Schatten über dem Paradies (German Edition)
von ihren Freunden, von Jerrys Freunden. Dann Fragen: „Hat Ihr Mann getrunken, bevor er das Haus verließ?“ - „War er erregt, wütend?“ -„Hatten Sie Streit?“
War es nicht schlimm genug, dass er tot war? Warum hatten sie sich auf alle möglichen Gründe gestürzt? Wie viele Gründe konnte es für einen achtundzwanzig Jahre alten Mann geben, seinen Wagen über eine Klippe hinauszusteuern?
Ja, er hatte getrunken. Er hatte viel getrunken, als seine Karriere abzurutschen begann, während die ihre weiterhin anstieg. Ja, sie hatten einen Streit gehabt, weil keiner von ihnen verstand, was aus den Träumen geworden war, die sie einst gehabt hatten. Maggie hatte die Fragen der Polizisten beantwortet. Und sie hatte die Presse erduldet, bis sie geglaubt hatte, verrückt zu werden.
Sie presste die Lider fest zu. Das war vorüber. Sie konnte Jerry nicht zurückbringen und seine Probleme lösen. Er hatte seine eigene Lösung gefunden. Sie wandte sich von der Tür ab und ging langsam in das Musikzimmer zurück. Wie immer fand sie Zuflucht in ihrer Musik.
Der Titelsong musste leidenschaftlich sein, voller Bewegung und Erotik. Wenn er erklang, sollte er Sinne ansprechen, Bedürfnisse anrühren, Verlangen erzeugen.
Bisher war noch niemand bestimmt worden, den Song zu singen, so dass sie stilmäßig frei war. Sie wollte etwas Bluesartiges, und in ihren Gedanken hörte sie das Stöhnen eines Saxofons. Sexy, schwül. Sie wollte die ruhigen Töne der Blechbläser und das rauchige Pulsieren des Basses. Als sie am Vorabend ruhelos gewesen war, hatte sie ein paar Phrasen niedergeschrieben. Jetzt experimentierte sie damit und verwob Worte mit Musik.
Nahezu sofort wusste sie, dass sie den Schlüssel gefunden hatte. Dieser Schlüssel war unerklärte Leidenschaft, kaum kontrolliert. Es war Verlangen, das alles Zivilisierte hinwegzufegen versprach. Es war die Raserei und die Hitze, die ein Mann und eine Frau zueinander führten, bis sie davon besinnungslos wurden. Sie hatte jetzt den Schlüssel, weil sie es selbst erlebt hatte. Gestern. Mit Cliff.
Irrsinn. Das war das Wort, das ihr durch den Kopf schoss. Verlangen war Irrsinn. Sie schloss die Augen, als Worte und Melodien sie durchströmten. Hatte sie nicht diesen Irrsinn verspürt, diese Süße und das schmerzliche Sehnen, als sein Mund den ihren eroberte? Hatte sie ihn nicht fühlen wollen, Haut an Haut? Er hatte sie an dunkle Nächte denken lassen, schwüle, mondlose Nächte, in denen die Luft so schwer war, dass man sie auf der Haut pulsieren fühlte. Dann hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht, weil Verlangen Irrsinn war.
Sie ließ die Worte kommen, leidenschaftliche, lustvolle Versprechungen, die über der Hitze der Musik siedeten. Verführerisch, viel versprechend ergossen sich die Worte aus ihrem eigenen Verlangen. Die Worte von Liebenden, verzweifelte Worte, mit ihrer leisen, heiseren Stimme geflüstert, bis der Raum mit ihnen aufgeladen war. Niemand, der sie hörte, konnte unberührt bleiben. Das war ihr Ehrgeiz.
Als sie fertig war, fühlte Maggie sich atemlos und bewegt und begeistert. Sie streckte die Hand nach dem Tonbandgerät aus, um das Band zurücklaufen zu lassen, und sah Cliff zum zweiten Mal in der Tür stehen.
Ihre Hand erstarrte, und ihr bereits schnell schlagender Puls raste. Hatte sie ihn mit ihrem Song gerufen? War die Magie so stark? Als er einfach nur schweigend dastand, schaltete sie das Gerät ab und sagte mit erzwungener Ruhe: „Ist es auf dem Land Brauch, dass die Leute einfach uneingeladen hereinplatzen?“
„Sie scheinen das Klopfen nicht zu hören, wenn Sie arbeiten.“
Sie neigte leicht den Kopf. „Das könnte bedeuten, dass ich nicht bei der Arbeit gestört werden möchte.“
„Könnte sein.“ Gestört. Das Wort brachte ihn beinahe zum Lachen. Vielleicht hatte er ihre Arbeit gestört, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was der Song mit ihm angestellt hatte ... Was es ihm angetan hatte, sie beim Singen zu beobachten. Es hatte ihn seine gesamte Selbstbeherrschung gekostet, um sie nicht von dem Klavierhocker zu reißen und sie auf dem staubigen Fußboden zu nehmen. Er kam näher, wusste, dass ihr Duft auf ihn wartete und ihren Reiz erhöhte
„Ich habe gestern ziemlich viel Zeit verloren.“ Maggie schluckte herunter, was immer ihre Stimme zu blockieren drohte. Ihr Körper pulsierte noch, war viel zu verletzbar von der Leidenschaft, die sie freigesetzt hatte. „Ich habe einen festen Abgabetermin für diese Filmmusik.“
Er
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