Schatten über dem Paradies (German Edition)
Stück von sich.
„Du hast William Morgan nicht gekannt.“
„Nein, aber ...“
„Ich schon. Er war ein kalter, rücksichtsloser Mann, dem Worte wie Mitgefühl oder Großzügigkeit fremd waren.“ Bewusst ließ er Maggie los und kümmerte sich selbst um das Fleisch auf dem Grill. „Die halbe Stadt hätte vor zehn Jahren gejubelt, wäre es nicht wegen Louella gewesen. Sie liebte den alten Mann. Joyce liebte ihn auch, aber beide fürchteten ihn auch genauso sehr. Die Polizei wird es schwer haben herauszufinden, wer ihn getötet hat, und den Leuten in der Stadt wird es gleichgültig sein. Ich selbst habe ihn aus zahlreichen Gründen verabscheut.“
Es gefiel ihr nicht, dass er so ruhig und kühl über die Ermordung eines Menschen sprechen konnte. Andererseits kannten sie einander tatsächlich nicht. Um ihre Hände zu beschäftigen, kümmerte Maggie sich wieder um den Salat. „Joyce?“ warf sie beiläufig hin.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu und lehnte sich wieder an die Theke. „Morgan glaubte an Disziplin. Altmodische Disziplin. Joyce war wie eine kleine Schwester für mich. Als ich Morgan dabei erwischte, wie er mit dem Gürtel auf sie losging, als sie sechzehn war, habe ich selbst ihm angedroht, ihn umzubringen.“
Er sagte das so lässig, dass Maggie das Blut in den Adern gefror. Er sah die Zweifel und die Fragen in ihren Augen, als sie ihn betrachtete.
„Und man erzählt sich“, fügte Cliff hinzu, „dass die Hälfte der Einwohner von Morganville das Gleiche getan hat. Keiner hat getrauert, als sie William Morgans Wagen aus dem Fluss fischten.“ Er erinnerte sich daran, dass man auch den Wagen ihres Mannes aus dem Wasser gezogen hatte. Er erinnerte sich daran, dass letztlich auf Selbstmord entschieden worden war. „Du solltest keine Vergleiche anstellen“, sagte er rau.
„Die Vergleiche scheinen sich von selbst anzustellen.“
„Was mit Jerry Browning passierte, war ein tragischer Verlust an Leben und Talent. Willst du auch dafür die Schuld auf dich nehmen?“
„Ich habe nie die Schuld auf mich genommen“, erwiderte Maggie matt.
„Hast du ihn geliebt?“
Ihre Augen waren beredt, doch ihre Stimme war fest. „Nicht genug.“
„Genug, um ihm sechs Jahre lang treu zu sein“, stellte Cliff fest.
Sie lächelte, als sie ihre eigenen Worte wieder hörte. „Ja, genug dafür. Dennoch gehört mehr zur Liebe als Loyalität, nicht wahr?“
Seine Hand war wieder sanft, als er ihr Gesicht berührte. „Du hast gesagt, du hättest die Schuld nicht auf dich genommen.“
„Verantwortung und Schuld sind zwei verschiedene Dinge.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Hier gibt es weder Verantwortung noch Schuld. Meinst du nicht, dass es der Gipfel des Egoismus wäre, sich für die Taten einer anderen Person verantwortlich zu fühlen?“
Sie wollte ihn schon anfauchen, doch dann begriff sie seine Worte. „Vielleicht. Vielleicht ist es das.“ Es fiel ihr nicht leicht, aber sie schüttelte die Stimmung ab und lächelte. „Ich glaube, die Hamburger sind fertig. Lass uns essen.“
7. KAPITEL
M aggie fand, dass ihre Küche gemütlich war. Es roch nach heißem Essen, und Regentropfen begannen an die Fensterscheiben zu schlagen. Wenn sie darüber nachdachte, so hatte sie nie zuvor wirkliche Gemütlichkeit erlebt. Ihre Eltern hatten in großem Stil gelebt. Riesige, elegante Räume und riesige, elegante Partys sowie bestechende, exzentrische Freunde.
In ihrem eigenen Heim in Beverly Hills war Maggie weit gehend demselben Muster gefolgt. Extravaganz mochte in dieser Phase ihres Lebens eine Notwendigkeit gewesen sein, vielleicht auch nur eine Gewohnheit. Sie wusste nicht, wann dieser Stil angefangen hatte, ihr auf die Nerven zu gehen, genau wie sie nicht wusste, ob sie jemals zuvor so entspannt gewesen war wie in diesem Moment, wo sie in ihrer halb fertigen Küche mit einem Mann aß, dessen sie sich nicht ganz sicher war.
Er war stark. Vielleicht hatte sie nie zuvor einen starken Mann in ihrem Leben zugelassen. Ihr Vater war stark gewesen. Er war der Typ Mann gewesen, der tun und lassen konnte, was er wollte, und auch immer alles bekam, weil er es wollte. Seine Stärke war nicht körperlich gewesen, sondern lag in seiner Persönlichkeit und Willenskraft. Ihre Mutter hatte durch ihre eigene Energie und ihr überschäumendes Wesen mit ihm gleichgezogen. Maggie hatte nie eine perfektere Beziehung gesehen als die der beiden.
Eine allumfassende, verständnisvolle Liebe hatte ihre Eltern
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