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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wollen, dass sie wegbleibt. Sehen Sie, sie kam oft hierher, als das Haus unbewohnt war. Ich möchte nicht, dass sie Ihnen im Weg ist. Sie weiß nicht, wer Sie sind. Das heißt ...“ Joyce unterbrach sich verlegen. „Ich meine, Mutter versteht nicht, dass jemand wie Sie etwas zu tun hat.“
    Maggie erinnerte sich an die verlorenen Augen und den unglücklichen Mund. Mitgefühl regte sich wieder. „Also schön, wenn sie mich stört, sage ich es Ihnen.“
    „Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Miss Fitzgerald.“
    „Maggie.“
    „Ja, also ...“ Als wäre sie jetzt noch unsicherer, brachte Joyce ein Lächeln zu Stande. „Ich verstehe, dass es jemand wie Sie nicht mag, wenn Leute einfach vorbeikommen und im Weg sind.“
    Maggie lachte und dachte daran, wie oft sie heute Vormittag von Anrufen aus Kalifornien gestört worden war. „Ich bin keine Einsiedlerin. Und ich bin auch nicht launisch. Manche Leute halten mich sogar für normal.“
    „Oh, ich habe damit nicht gemeint ...“
    „Das weiß ich. Kommen Sie wieder, wenn ich mit diesem Fußboden fertig bin, und dann trinken wir einen Kaffee.“
    „Sehr gern. Oh, fast hätte ich es vergessen ...“ Sie zog einen braunen Umschlag aus der großen Leinentasche auf ihrer Schulter hervor. „Mutter sagte, Sie wollten das sehen. Ein paar Fotos von dem Besitz.“
    „Ja.“ Zufrieden nahm Maggie den Umschlag entgegen. Sie hatte nicht erwartet, dass Louella sich daran erinnern würde. „Ich habe gehofft, dass sie mich auf Ideen bringen.“
    „Mutter sagte, Sie können sie solange behalten, wie Sie wollen.“ Joyce zögerte und spielte wieder mit dem Riemen ihrer Tasche. „Ich muss zurück. Mein Jüngstes kommt aus dem Kindergarten heim, und Stan ist manchmal zum Lunch da. Ich habe noch gar nichts im Haus gemacht. Vielleicht sehe ich Sie irgendwann in der Stadt.“
    „Ganz bestimmt.“ Maggie klemmte den Umschlag unter den Arm. „Grüßen Sie Ihre Mutter von mir.“
    Maggie wollte ins Haus zurückkehren, doch als sie die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, bemerkte sie Cliff, der auf Joyce zuging. Die beiden kannten einander offenbar gut. Auf Cliffs Gesicht lag eine Sanftheit, die Maggie an ihm noch nicht bemerkt hatte. Und Sorge. Er beugte sich nahe zu ihr, als würde Joyce sehr leise sprechen, und berührte dann ihr Haar. Die Berührung eines Bruders, dachte Maggie. Oder eines Liebhabers?
    Während Maggie die beiden beobachtete, schüttelte Joyce den Kopf und stieg in ihren Wagen. Cliff beugte sich für einen Moment zum Fenster herunter. Ob sie stritten? Bildete Maggie sich die Spannung nur ein? Cliff zog sich vom Fenster zurück, und Joyce fuhr davon.
    Bevor Maggie sich zurückziehen konnte, drehte Cliff sich um, und ihre Blicke trafen sich. Dreißig Meter lagen zwischen ihnen. Die Luft war von dem Lärm von Arbeitern und Maschinen erfüllt. Die Sonne schien so stark, dass es Maggie in ihrem Sweatshirt fast zu warm war, und doch fühlte sie eine Gänsehaut über ihren Rücken kriechen. Vielleicht war es Feindseligkeit, was sie fühlte. Maggie versuchte sich einzureden, dass es Feindseligkeit war und nicht das erste gefährliche Regen von Leidenschaft.
    Die Versuchung meldete sich, diese dreißig Meter zu überbrücken und sie beide auf die Probe zu stellen. Allein schon der Gedanke daran erhitzte ihr Blut.
    Cliff regte sich nicht. Er wandte die Augen nicht von ihr. Mit plötzlich gefühllos gewordenen Fingern drehte sie den Knauf und trat ins Haus.
    Zwei Stunden später kam Maggie wieder ins Freie. Sie hatte sich bisher noch nie weder vor Herausforderungen noch vor Gefühlen oder Ärger zurückgezogen. Cliff Delaney schien mit allen drei Dingen in Verbindung zu stehen. Während sie Linoleum gekratzt hatte, hatte Maggie sich dafür getadelt, dass sie sich von Cliff aus keinem anderen Grund einschüchtern ließ, als dass er kraftvoll, männlich und sexy war.
    Und anders, räumte sie ein. Anders als die meisten Männer, denen sie in ihrem Beruf begegnet war. Er plusterte sich nicht auf, überhaupt nicht. Er setzte nicht tonnenweise Charme ein. Er war nicht von seinem eigenen Aussehen beeindruckt. Es musste dieser Unterschied sein, weshalb sie nicht so genau wusste, wie sie mit ihm umgehen sollte.
    Sie entschied sich für eine sehr geschäftsmäßige Haltung, während sie hinten um das Haus herumging. Vor dem Haus blieb sie stehen. Die Schlingpflanzen, die Dornensträucher und die Sumach-Bäume waren verschwunden. Dunkle fruchtbare Erde wurde auf dem Gebiet verteilt,

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