Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
verstecken. Dad hofft, dass er die Situation besser kontrollieren kann, wenn er den Informationsfluss in Gang setzt und nicht wartet, bis unsere Feinde oder irgendein unschuldiger Idiot sich entschließen, es an unserer Stelle zu tun.«
Sie entspannte sich und dachte darüber nach. »Das wird unser aller Leben sehr interessant machen.«
Er lachte, zog sie an sich und schlief endlich glücklich ein.
3
E s gab tatsächlich eine Siedlung. Sie war nicht gerade riesig, aber es gab eine Tankstelle, ein Hotel und ein zweistöckiges Gebäude aus Ziegeln und Stein, vor dem ein Schild verkündete, es handele sich um die Schule von Aspen Creek. Hinter der Schule, schon in den Bäumen und von überall außerhalb des Parkplatzes nicht zu sehen, befand sich die alte Steinkirche. Wenn Charles Anna den Weg nicht beschrieben hätte, wäre sie ihr entgangen.
Sie lenkte Charles’ großen grünen Pick-up auf den Parkplatz an der Kirche und zu einer Parkbucht, die offenkundig für ein viel kleineres Gefährt entworfen worden war. Das war der einzige Platz, den es noch gab. Sie hatte keine Häuser gesehen, aber es gab viele Trucks und viele andere Fahrzeuge mit Vierradantrieb hier.
Charles’ Truckwar älter als Anna selbst, sah aber aus, als wäre er brandneu. Er war weniger als fünfzigtausend Meilen gefahren, wenn sie der Anzeige glaubte - etwa zweitausend Meilen im Jahr. Charles hatte ihr gesagt, dass er nicht gerne fuhr.
Sie schaltete den Motor ab und sah nervös zu, wie Charles seine Tür öffnete und aus dem Auto rutschte. Das schien ihm nichts auszumachen. Der Fleck auf seinem
rosa Verband war heute früh nicht größer gewesen als am Vorabend. Aber Charles sah immer noch erschöpft aus, und seine Haut hatte eine ungesunde Rötung, die ihr nicht gefiel.
Wenn sie in Chicago gewesen wären, bei einer Besprechung mit ihrem alten Rudel, hätte sie nicht zugelassen, dass er mitkäme. Zu viele Wölfe dort hätten einen Vorteil aus seiner Schwäche gezogen. Oder zumindest hätte sie sich mehr angestrengt, ihn aufzuhalten, als an diesem Morgen.
Sie hatte ihrer Sorge Ausdruck verliehen, den Blick vorsichtig zu Boden gerichtet. Nach ihrer Erfahrung mochten dominante Wölfe es nicht, wenn ihre Courage in Frage gestellt wurde, und reagierten manchmal schlecht darauf. Nicht, dass sie wirklich gedacht hatte, er würde ihr wehtun.
Er hatte nur gesagt: »Niemand würde es wagen, mich herauszufordern. Mein Vater würde sie umbringen, wenn ich es nicht vor ihm schaffen würde. Ich bin nicht gerade hilflos.«
Sie hatte nicht den Mut aufbringen können, sein Urteilsvermögen noch einmal in Frage zu stellen. Sie konnte nur darauf hoffen, dass er Recht hatte.
Er sah tatsächlich alles andere als hilflos aus, das musste sie zugeben. Die Verbände waren unter dem dunklen Anzugsakko verborgen, das er trug. Der Kontrast zwischen dieser förmlichen Kleidung und seinem taillenlangen, mit Perlen geschmückten und geflochtenen Haar war seltsam faszinierend. Selbstverständlich bedeuteten sein schönes, exotisches Gesicht und sein großer muskulöser Körper, dass er in jeder Art von Kleidung hinreißend aussehen würde.
Sein Aufzug hatte erheblich mehr Klasse als der ihre. Sie hatte nur Jeans und eine gelbe Bluse mitgenommen, alles andere, was sie besaß, waren ein paar T-Shirts. Sie hatte beim Packen nicht erwartet, dass sie zu einem Beisetzungsgottesdienst gehen würde.
Seufzend öffnete sie ihre Tür, vorsichtig, so dass sie nicht den Subaru verkratzen würde, der neben ihr parkte. Charles wartete vor dem Truck auf sie und streckte den Arm mit einer Geste aus, die ihr langsam vertraut wurde, wie altmodisch sie auch sein mochte. Anna hakte sich bei ihm ein und ließ sich zur Kirche führen.
In der Öffentlichkeit hinkte er nicht, aber sie wusste, dass scharfe Augen beobachten würden, wie steif sein Gang war. Sie blickte zu ihm auf, als sie die Stufen bewältigten, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck überhaupt nicht deuten, er hatte bereits seine ausdruckslose Öffentlichkeitsmaske aufgesetzt.
Drinnen summte die Kirche wie ein Bienenstock mit hundert Stimmen, die sich alle vermischten, so dass Anna hier ein Wort verstand, da ein Wort, aber nichts begreifen konnte. Sie konnte die Wölfe riechen, aber es gab hier auch Menschen. Die ganze Kongregation roch ausgeprägt nach Kummer, durchmischt mit Zorn und Ablehnung.
Als sie in die Kapelle selbst kamen, war jede Bank voll besetzt, und hinten standen schon ein paar Leute. Sie drehten sich
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