Schatten über dem Paradies (German Edition)
blickte auf ihre Hände. Er wollte fühlen, wie diese Hände mit der gleichen Geschicklichkeit über ihn streichelten, die sie auf den Tasten gezeigt hatten. Langsam ließ er den Blick an ihren Armen hochgleiten, über ihre Schulter zu ihrem Gesicht. Für sie beide war es, als würde er sie berühren.
Maggies Atem war nicht ruhig. Ihr Blick war nicht gelassen. So wollte er das jetzt haben. Ganz gleich, wie oft oder wie entschlossen er sich auch sagte, er solle sich von ihr zurückziehen, Cliff wusste, dass er unaufhaltsam auf einen Punkt zusteuerte, an dem es unmöglich sein würde. Sie war nichts für ihn ... davon konnte er sich überzeugen. Aber sie hatten beide etwas, das sie befreien und kosten mussten.
„Nach dem, was ich gehört habe“, murmelte er, „sind Sie fertig.“
„Das muss ich entscheiden.“
„Spielen Sie die Aufnahme ab.“ Es war eine Herausforderung. An ihren Augen sah er, dass sie es wusste. „Der letzte Song ... ich möchte ihn noch einmal hören.“
Gefährlich. Maggie erkannte die Gefahr. Als sie zögerte, verzogen seine Lippen sich zu einem Lächeln. Das reichte. Wortlos drückte sie den schnellen Rücklauf. Der Song ist nur Fantasie, sagte sie sich selbst, als das Band zurücklief. Genau wie der Film eine Fantasie war. Der Song war für die Personen in einer Geschichte bestimmt und hatte nichts, absolut nichts mit ihr zu tun. Oder mit ihm. Sie schaltete das Gerät auf Wiedergabe.
Maggie beschloss, objektiv zuzuhören, als die Musik den Raum zu erfüllen begann. Sie wollte als Musikerin, als Technikerin zuhören. Das verlangte ihr Job. Doch als ihre eigene Stimme begann, sie in Versuchung zu führen, entdeckte sie, dass sie als Frau zuhörte. Sie erhob sich, trat ans Fenster und blickte hinaus. Wenn ein Sehnen so stark war, konnte Abstand alles entscheiden.
Erwarte die Nacht, wenn die Luft heiß ist vor Irrsinn
Ich bringe dein Blut zum Sieden
Erwarte die Nacht, wenn die Leidenschaft sich erhebt und auf der Flutwelle tanzt
wenn Verlangen befreit strömen kann.
Cliff hörte genau wie vorhin zu und fühlte, wie sein Körper auf die Musik reagierte und auf die Versprechungen, die diese leise Stimme machte. Er wollte alles haben, was der Song andeutete. Alles und noch mehr.
Als Cliff den Raum durchquerte, sah er, wie sie sich anspannte. Er meinte, in der Luft die Hitze zischen zu hören, die der Song angefacht hatte. Bevor er Maggie erreichte, drehte sie sich um. Die Sonne in ihrem Rücken erzeugte einen Lichthof um sie. Als Kontrast dazu waren ihre Augen dunkel. Wie die Nacht, dachte er. Wie ihre Nachtmusik. Die Worte, die sie geschrieben hatte, erfüllten den Raum.
Er sprach nicht, sondern legte seine Hand um ihren Nacken. Sie sprach nicht, sondern widerstand ihm, indem sich ihr Körper verkrampfte. Ärger brannte jetzt in ihren Augen – über sich selbst genau wie über ihn. Sie hatte sich selbst so weit gebracht, indem sie ihren eigenen Wünschen und Fantasien erlaubt hatte, den Weg zu bereiten. Es war nicht Irrsinn, was sie wollte, redete Maggie sich selbst ein, als sie sich zurückzog. Es war Stabilität. Sie suchte nicht Wildheit, sondern Ausgeglichenheit. So etwas bot Cliff nicht.
Seine Finger spannten sich an, als sie sich zurückzog. Das überraschte sie beide. Er hatte die Regeln einer zivilisierten Verführung vergessen, genau wie er vergessen hatte, dass er nur hergekommen war, um nachzusehen, wie es ihr ging. Die Musik und die Worte machten die Verletzbarkeit, die ihm Sorge bereitet hatte, zu etwas Vergangenem. Jetzt fühlte er Kraft, als seine Finger sich in ihre Haut drückten. Er sah Herausforderung in ihrer Haltung und in ihren Augen, vermischt mit Zorn. Cliff wollte nichts anderes, nicht weniger von ihr.
Er trat näher. Als sie protestierend die Hand hob, ergriff er ihr Handgelenk. Ihr Puls pochte unter seiner Hand so heftig, wie die Musik in der Luft pulsierte. Ihre Blicke prallten aufeinander, Leidenschaft auf Leidenschaft. In einer fließenden Bewegung zog er sie an sich und eroberte ihren Mund.
Sie sah die lebhaften Farben und Lichter, die sie sich vorgestellt hatte. Sie schmeckte das drängende Verlangen. Während sie Cliff noch näher an sich heranzog, hörte Maggie ihr eigenes Stöhnen.
Hatte sie darauf gewartet? Auf diese alles verzehrende Lust? Waren dies die Empfindungen und Gefühle, die sie so lange Zeit in ihre Musik hatte einfließen lassen? Sie fand keine Antworten, nur noch mehr Verlangen.
Cliff hatte aufgehört zu denken. Er wusste, dass
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