Schatten im Park
blickte hektisch um sich. „Sind sie weg?“, fragte er leise.
„Wer denn?“ Seine Mutter strich ihm sanft über die schmutzige Stirn.
Benji hustete, dann flüsterte er: „Die da unten im Garten, sie haben auf mich gewartet. Die sind von Jack O’Lantern.“
„Wer ist Jack O’Lantern? Du bist hier ganz sicher, mein Schatz.“ Richard kam ins Zimmer. „Da meldet sich keiner. Soll ich es bei einem anderen Arzt probieren?“
Die Mutter schüttelte den Kopf. „Danke. Ich glaube, es ist nicht mehr notwendig. Geh, schau einmal hinunter in den Garten vom Berger.“ Als Benji erschrocken die Augen aufriss, lächelte sie: „Alles, was du jetzt brauchst, ist ein heißes Bad. Einverstanden?“
Sie half ihm beim Aufstehen und führte ihn ins Badezimmer. Während er sich langsam auszog, ließ sie das Wasser ein. Sie sah kopfschüttelnd auf seine verschmierte Kleidung. „Soll ich hinausgehen?“
Benji sah seine Mutter bittend an. „Nein.“ Normalerweise mochte er es überhaupt nicht, wenn sie mit ihm ins Badezimmer kam. Heute war es ihm egal. Wenn sie nur bei ihm blieb! „Benji, wo hast du die blauen Flecken her? Hast du mit jemandem gerauft? Sag mir, was los war!“
Am liebsten hätte er alles erzählt. Aber dann würde er wirklich Hausarrest bekommen.
Die Badezimmertür ging auf. Richard schaute herein und warf dem Jungen einen seltsamen Blick zu. „Keine Ahnung, was in deinem Kopf vorgeht, Benji. Weißt du, was in dem Garten ist?
Bäume und Sträucher, die der Berger in Fetzen gehüllt hat, damit sie im Winter nicht abfrieren. Eine komische Fantasie hast du.“
Benjis Mutter sah Richard verärgert an. Er hob entschuldigend die Hände und verschwand. „Hast du gehört, Benji? Da unten sind keine Geister. Nur Bäume.“ Sie strich behutsam über Benjis Rücken und betrachtete die Blutergüsse genauer. „Stimmt’s, deine blauen Flecken stammen nicht von einer Rauferei? Willst du mir nicht doch alles erzählen?“
Plötzlich musste Benji weinen. Es fühlte sich so gut an, wenn seine Mutter besorgt um ihn war. „Warum kann das nicht öfter sein?“, dachte er.
„Bleib noch ein bisschen im warmen Wasser. Ich mache dir einen Tee.“
Benji lehnte sich zurück. Er genoss die Wärme in der Badewanne und die Zuneigung seiner Mutter. Da hörte er seinen „Onkel“ schimpfen. Galt das ihm? Er hoffte, seine Mutter würde ihn verteidigen, aber er hörte nichts. Benji schloss die Augen. Plötzlich war das verwitterte, unwirkliche Gesicht von Jack O’Lantern vor ihm. Er stieg aus der Wanne und schnappte sich das Badetuch. Benji wollte nicht allein sein.
Halloween - Ausklang I
Issi beobachtete ängstlich, wie Micha an die Gestalt in der Mitte der Straße heranschlich. Das Wesen schien irgendwen oder irgendwas zu suchen, blickte immer wieder um sich. Plötzlich drehte es sich um, der Totenkopf starrte Micha seltsam verzerrt ins Maaru-Gesicht. Micha fuhr zurück, Issi sprang aus ihrem Versteck und heulte: „Maaru! Maaru!“
Der Totenkopfmann griff sich an die Maske. Ein Ruck, und er hatte den weißen Schädel abgenommen. Darunter schaute ein völlig verschwitzter Moritz hervor. „Issi, dich hab ich gleich an der Stimme erkannt! Micha, bist du’s?“ Moritz schüttelte sich.
„Das tu ich mir nimmer an.“
Issi nickte: „Ich auch nicht. Bis auf einen waren alle blöd.“
Micha steckte den Kopf aus dem Maaru-Kostüm. „Wir haben ja erst bei ein paar Häusern angeläutet.“ Er grinste: „Wahnsinnskostüm, Morz. Was hast du bis jetzt eingenommen?“
„Ein paar Kekse und sechs Euro. Zweimal haben sie mich verjagt. Einer hat mir sogar seinen Hund nachhetzen wollen. Ich glaub, ich hab genug.“
Micha wollte noch nicht aufgeben: „Und wenn wir es zu dritt probieren? Das ist viel lustiger!“
Issi dachte enttäuscht: „Aha, mit mir ist es ihm nicht spannend genug.“ Laut sagte sie: „Mir reicht’s. Ich geh nach Hause.“
Morz klopfte auf seinen Schädel und fragte: „Habt ihr Benji getroffen? Ich glaube, der hat irgendwas vorgehabt. Irgendwas mit dem Pavillon.“
Micha sah trotzig von Issi zu Morz: „Wenn ihr nicht mehr wollt, geh ich allein.“ Und schon stapfte er davon. Issi wusste, der Abend war nicht mehr zu retten.
Richard knallte das Fenster zu. Er zeigte Benji und seiner Mutter seine blutige Hand. „Schaut euch das an! Da hat irgendein Vollidiot einen Fleischpatzen aufs Fensterbrett geworfen. Und ich habe auch noch hineingegriffen. Hängt sicher mit Halloween zusammen. Ich weiß schon,
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