Schatten über dem Paradies (German Edition)
ihren so sanft, dass sie sich verkrampfte. Maggie hatte gelernt, ihm am wenigsten zu trauen, wenn er diesen Ton anschlug. „Es ging nur um dich und mich.“
„Dann wollen wir es so ausdrücken: Ich habe eine Grundregel, nicht mit Männern ins Bett zu hüpfen, die ich nicht kenne. Dich eingeschlossen.“
Er durchquerte den Raum und legte seine Hand über die ihre auf dem Klavier. „Wie gut musst du mich denn kennen?“
„Besser, als ich dich jemals kennen werde.“ Sie musste gegen den Wunsch ankämpfen, ihre Hand wegzureißen. Sie hatte sich für einen Tag schon genug zur Närrin gemacht. „Ich habe noch eine Regel. Die besagt, dass ich mich von Leuten fern halte, die nicht mögen, wer und was ich bin.“
Er blickte auf die Hand unter der seinen. Sie war hell, schmal und kräftig. „Vielleicht weiß ich nicht, wer und was du bist.“ Er blickte ihr in die Augen. „Vielleicht will ich das herausfinden.“
„Dafür brauchst du meine Mitarbeit, oder?“
Er hob eine Augenbraue, als wäre er amüsiert. „Wir werden sehen.“
Ihre Stimme wurde nur noch eisiger. „Ich möchte, dass du gehst. Ich habe zu arbeiten.“
„Woran hast du gedacht, als du diesen Song geschrieben hast?“ Etwas flackerte so schnell über ihr Gesicht, dass er nicht wusste, ob es Panik oder Leidenschaft war. Beides wäre ihm recht gewesen.
„Ich sagte, du sollst gehen.“
„Werde ich – nachdem du mir gesagt hast, woran du gedacht hast.“
Sie hielt ihr Kinn hoch. „An dich.“
Er lächelte, ergriff ihre Hände und drückte ihre Handfläche an seine Lippen. „Gut“, murmelte er. „Denk weiter an mich. Ich komme wieder.“
Sie schloss ihre Finger über ihre Handfläche, als er wegging. Er hatte ihr keine andere Wahl gelassen, als seine Bitte zu erfüllen.
Spätnachts erwachte Maggie. Benommen dachte sie, dass ein Traum sie gestört hätte. Sie verwünschte Cliff und rollte sich auf den Rücken. Sie wollte nicht von ihm träumen. Ganz sicher wollte sie nicht mitten in der Nacht wach liegen und an ihn denken.
Während sie zur Decke hinaufstarrte, lauschte sie der Stille. Bei Gelegenheiten wie dieser wurde ihr bewusst, wie allein sie war. Keine Angestellten schliefen unten im Haus, wie es ihr ganzes Leben lang gewesen war. Ihr nächster Nachbar war etwa fünfhundert Meter entfernt und durch einen Wald von ihr getrennt. Keine Clubs, die die ganze Nacht geöffnet hatten, keine Drugstores. Bisher hatte sie noch nicht einmal eine Fernsehantenne auf dem Dach. Sie war völlig allein, so wie sie es gewollt hatte.
Warum wirkte ihr Bett plötzlich so leer und die Nacht so lang? Maggie rollte sich auf die Seite und versuchte, ihre Stimmung und ihre Gedanken an Cliff abzuschütteln.
Über ihr knarrte ein Brett, doch sie achtete nicht darauf. Alte Häuser machten nachts Geräusche, Maggie hatte das schnell gelernt. Ruhelos warf sie sich in ihrem Bett hin und her und beobachtete das Licht des schwindenden Mondes.
Sie wollte Cliff nicht hier bei sich haben. Selbst der Gedanke, dass sie es wollte, war zu gefährlich. Es stimmte, dass ihr Körper heftig auf ihn reagiert hatte. Eine Frau konnte nicht immer die Bedürfnisse ihres Körpers kontrollieren, aber sie konnte die Richtung ihrer Gedanken kontrollieren. Entschlossen lenkte sie ihren Verstand auf die Aufgaben des morgigen Tages.
Als das Geräusch wieder ertönte, blickte sie automatisch zur Decke. Das Knarren und Ächzen störte sie selten, aber bisher hatte sie in diesem Haus auch sehr tief geschlafen. Bis Cliff Delaney auftauchte, dachte sie und schloss die Augen. Und riss sie wieder auf, als sie hörte, wie sich eine Tür leise schloss.
Noch bevor Panik in ihr hochschießen oder die Vernunft sie niederkämpfen konnte, hämmerte Maggie bereits das Herz in der Kehle. Sie war allein, und jemand war im Haus. Alle Albträume, die eine Frau allein in der Dunkelheit jemals geplagt hatten, tauchten drohend vor ihr auf. Ihre Finger krampften sich in die Laken, während sie erstarrt dalag und angestrengt lauschte.
Waren das Schritte auf der Treppe, oder bildete sie sich alles nur ein? Während sie von kalter Angst gepackt wurde, dachte sie an den Graben neben dem Haus. Sie biss sich auf die Lippen, um keinen Laut von sich zu geben. Ganz langsam wandte Maggie den Kopf und entdeckte den Welpen, der am Fußende des Bettes lag. Er hörte nichts. Sie schloss wieder die Augen und versuchte ihren Atem zu beruhigen.
Wenn der Hund nichts hörte, was ihn störte, dann gab es nichts, worüber
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