Schatten über dem Paradies (German Edition)
wunderte sie sich, dass ihr die Ähnlichkeit mit Louella nicht schon früher aufgefallen war.
„Mrs. Agee.“ Maggie stand auf und putzte die Knie ihrer Jeans ab. „Bitte, kommen Sie herein. Tut mir Leid.“ Ihre Turnschuhe quietschten, als sie auf eine dünne Lage alten Leims trat. „Der Fußboden ist ein wenig klebrig.“
„Ich möchte Sie nicht bei der Arbeit stören.“ Joyce stand unsicher in der Tür und betrachtete den Fußboden. „Ich hätte angerufen, aber ich war gerade auf dem Heimweg von meiner Mutter.“
Joyces Pumps waren penibel sauber und elegant. Maggie fühlte, wie der Klebstoff an ihren alten Turnschuhen zog. „Wir können draußen sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.“ Maggie trat in den Sonnenschein hinaus. „Im Moment ist hier alles ein wenig durcheinander.“
„Ja.“ Joyce warf einen Blick zu den Arbeitern. „Sie verlieren keine Zeit, wie ich sehe.“
„Nein.“ Maggie lachte und betrachtete die bröckelnde Mauer neben ihnen. „Ich war nie sehr geduldig. Und ich möchte, dass die Umgebung schneller fertig ist als das Innere des Hauses.“
„Sie hätten keine bessere Firma wählen können“, murmelte Joyce und blickte zu einem der Lastwagen mit der Aufschrift „Delaney’s“ auf der Seite.
Maggie folgte ihrem Blick. „Das hat man mir schon gesagt.“
„Ich wollte Sie wissen lassen, dass ich wirklich froh darüber bin, dass Sie so viel auf dem Besitz machen lassen.“ Joyce zupfte an dem Schulterriemen ihrer Tasche. „Ich kann mich kaum noch erinnern, wie ich hier gelebt habe. Ich war noch ein Kind, als wir wegzogen, aber ich hasse Verschwendung.“ Mit einem kleinen Lächeln sah sie sich um. „Ich glaube nicht, dass ich hier draußen leben könnte. Ich bin gern in der Stadt, mit Nachbarn in unmittelbarer Nähe und anderen Kindern, mit denen meine Kinder spielen können. Und natürlich muss mein Mann immer zu erreichen sein.“ Maggie brauchte einen Moment, ehe sie sich erinnerte. „Oh, Ihr Mann ist der Sheriff, nicht wahr?“
„Stimmt. Morganville ist eine ruhige Stadt, nicht zu vergleichen mit Los Angeles, aber es hält ihn auf Trab.“ Sie lächelte, doch Maggie fragte sich, wieso sie Anspannung fühlte. „Wir sind einfach keine Großstadtmenschen.“
„Nein.“ Maggie lächelte ebenfalls. „Ich habe wohl entdeckt, dass ich es auch nicht bin.“
„Ich verstehe nicht ... wie konnten Sie aufgeben ...“ Joyce schien sich zurückzuhalten. „Ich meine, nach Beverly Hills muss es für Sie doch eine riesige Umstellung sein.“
„Es ist eine Veränderung“, stimmte Maggie zu. Verspürte sie auch hier einen gewissen Unterton, wie sie das bei Louellas Verträumtheit getan hatte? „Ich wollte diese Veränderung.“
„Ja, also, ich bin froh, dass Sie den Besitz so schnell gekauft haben. Stan war ein wenig besorgt, dass ich das Haus zum Verkauf anbot, während er nicht in der Stadt war, aber ich konnte es nicht länger nur so herumstehen sehen. Wer weiß, wären Sie nicht so schnell aufgetaucht, hätte er mir den Verkauf vielleicht wieder ausgeredet.“
„Dann können wir beide froh sein, dass ich das Schild gesehen habe.“ Maggie dachte daran, dass das Haus offenbar Joyce allein gehört hatte, ohne dass ihr Ehemann oder ihre Mutter ein Anrecht darauf gehabt hätten. Flüchtig fragte sie sich, wieso Joyce es nicht schon früher verkauft hatte.
„Der eigentliche Grund, warum ich hergekommen bin, Miss Fitzgerald, ist meine Mutter. Sie hat mir erzählt, dass sie vor ein paar Tagen hier war.“
„Ja. Sie ist eine reizende Frau.“
„Ja.“ Joyce blickte wieder zu den Arbeitern und holte tief Luft. Maggie brauchte sich nicht länger zu fragen, ob sie unterschwellige Strömungen fühlte. Jetzt war sie sicher.
„Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie noch einmal vorbeikommen wird. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten: Sollte meine Mutter anfangen, Ihnen auf die Nerven zu gehen, sagen Sie es mir und nicht ihr.“
„Warum sollte sie mir auf die Nerven gehen?“
Joyce gab einen müden, frustrierten Laut von sich. „Mutter schwelgt oft in der Vergangenheit. Sie hat den Tod meines Vaters nie ganz verwunden. Sie bereitet manchen Leuten Unbehagen.“
Maggie erinnerte sich an das Unbehagen, das sie selbst während Louellas kurzen Besuchs verspürt hatte. Dennoch schüttelte sie den Kopf. „Ihre Mutter kann mich gern von Zeit zu Zeit besuchen, Mrs. Agee.“
„Danke, aber Sie versprechen mir, dass Sie mich verständigen, falls ... also, falls Sie
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