Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Ich muss tun, was die Hexe mir befiehlt, als wäre sie mein Alpha.« Er drehte den Kopf und sah Charles schließlich verzweifelt in die Augen. »Deinen Vater hat sie noch fester gebunden. Sie hat herausgefunden, wer er ist, und ihm seinen freien Willen genommen, wie ein Puppenspieler, der seine Fäden an einer Marionette anbringt.
Ich hoffe«, erklärte Asil, immer noch mit dieser leisen, ruhigen Stimme, »wenn er sich verändert hat, ist er immer noch bei Verstand.« Er rieb sich müde das Kinn. »Ich werde abwarten, aber du brauchst das nicht zu tun. Du musst deine Gefährtin nehmen und verschwinden, das Rudel in Aspen Creek holen und ans Ende der Welt rennen. Wenn sie ihn in ihrer Gewalt hat, wird ihr jeder einzelne Wolf gehören, der ihm Gehorsam schuldet.
Sie ist ziemlich verrückt - sie war zuvor schon nicht gerade stabil -, aber sie hat sich an Sarais tote Wölfin gebunden. Die Lebenden und die Toten sollten sich nicht aneinander binden.«
Charles wartete.
Asil lächelte dünn. »Ich glaube, sie hat ihre Kraft überschätzt. Wenn sie ihn nicht halten kann...« Er sah Bran an. »Dann, Perdito, dann ist es wirklich besser, weit, weit weg zu sein.«
Bran kam mühsam auf die Beine und stand da wie ein neugeborenes Fohlen, die Beine gespreizt, damit er nicht umfiel. Nichts war in seinen Augen zu erkennen. Überhaupt nichts.
Wenn sich nicht dieser Klumpen von eisigem Zorn in seinem Bauch gebildet hätte, ein Geschenk seines Vaters, hätte Charles geglaubt, Bran sei vollkommen übernommen worden.
Er musste sich noch einmal verändern, dachte Charles, und vielleicht wäre er auch danach noch handlungsfähig, aber er würde einen höllischen Kater haben, wenn er das tat. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, die Fähigkeit seines Vaters geerbt zu haben, in den Köpfen anderer sprechen zu können. Das würde viel Kraft sparen.
Er veränderte sich und hoffte, dass Asil wartete, bis er reden konnte. Er brauchte ein wenig länger als sonst - und er hatte Angst, dass er danach länger Mensch bleiben würde, als ihm lieb war.
Aber schließlich war er fertig - und splitternackt. Er hatte nicht die Energie, sich auch noch darum zu kümmern.
»Es ist zu spät, sie ist schon auf dem Weg«, sagte Charles. »Wenn eine Hexe derartigen Zugriff hat, kann sie durch die Augen ihrer Geschöpfe sehen.« Das hatte sein Bruder ihm gesagt. »Sie sind für sie wie belebte Golems.«
Asil schloss die Augen. »Dann sind wir erledigt.« »Du verlierst zu schnell die Hoffnung«, entgegnete Charles. Er konnte nicht viel über Anna und Walter sagen, ohne dass die Gefahr bestand, dass es sofort zur Hexe weitergetragen würde. »Unser Rudel hat eine Omega, an die es sich wenden kann. Vielleicht wird das genügen.«
»Weißt du, was er war?«, fragte Asil.
»Ja.«
Asil sah den Marrok an. »Dann bring ihn um, wenn du kannst. Wenn du ihn liebst und wenn dir das Rudel etwas bedeutet.«
Charles schaute seinen Vater an, der so zerbrechlich aussah, wie ein Werwolf überhaupt nur aussehen konnte. Kein Wolf, der Angst in den Herzen aller bewirkte, die ihn sahen - wie dumm von ihnen!
Er lachte harsch. »Wenn du glaubst, ich könnte ihn töten,
musst du ein Idiot sein. Er ist der Marrok- und er ist nicht annähernd so schwach, wie er aussieht. Bei meinem Vater solltest du nie glauben, was du siehst.«
Das stimmte, und außerdem war Charles verwundet. Es tat sogar weh zu atmen.
Er sollte gehen, dachte Charles, als sein Vater seinen leeren Blick über ihn gleiten ließ. Er hatte bereits gezeigt, dass die Hexe ihn übernehmen konnte, wann sie wollte. Er war nur eine Last.
Bleib. Ich brauche dich.
»Wozu?«, fragte er. Er sah den Wolf an, aber selbst mit der Stimme seines Vaters im Kopf konnte er nur ein stumpfes Tier in den Augen des Marrok erkennen.
Weil du der Einzige bist, von dem ich weiß, dass ich ihn nicht töten werde.
Anna hörte ihnen zu und schlang die Arme fest um sich. Sie wusste, dass Charles sich auf sie verließ - dass sie und Walter das Ass in seinem Ärmel waren.
Das Problem war, dass sie kein sonderlich gutes Ass abgab. Vielleicht eine Zwei. Oder einen Joker, aber kein Ass. Walter war Soldat gewesen, auf ihn konnte man sich eher verlassen.
»Du kennst dich hier aus. Können wir uns irgendwohin bewegen, wo wir sie immer noch sehen können, aber schwerer zu entdecken sind?«, flüsterte sie Walter zu.
Er schlich im rechten Winkel zu Charles’ Position davon. Anna folgte ihm so lautlos sie konnte. Er bewegte sich
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