Schatten über dem Paradies (German Edition)
Maggie ihn nur ansah, lächelte der Sheriff wieder. „In Kleinstädten bewegt sich nichts schnell, ausgenommen Neuigkeiten.“
„Ja, vermutlich.“
„Sehen Sie, was gestern passierte ...“ Er räusperte sich. „Ich weiß, es muss für Sie hart sein. Ich kann Ihnen sagen, Joyce hat sich vielleicht aufgeregt. Viele Leute würden auf der Stelle wegziehen, wenn man so etwas einen Steinwurf von seinem Haus entfernt findet.“
Maggie holte Tassen aus dem Schrank. „Ich gehe nicht weg.“
„Freut mich.“ Er schwieg einen Moment und sah zu, wie sie den Kaffee einschenkte. „Ich habe gehört, dass Cliff gestern auch hier war.“
„Richtig. Er hat irgendwelche Arbeiten beaufsichtigt.“
„Und Ihr Hund grub ...“
„Ja.“ Maggie stellte beide Tassen auf den Tisch und setzte sich. „Er ist noch ein Welpe. Im Moment schläft er oben. Zu viel Aufregung.“
Der Sheriff winkte ab, als sie ihm Sahne anbot, und trank seinen Kaffee schwarz. „Ich bin nicht hier, um Sie nach Einzelheiten zu befragen. Die Staatspolizei hat mich informiert. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich Ihnen so nahe bin wie Ihr Telefon, falls Sie etwas brauchen.“
„Danke. Ich bin mit diesen Dingen nicht vertraut, aber ich hätte gestern vermutlich Sie anrufen sollen.“
„Ich kümmere mich gern selbst um mein Gebiet“, sagte er langsam. „Aber bei so einer Sache ...“ Er zuckte die Schultern. „Ich hätte ohnedies die State Police rufen müssen.“ Sein Ehering schimmerte im Sonnenschein. Maggie erinnerte sich daran, dass Joyce genauso einen Ring hatte. Einen schlichten, soliden Goldreif. „Sie machen den Fußboden neu?“
Maggie blickte verständnislos nach unten. „Ach so, ja, ich habe das alte Linoleum herausgenommen. Jetzt muss ich ihn schleifen lassen.“
„Rufen Sie George Cooper an“, riet der Sheriff. „Er steht im Telefonbuch. Er besorgt Ihnen eine elektrische Schleifmaschine, mit der das im Handumdrehen zu erledigen ist. Sagen Sie ihm nur, dass Sie seinen Namen von Stan Agee haben.“
„In Ordnung.“ Sie wusste, dass die Unterhaltung sie hätte beruhigen sollen, aber ihre Nerven waren wieder angespannt. „Danke.“
„Wann immer Sie etwas brauchen, rufen Sie uns an. Joyce möchte Sie zum Abendessen einladen. Sie backt den besten Schinken im County.“
„Das wäre nett.“
„Sie kann noch gar nicht begreifen, dass es jemanden wie Sie nach Morganville zieht.“ Er nippte an seinem Kaffee, während Maggie den ihren kalt werden ließ. Er entspannte sich auf seinem Stuhl. Sie dagegen saß verkrampft aufrecht. „Ich höre nicht viel Musik, aber Joyce kennt alle Ihre Songs. Sie liest auch alle Zeitschriften, und jetzt wohnt jemand in ihrem alten Haus, von dem in den Zeitschriften berichtet wird.“ Er warf einen Blick zur Hintertür. „Sie sollten mit Bog sprechen, damit er ein paar Riegel anbringt.“
Sie erinnerte sich daran, dass die Angeln geölt werden mussten. „Riegel?“
Lachend trank er seinen Kaffee aus. „Das passiert, wenn man Sheriff ist. Man denkt immer an die Sicherheit. Wir haben hier eine nette, ruhige Gemeinde, Miss Fitzgerald. Ich möchte nicht, dass Sie etwas anderes glauben. Aber ich würde mich besser fühlen, wenn Sie ein paar solide Schlösser an den Türen haben, wo Sie doch allein sind.“ Er stand auf und zupfte gedankenverloren an seinem Halfter. „Danke für den Kaffee. Vergessen Sie nicht, mich anzurufen, wenn Sie etwas brauchen.“
„Ich vergesse es nicht.“
„Ich überlasse Sie wieder Ihrer Arbeit. Rufen Sie gleich George Cooper an.“
„In Ordnung.“ Maggie ging mit ihm zur Tür. „Danke, Sheriff.“
Einen Moment blieb sie an der Tür stehen und lehnte den Kopf gegen den Türrahmen. Sie hasste es, dass sie so leicht aus dem inneren Gleichgewicht zu bringen war. Der Sheriff war zu ihr gekommen, um sie zu beruhigen und ihr zu zeigen, dass die Gemeinde, in der sie jetzt lebte, einen aufmerksamen, fähigen Gesetzeshüter hatte. Doch von dem vielen Sprechen mit Polizisten war sie nervös geworden. So viele Polizisten – genau wie bei Jerrys Tod. All diese Polizisten, all diese Fragen. Sie hatte gedacht, darüber hinweg zu sein, aber die Erinnerungen waren auf einmal wieder da ...
„Ihr Mann ist mit dem Wagen von der Straße abgekommen, Mrs. Browning. Wir haben seine Leiche noch nicht gefunden, aber wir tun alles, was wir können. Es tut mir Leid.“
Ja, zuerst hatte es Mitgefühl gegeben, erinnerte sich Maggie. Sie hatte Mitgefühl von der Polizei erhalten,
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