Schatten über dem Paradies (German Edition)
um sieben“, flüsterte er und schlenderte zu seinem Pick-up. „Maggie“, fügte er durch das offene Fenster hinzu, „nichts Aufwändiges. Ich bin nicht anspruchsvoll.“
„Du ...“, setzte sie an, doch das Dröhnen des Motors übertönte sie. Außer sich vor Wut, blieb sie allein mitten auf dem Parkplatz zurück. In dem Bewusstsein, dass mindestens ein halbes Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet waren, hielt Maggie ihren Kopf hoch, während sie sich in ihren Wagen hinter das Steuer setzte.
Sie verwünschte Cliff mehrmals und mit sehr gezielten Ausdrücken, während sie die drei Meilen zu ihrem Haus zurückfuhr. Maggie hatte erwartet, dass Cliffs Arbeiter da waren. Den diskreten schwarzen Wagen am Ende ihrer Zufahrt dagegen erwartete sie nicht. Als sie daneben hielt, war sie nicht in der Stimmung für Besucher. Sie wollte allein sein mit der Schleifmaschine, die sie von George Cooper gemietet hatte
Als sie aus dem Wagen stieg, entdeckte sie den schlaksigen Mann mit den grau melierten Haaren, der aus der Richtung des Grabens auf sie zukam. Und sie erkannte ihn.
„Miss Fitzgerald.“
„Guten Morgen. Lieutenant Reiker, nicht wahr?“
„Ja, Ma’am.“
„Kann ich etwas für Sie tun?“
„Ich muss Sie um Ihre Mitarbeit bitten, Miss Fitzgerald.“ Der Lieutenant verlagerte sein Gewicht auf einen Fuß, als würde ihm seine Hüfte Schwierigkeiten machen. „Sie wollen sicher weitermachen, aber wir möchten Sie bitten, mit dem Teich noch eine Weile zu warten.“
„Verstehe. Können Sie mir den Grund verraten?“
„Wir haben den vorläufigen Bericht des Gerichtsmediziners erhalten und werden ermitteln.“
„Lieutenant, ich weiß nicht, wieviel Sie mir sagen können, aber ich denke, ich habe ein Recht, gewisse Dinge zu erfahren. Dies hier ist mein Besitz.“
„Sie selbst werden mit der Sache nicht wirklich etwas zu tun haben, Miss Fitzgerald. Diese Sache liegt lange Zeit zurück.“
„Sofern mein Grund und Boden betroffen sind, habe ich etwas damit zu tun. Es wäre für mich leichter, Lieutenant, wenn ich wüsste, was hier vor sich geht.“
Reiker fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Die Ermittlung hatte gerade erst begonnen, und er hatte schon einen schlechten Geschmack im Mund. Vielleicht sollte man Dinge, die so lange begraben gewesen waren, besser begraben lassen.
„Der Gerichtsmediziner hat festgestellt, dass die Überreste von einem männlichen Weißen Anfang Fünfzig stammen.“
Maggie schluckte. Das machte es real. Viel zu real. „Wie lange ...“, setzte sie an und musste noch einmal schlucken. „Wie lange lag er schon da?“
„Der Gerichtsmediziner ist der Meinung, ungefähr zehn Jahre.“
„So lange, wie mein Haus leer gestanden hat“, murmelte sie. Sie nahm sich zusammen und sagte sich, dass es sie nicht persönlich traf. Logischerweise hatte es nichts mit ihr zu tun. „Man konnte wohl nicht feststellen, wie er starb?“
„Erschossen“, sagte Reiker tonlos und beobachtete, wie Entsetzen in ihre Augen stieg. „Es dürfte ein Gewehr gewesen sein, wahrscheinlich aus nächster Nähe.“
„Grundgütiger!“ Mord. Aber hatte sie es nicht vom ersten Moment an gefühlt? Maggie starrte zum Wald hinüber und sah zwei Eichhörnchen, die einen Baumstamm hinaufjagten. Wie konnte das hier passiert sein? „Nach so vielen Jahren ...“, setzte sie an, musste aber wieder schlucken. „Ist es denn nach so vielen Jahren nicht praktisch unmöglich ... ihn ... zu identifizieren?“
„Er wurde heute Vormittag identifiziert“, erwiderte der Lieutenant. „Wir haben auch einen Ring gefunden, einen alten Ring mit Gravierungen und drei kleinen Diamantsplittern. Vor einer Stunde hat Joyce Agee den Ring als ihrem Vater gehörend identifiziert. William Morgan wurde ermordet und in diesem Garten versteckt.“
Aber das konnte unmöglich stimmen. Sie versuchte zu denken. „Das kann nicht sein. Ich habe gehört, dass William Morgan einen Unfall hatte – irgendetwas mit dem Wagen.“
„Vor zehn Jahren durchstieß sein Wagen die Leitplanke der Brücke, die nach West Virginia führt. Sein Wagen wurde aus dem Potomac gezogen, nicht jedoch seine Leiche. Seine Leiche wurde nie gefunden ... bis vor ein paar Tagen.“
Durch die Leitplanke ins Wasser, dachte Maggie benommen. Genau wie Jerry. Sie hatten Jerrys Leiche auch nicht gefunden. Eine ganze Woche lang. In dieser Woche hatte sie jede nur erdenkliche Hölle durchlebt. Während sie jetzt dastand und vor sich hin starrte, kam sie sich vor wie
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