Schatten über dem Paradies (German Edition)
weitergehen können?“ Ihre Stimme klang geschäftsmäßig. Ihre Kehle wurde trocken bei dem Gedanken, allein gelassen zu werden. Allein mit dem Fund in dem Graben.
Cliff wandte den Kopf und nahm die Sonnenbrille ab, so dass ihre Blicke sich trafen. „Ich dachte, ich bleibe noch.“
Erleichterung überflutete sie. Maggie wusste, dass es sich auf ihrem Gesicht gezeigt haben musste, doch sie besaß nicht die Willenskraft, um ihren Stolz an erste Stelle zu setzen. „Ich möchte, dass Sie bleiben. Es ist dumm, aber ...“ Sie blickte in Richtung des Grabens.
„Nicht dumm.“
„Vielleicht ist ,schwach‘ ein besserer Ausdruck“, murmelte sie und versuchte zu lächeln.
„Menschlich.“ Trotz seiner Entschlossenheit, es nicht zu tun, ergriff Cliff ihre Hand. Die Berührung sollte trösten und beruhigen, löste jedoch eine Kettenreaktion aus, die so schnell einsetzte, dass sie nicht aufzuhalten war.
Es schoss ihr durch den Kopf, dass sie schnellstens aufstehen und ins Haus gehen sollte. Vielleicht würde Cliff sie aufhalten, vielleicht würde er sie gehen lassen. Maggie fragte sich weder, was ihr lieber wäre, noch bewegte sie sich. Stattdessen blieb sie sitzen, hielt seinem Blick stand und ließ die Hitze durch sich hindurchfließen. Nichts sonst existierte. Nichts sonst spielte eine Rolle.
Sie fühlte den Druck seiner Finger um ihre Hand, sah, wie sich seine Augen verdunkelten. Es war, als würde er in ihre chaotischen Gedanken hineinblicken. In der Stille des frühen Nachmittags hörte sie jeden seiner Atemzüge. Das Geräusch ließ die Erregung in der Luft zwischen ihnen vibrieren.
Sie bewegten sich aufeinander zu, bis Lippen mit Lippen verschmolzen.
Intensität. Maggie hatte nicht gewusst, dass etwas zwischen zwei Menschen so komprimiert sein konnte, so sehr pure Empfindung. Auch wenn Jahre vergehen sollten, wenn sie blind und taub werden sollte, würde sie diesen Mann allein an der Berührung seiner Lippen erkennen. Innerhalb eines Moments wurde sie mit der Form seines Mundes vertraut, mit dem Geschmack seiner Zunge. Ihr Mund verschloss den seinen, seine Hand lag auf der ihren. Ansonsten berührten sie einander nicht. In diesem Moment bestand keine Notwendigkeit.
In dem Kuss lag eine Aggressivität, sogar eine Grobheit, die Maggie nicht erwartet hatte. Die Süße und das Zögern erster Küsse fehlte, doch sie zog sich nicht zurück. Vielleicht war das alles Teil der Anziehung, die in dem Moment eingesetzt hatte, als er aus dem Pick-up gestiegen war.
Anders. Ja, er war anders als die Männer, die ihr Leben berührt hatten. Auch anders als der eine Mann, dem sie sich geschenkt hatte. Sie hatte das von der ersten Begegnung an gewusst. Da jetzt sein Mund ihre Sinne aufwühlte, war sie dankbar dafür. Sie wollte, dass nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war – keine Erinnerung daran, was sie einst gehabt und verloren hatte. Dieser Mann würde nicht verwöhnen und verehren. Er war stark genug, um Stärke zurückzuverlangen. Sie fühlte, wie seine Zunge mit der ihren spielte und tiefer vordrang. Maggie schwelgte in seinen Forderungen.
Viel zu leicht konnte man ihren zarten Körperbau vergessen, ihr zerbrechliches Aussehen, wenn ihr Mund an seinen Lippen glühte. Cliff hätte wissen sollen, dass tiefe, rastlose Leidenschaft in einer Frau stecken musste, die Musik mit solcher Sinnlichkeit schuf. Doch wie hätte er wissen können, dass ihn diese Leidenschaft packen würde, als hätte er jahrelang darauf gewartet?
Viel zu leicht konnte er vergessen, dass sie nicht die Art von Frau war, die er in seinem Leben haben wollte, wenn ihr Geschmack ihn erfüllte. Wiederum hätte er wissen müssen, dass sie die Macht besaß, einen Mann dazu zu bringen, alle Logik beiseite zu lassen, allen Verstand. Ihre Lippen waren warm und feucht, der Geschmack so kräftig wie der Geruch der frisch aufgeworfenen Erde um sie herum. Der Wunsch wuchs, sie in die Arme zu nehmen und hier unter dem klaren Himmel des Nachmittags alle Sehnsüchte zu stillen, die in ihm hochstiegen. Cliff zog sich zurück und widerstand dieser letzten drängenden Begierde.
Atemlos, mit pochendem Verlangen, starrte Maggie ihn an. Konnte dieses sengende Zusammentreffen ihrer Lippen ihn genauso bewegt haben wie sie? Verschwammen seine Gedanken genau wie die ihren? Pulsierte auch sein Körper unter wildem, drängendem Sehnen? Sie konnte nichts an seinem Gesicht erkennen. Obwohl seine Augen auf die ihren gerichtet waren, konnte man ihren Ausdruck nicht
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