Schatten über dem Paradies (German Edition)
warf dem sich duckenden Welpen einen trockenen Blick zu. „Killer.“
Cliff sah zu, wie der Welpe hinter der Wand verschwand. „Sehr passend. Wollen Sie ihn als Wachhund ausbilden?“
„Ich werde ihm beibringen, wie man Musikkritiker anfällt.“ Sie hob die Hand, um sich durch die Haare zu streichen – eine alte Gewohnheit –, und stieß auf das Handtuch. Genauso abrupt erinnerte sie sich an den Rest ihrer Erscheinung. Ihre Hand zuckte zu ihrem Gesicht und fand die dünne Schicht aus harter Kleie. „Oh nein“, murmelte Maggie, als Cliffs Grinsen breiter wurde. „Oh verdammt!“ Sie drehte sich um und jagte zur Treppe. „Nur einen Moment.“ Er bekam einen faszinierenden, wenn auch flüchtigen Blick auf nackte Schenkel geboten, als sie nach oben hetzte.
Zehn Minuten später kam sie völlig gefasst wieder nach unten. Ihr Haar war seitlich mit Perlmuttkämmen zurückgesteckt. Auf ihrem Gesicht hatte sie leichtes Make-up aufgetragen. Sie hatte das Erstbeste angezogen, was ihr in ihrem noch immer nicht ausgepackten Koffer in die Hände gefallen war. Die engen schwarzen Jeans bildeten einen interessanten Kontrast zu dem weiten weißen Sweatshirt. Cliff saß auf der untersten Stufe und versetzte einen feigen Welpen in Ekstase, indem er ihm den Bauch kraulte. Maggie blickte stirnrunzelnd auf Cliffs Kopf herunter.
„Sie hätten kein Wort gesagt, nicht wahr?“
Er kraulte weiterhin den Welpen, ohne sich die Mühe zu machen, aufzublicken. „Worüber?“
Maggie kniff die Augen zusammen und verschränkte ihre Arme. „Nichts. Wollten Sie etwas mit mir besprechen?“
„Wollen Sie noch immer einen Teich?“
„Ja, ich will noch immer einen Teich“, antwortete sie unfreundlich. „Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, ständig meine Meinung zu ändern.“
„Fein. Dann werden wir den Graben heute Nachmittag ausräumen.“ Er stand auf und sah sie an, während der Welpe erwartungsvoll vor seinen Füßen saß. „Sie haben Bog nicht wegen des Küchenfußbodens angerufen.“
„Woher wissen Sie ...“
„In Morganville findet man leicht etwas heraus.“
„Nun, es geht Sie nichts ...“
„Es ist schwer, in einer Kleinstadt etwas für sich zu behalten“, unterbrach Cliff sie wieder. Ihr frustrierter Seufzer amüsierte ihn. „Tatsache ist, dass Sie im Moment das Hauptthema in der Stadt sind. Jeder fragt sich, was die Lady aus Kalifornien auf diesem Berg macht. Je mehr Sie sich absondern“, fügte er hinzu, „desto mehr werden sich die Leute den Kopf zerbrechen.“
„Ist das so?“ Maggie neigte den Kopf und trat näher. „Und Sie? Zerbrechen Sie sich auch den Kopf?“
Cliff erkannte eine Herausforderung, wenn er eine hörte. Impulsiv legte er seine Hand an ihr Kinn und strich mit dem Daumen an ihrem Kiefer entlang. Sie zuckte nicht zusammen und zog sich auch nicht zurück, sondern hielt ganz still. „Hübsche Haut“, murmelte er. „Sehr hübsch. Sie kümmern sich darum, Maggie. Ich kümmere mich um Ihr Land.“
Damit ließ er sie so zurück, wie sie war – die Arme verschränkt, den Kopf zurückgelegt, die Augen erstaunt geweitet.
Gegen zehn wurde Maggie klar, dass es nicht einer jener ruhigen, einsamen Tage werden würde, deretwegen sie aufs Land gezogen war. Die Männer draußen schrien, um sich bei dem Maschinenlärm verständlich zu machen. Lastwagen fuhren auf ihrer frisch geschotterten Straße hin und her. Sie tröstete sich damit, dass in ein paar Wochen dieser Teil der Störung vorbei sein würde.
Sie erhielt drei Anrufe von Freunden an der Westküste, die fragten, wie es ihr ging und was sie machte. Beim dritten Anruf war sie schon ein wenig gereizt von dem ständigen Erklären, dass sie Linoleum wegkratzte, Wände tapezierte, Holz lackierte und es genoss. Sie legte den Hörer neben den Apparat und kehrte an ihr Spachtelmesser und zu dem Küchenboden zurück.
Mehr als die Hälfte des Holzfußbodens war jetzt freigelegt. Die Fortschritte interessierten sie so sehr, dass sie beschloss, sich an diese eine Aufgabe zu halten, bis sie erledigt war. Der Fußboden würde sehr schön werden. Und sie hätte es selbst gemacht.
Maggie hatte gerade erst weitere fünf Zentimeter abgekratzt, als es hinter ihr klopfte. Sie drehte sich um und war bereit, hochzugehen, falls Cliff Delaney zurückgekommen war, um sie zu reizen. Stattdessen sah sie eine große schlanke Frau ihres eigenen Alters, mit weichen braunen Haaren und hellblauen Augen. Während Maggie eingehend Joyce Morgan Agee betrachtete,
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