Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
war er schneller als sie und bewegte sich aus ihrem Weg, wie sich Wasser um einen Stein herum bewegt. Dreißig Jahre Training in diversen Kampfkünsten verliehen ihm einen Vorteil, den ihr Alter nicht ausgleichen konnte.
Er zog den Kampf so sehr in die Länge, wie er es wagte, aber er war bereits müde, und die größere Auseinandersetzung stand ihm noch bevor.
Anna nestelte an den Bindungen ihrer Schneeschuhe, um sie loszuwerden. Die Schneedecke am Boden zwischen ihnen und Charles war gebrochen und nicht mehr als sechs Zoll tief, das konnte sie sehen. Sie würde ohne die Schneeschuhe schneller sein. Wenn sie nur feststellen könnte, wann sie helfen sollte.
Wenn sie die verdammten klotzigen Schneeschuhe früher
losgeworden wäre, hätte sie nach draußen rennen können, als die Wölfin Charles angriff. Aber während Anna an den schneeverkrusteten Halterungen riss und zerrte, wurde schnell klar, dass Charles den Kampf gut im Griff hatte. Er stand entspannt und ruhig da, während die zerschlagene Wölfin ihn umkreiste und nach einer Öffnung in seiner Deckung Ausschau hielt. Ein wenig ruhiger riss sich Anna den zweiten Schneeschuh ab. Sie würde sie nicht noch einmal tragen können, niemand würde das, aber jetzt konnte sie sich bewegen, wenn sie musste.
Leider war sie nicht die Einzige, die sah, wer in dem Kampf vorn lag.
»Asil«, sagte Mary, »hilf ihr.«
Der Maure sah die Hexe einen Moment lang an, dann zog er sein Hemd aus und warf es zu Boden. Er ging mit der Gelassenheit eines Kriegers in den Kampf, der den Tod verstand und darauf gefasst war, zu sterben. Wenn Anna sich nicht solche Sorgen um Charles gemacht hätte, wenn sie einen Film vor Augen gehabt hätte statt der Wirklichkeit, hätte sie sich zurückgelehnt, Popcorn geknabbert und den Anblick genossen. Aber das Blut war echt.
Sie beugte sich vor und erkannte, dass sie Walters Nacken umklammerte. Also lockerte sie ihre Hand wieder und rieb sein Fell entschuldigend.
Einen Moment ging Asil gelassen auf den Kampf zu, im nächsten verfiel er in Höchstgeschwindigkeit. Er eilte in einem stumpfen Winkel an Charles vorbei und traf Sarai mit einem Ellbogenschlag an der Seite des Halses. Sie wurde schlaff, und er warf sie sich über die Schulter und lief.
»Asil!« Aber die Hexe gab keinen wirklichen Befehl, und Asil sprang von einer Anhöhe und traf die steile Seite
des Bergs mit den Kanten seiner Füße. Bei seinem Tempo hätte er genauso Skier anhaben können.
Helfen, erkannte Anna, konnte viele Bedeutungen haben. Aus dem Schutz des Baums konnte sie Asil nicht sehen, aber sie konnte hören, wie sich etwas sehr schnell die Seite des Berges hinunterbewegte, weg von weiteren Befehlen, die die Hexe geben konnte.
Die ganze Sache hatte vielleicht zwanzig Sekunden gedauert. Anna mochte abgelenkt gewesen sein, Charles war es nicht. Er rannte auf die Hexe zu, aber sie warf etwas auf ihn, das ihn in den aufgewühlten Schnee fallen ließ. Doch die Wucht seiner Bewegung ließ ihn weiter auf die Hexe zurutschen.
»Nein!«, schrie die Hexe hysterisch und wich rasch von ihm zurück. Anna musste sich vor Augen halten, dass diese Hexe alt war. So alt wie Charles, obwohl sie aussah wie fünfzehn oder sechzehn. »Ich muss beschützt werden. Sarai! Sarai!«
Anna machte sich darauf gefasst, sich endlich einzumischen, aber Charles legte die Hände auf den Boden und stützte sich auf. Was immer sie mit ihm gemacht hatte, hatte wehgetan, aber sie konnte den Schmerz nicht in seinem Gesicht erkennen, nur an der Langsamkeit der Bewegungen.
Wenn er Annas Hilfe brauchte, hatte er doch sicher eine Möglichkeit, ihr ein Zeichen zu geben.
Sie warf einen Blick zu dem Werwolf neben sich, aber der war zwar aufmerksam und konzentriert, schien aber nicht besorgt zu sein. Selbstverständlich wusste er nicht mehr über Hexen als sie selbst - und er kannte Charles erst seit einem einzigen Tag.
Anna war nicht die Einzige, die bemerkte, wie langsam
sich Charles bewegte. Die Hexe legte beide Hände an ihr Gesicht.
»Das hatte ich vergessen«, keuchte sie halb lachend, und dann deutete sie auf ihn und sagte etwas in einer Sprache, die sich für Anna nicht nach Spanisch anhörte. Charles zuckte zusammen, dann umklammerte er seine Brust. »Das hatte ich vergessen! Ich kann mich selbst verteidigen.«
Aber Anna hörte ihr nicht zu, sie sah nur Charles’ Gesicht. Er atmete nicht mehr. Was immer die Hexe ihm angetan hatte, würde tödlich sein, wenn es weiter andauerte. Sie wusste nicht
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