Schatten über dem Paradies (German Edition)
verbunden, zusammen mit einem praktischen Verstand, Mitgefühl und Temperament. Sie hatten nie miteinander im Wettstreit gelegen, einander nie den Erfolg geneidet. Unterstützung, dachte Maggie. Vielleicht war das der Schlüssel für die Qualität und die andauernde Kraft ihrer Beziehung gewesen. Bedingungslose Unterstützung. In ihrer eigenen Ehe hatte Maggie das nicht gefunden und war daher zu der Überzeugung gekommen, dass ihre Eltern einmalig gewesen waren.
Irgendetwas war in ihrer Beziehung mit Jerry passiert, das sie beide aus dem inneren Gleichgewicht gebracht hatte. Während er schwächer wurde, war sie stärker geworden. Irgendwann waren sie an einen Punkt gelangt, an dem alle Unterstützung bei ihr gelegen und er nur noch Hilfe gebraucht hatte. Dennoch war sie geblieben, weil es unmöglich war zu vergessen, dass sie Freunde gewesen waren. Freunde brachen keine Versprechen.
Während sie Cliff betrachtete, fragte sie sich, was für ein Freund er sein würde. Und sie fragte sich, auch wenn sie das nicht wollte, wie er als Liebhaber sein würde.
„Woran denkst du?“
Die Frage kam so abrupt, dass Maggie fast ihr Glas umwarf. Rasch ging sie ihre Gedanken durch und wählte den unpersönlichsten aus. Sie konnte ihm kaum sagen, was ihr zuletzt durch den Kopf gegangen war. „Ich habe darüber nachgedacht“, sagte sie und griff nach ihrem Wein, „wie gemütlich es ist, hier in der Küche zu essen. Ich werde wahrscheinlich das Esszimmer auf die letzte Stelle meiner Liste setzen.“
„Das hast du gedacht?“ Daran, wie er ihren Blick festhielt, erkannte sie, dass er sie durchschaute.
„Mehr oder weniger.“ Eine Frau, die ihr ganzes Leben interviewt worden war, wusste, wie man Ausflüchte machte. Sie griff nach der Flasche und füllte Cliffs Glas nach. „Der Bordeaux ist auch ein Geschenk von meinem Agenten. Oder ein weiterer Bestechungsversuch“, fügte sie hinzu.
„Bestechungsversuch?“
„Er will, dass ich diesen verrückten Plan aufgebe, mich in der Wildnis niederzulassen, und in die Zivilisation zurückkehre.“
„Er will dich mit Welpen und französischem Wein überreden?“
Sie lachte und nippte an ihrem Glas. „Würde ich nicht so an diesem Besitz hängen, hätte eines von beidem wirken können.“
„Hängst du wirklich an dem Besitz?“ fragte Cliff nachdenklich.
Bei der Frage hörten ihre Augen auf zu leuchten, und ihr weicher Mund nahm einen nüchternen Zug an. „In deinem Beruf solltest du wissen, dass manche Dinge sehr schnell Wurzeln schlagen.“
„Manche“, stimmte er zu. „Und manche können in einem neuen Gebiet nie heimisch werden.“
Sie tippte mit einer Fingerspitze gegen ihr Glas und hätte gern verstanden, warum seine Zweifel so tief in ihr nagten. „Du hast nicht viel Vertrauen zu mir, nicht wahr?“
„Vielleicht nicht.“ Er zuckte die Schultern, als wollte er ein Thema auflockern, dessen er sich nicht mehr so sicher war. „Jedenfalls finde ich es interessant zuzusehen, wie du dich anpasst.“
Sie beschloss, auf seine Stimmung einzugehen. „Und wie passe ich mich an?“
„Besser, als ich dachte.“ Er hob sein Glas. „Aber es ist noch sehr früh, um es endgültig zu beantworten.“
Sie lachte, weil Streit nur Zeitverlust wäre. „Bist du als Zyniker auf die Welt gekommen, Cliff, oder hast du Unterricht genommen?“
„Bist du als Optimist auf die Welt gekommen?“
„ Touché “, sagte Maggie. Sie interessierte sich nicht mehr für das Essen, sondern betrachtete Cliff und fand, dass sie zwar sein Gesicht sehr mochte, dass sie ihn aber noch immer nicht nach seinen Augen beurteilen konnte. Zu beherrscht, dachte sie. In seine Gedanken gelangte man nur, wenn man eingeladen wurde. „Weißt du“, begann sie nachdenklich, „nachdem ich aufgehört hatte, mich zu ärgern, war ich froh, dass du heute Abend kommst.“ Jetzt lächelte sie. „Ich weiß nicht, wann ich sonst den Wein geöffnet hätte.“
Das brachte ihn zu Grinsen. „Ich ärgere dich?“
„Das weißt du sehr gut“, entgegnete Maggie trocken. „Und aus deinen ganz persönlichen Gründen macht dir das auch Spaß.“
Cliff kostete erneut den Wein. „Das stimmt tatsächlich.“
Er sagte das so unbekümmert dahin, dass Maggie wieder lachen musste. „Liegt das nur an mir, oder ist es dein Hobby, Leute zu ärgern?“
„Es liegt nur an dir.“ Über den Rand seines Glases hinweg betrachtete er sie. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt, was ihre zarten klassischen Züge betonte. Ein dunkles
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