Schatten über dem Paradies (German Edition)
das vorher eine vernachlässigte Wildnis gewesen war. Der Baum, der sich gegen das Haus geneigt hatte, war mitsamt des Wurzelballens entfernt worden. Zwei Männer, deren Rücken vor Schweiß schimmerten, setzten die Steine zu einer niedrigen Mauer, die sich dort erstrecken sollte, wo der Abhang in den Rasen überging.
Cliff Delaney hat eine straff geführte Firma, dachte Maggie, während sie durch die frische Erde zu dem Seitenteil des Gartens ging. Auch hier war das Schlimmste weggeräumt worden. Ein gewaltiger bärtiger Mann in einem Overall saß auf einem großen gelben Schaufelbagger. Auf Hebeldruck senkte sich der Schaufelarm in den Graben, biss sich in die schwarze Erde und die Felsen und kam gefüllt wieder hoch.
Maggie schirmte ihre Augen ab und beobachtete den Vorgang, während der Welpe um ihre Beine kreiste und alles anknurrte, was sich bewegte. Jedes Mal, wenn sich die Baggerschaufel öffnete und ihre Ladung fallen ließ, brach der Hund in wildes Gebell aus. Lachend kauerte Maggie sich hin und kraulte ihn hinter den Ohren, um ihn zu beruhigen.
„Sei kein Feigling, Killer. Ich erlaube nicht, dass das Ding dich erwischt.“
„Ich würde nicht näher herangehen“, sagte Cliff hinter ihr.
Sie wandte den Kopf und blinzelte gegen die Sonne. „Ich bin nahe genug.“ Da sie den Nachteil nicht mochte, dass sie nach oben und in die Sonne blicken musste, stand Maggie auf. „Sie scheinen Fortschritte zu machen.“
„Wir müssen die Pflanzen in den Boden bekommen und die Wand hochziehen, bevor der Regen kommt.“ Er deutete auf den Graben. „Andernfalls hätten Sie ein ziemliches Chaos am Hals.“
„Verstehe.“ Weil er wieder diese frustrierenden dunklen Brillengläser trug, wandte sie sich von ihm ab und sah dem Schaufelbagger bei der Arbeit zu. „Sie haben eine große Belegschaft.“
„Groß genug.“ Er hatte sich eingeredet, dass er sich die immense sexuelle Anziehungskraft vor Stunden nur eingebildet hatte. Jetzt, da er sie wieder verspürte, konnte er sie nicht leugnen.
Diese Frau war nicht, was er wollte, und doch wollte er sie. Sie war nicht, was er gewählt hätte, und doch wählte er sie. Er konnte die Logik außer Acht lassen, bis er herausgefunden hatte, wie es war, sie zu berühren.
Maggie war sich sehr bewusst, wie nahe sie einander standen. Die Regungen, die sie vor ein paar Stunden gefühlt hatte, setzten wieder ein, langsam, verführerisch, bis sich ihr ganzer Körper anspannte. Sie wusste, dass man jemanden begehren konnte, den man nicht kannte, jemanden, dem man auf der Straße begegnete. Das alles hatte mit dieser gewissen Anziehungskraft zu tun, aber Maggie hatte noch nie so reagiert. Sie verspürte den wilden Drang, sich in seine Arme zu schmiegen und die Erfüllung dessen zu verlangen und anzubieten, was zwischen ihnen siedete. Es war etwas, das Erregung bot und einen Genuss, von dem sie bisher nur einen Blick erhascht hatte. Sie drehte sich um und hatte nicht die geringste Ahnung, was sie sagen sollte.
„Es gefällt mir nicht, was hier vor sich geht.“
Cliff tat nicht so, als würde er sie falsch verstehen. Keiner von ihnen beschäftigte sich in Gedanken mit dem Teich oder mit der Baumaschine. „Haben Sie eine Wahl?“
Maggie runzelte die Stirn und wünschte, sie wäre sich ihrer Sache sicherer. Cliff war nicht wie die Männer, die sie früher gekannt hatte. Standardregeln passten nicht auf ihn. „Ich denke schon. Ich bin hierher gezogen, weil ich hier leben und arbeiten wollte. Aber ich bin auch hierher gezogen, weil ich für mich sein wollte. Ich habe vor, das alles auch wirklich auszuführen.“
Cliff betrachtete sie einen Moment und winkte dann dem Baggerführer geistesabwesend zu, als der Mann die Maschine abstellte, um seine Mittagspause zu machen. „Ich habe diesen Auftrag übernommen, weil ich dieses Land bearbeiten wollte. Und das habe ich auch vor.“
Obwohl sie nicht das geringste Nachlassen der Spannung verspürte, nickte Maggie. „Dann verstehen wir einander.“
Als sie sich abwenden wollte, legte Cliff ihr die Hand auf die Schulter und hielt sie zurück. „Ich glaube, wir beide verstehen eine ganze Menge.“
Ihr Magen spannte und entspannte sich wie eine nervöse Faust. Da seine Finger nur so leicht auf ihrem weiten Sweatshirt lagen, hätte sie gar nichts fühlen sollen. Doch Hunderte von Nervenenden erwachten in ihrem Körper zum Leben. Die Luft war knapper und heißer geworden, die Geräusche der Männer waren mehr in den Hintergrund gerückt.
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