu stellen. Bran war erheblich schwerer zu betrügen.
»Meine Sarai ist tot, und ich bin es nicht.« Er prüfte unauffällig die Luft und entspannte sich, als die Wildnis ihm eine bessere Antwort für sie gab. »Und dort ist etwas in den Bäumen - ein großes Raubtier, das kein Bär ist. Ich habe gehört, dass es hier Vielfraße gibt.«
Sie tat das Raubtier ab und achtete nicht mehr auf Asil. Er fragte sich, ob sie wusste, dass sie Sarais Lieblingslied
summte. Tat sie das, um ihn mit der Erinnerung zu quälen, mit der Erinnerung daran, was er verloren hatte? Oder weil es sie beruhigte?
Bran wartete, bis Mariposa wieder mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, bevor er wieder zu Asil sprach.
Die Hexe hat die Unsterblichkeit, die Kraft und die Geschwindigkeit eines Werwolfs. Kann sie auch die Gestalt verändern? Ist sie wirklich ein Werwolf? Versteckt sie irgendwie ihren Geruch, so dass sie wie ein Mensch und eine Hexe riecht, aber nicht wie ein Werwolf? Oder leiht sie sich das nur von ihrer eigenen Schöpfung?
Asil zuckte die Achseln. Er hatte nie gesehen, dass sie sich verändert hätte. Er schaute zu der Hand herunter, die immer noch in unsichtbarem Fell begraben war. Vielleicht gab es eine Chance, mehr über Mariposa zu erfahren.
Beinahe zwei Jahrhunderte, sobald er begriffen hatte, dass die Gefährtenbindung Mariposa Zugang zu ihm gab, hatte er die Verbindung blockiert so gut er konnte. Aber das Schlimmste war bereits geschehen - wieso sollte es jetzt also noch gefährlich sein?
Er ließ die Schilde fallen, und nur eiserne Selbstbeherrschung erlaubte ihm weiterzugehen, als sei nichts geschehen, denn Sarais Liebe zu ihm überflutete ihn wie eine Meereswelle. Eine Weile konnte er nur stumpf einen Fuß vor den anderen setzen.
Einige wenige Paare konnten von Geist zu Geist miteinander sprechen, aber bei Sarai waren es immer die Emotionen gewesen, die sie teilten. Im Lauf der Jahre hatte die Übung ihnen gestattet, das zu etwas zu entwickeln, das sich nicht allzu sehr von Telepathie unterschied.
Sie war so froh, dass er sie endlich hereingelassen hatte, damit sie von seinen Energien trinken konnte, sich von
ihm und nicht von Mariposa erschaffen lassen konnte. Er öffnete sich ihr, damit sie tun konnte, was sie wollte. Wenn die Hexe dahintergesteckt hätte, wäre das tödlich gewesen, aber er war sicher, dass er es wirklich mit seiner Sarai zu tun hatte. Sie nahm nur ein wenig von ihm, während er von ihr lernte.
Sarai war tot, er würde sie nie zurückbekommen. Das verstand er, denn es war etwas, was auch dieser halblebende Schatten seiner Gefährtin wusste. Wenn es ihm gelang, Mariposa zu töten, würde selbst dieser Schatten seiner Gefährtin
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